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1652 - Im Netz des Quidor

Titel: 1652 - Im Netz des Quidor
Autoren: Unbekannt
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genauer ausdiskutieren, denn das Spiel geht uns deswegen nicht verloren, wie du bereits sagtest, und Punkte haben wir ohnehin keine mehr."
    „Und was sollen wir jetzt tun?" fragte Fallar. „Wir werden uns zusammentun und ein Spielchen treiben, aber mit allen, auch den Leitern und den Überwachern", antwortete Bull.
     
    10.
     
    31. Januar 1206 NGZ Die Menschen von der KAHALO veranstalteten in der Folge im gesamten Lakoor-System ein beispielloses Chaos. Sie schalteten sich in Auseinandersetzungen ein und brachten sie so durcheinander, daß sie abgebrochen werden mußten, sie unterbrachen die Verbindungen von Computerständen und verkehrten gedankliche Anweisungen der Überwacher ins Gegenteil. Das Quidor-Netz wurde bis in die Basis erschüttert, und die Beschwerden der Spieler nahmen so Überhand, daß bald nahezu nirgends mehr ein Wettstreit stattfand. Das KAHALO-Team wich jedem geistigen Angriff aus, sandte völlig verdrehte Gedanken durch das Netz und verwandelte das Lakoor-System in ein Tollhaus.
    Malassir schaltete sich mehrmals ein, verwarnte die Terraner und versuchte sie schließlich an ihren Aktionen zu hindern, aber sie entglitten ihm mühelos. Sie waren überall zugleich, aber nirgends greifbar, weil sie blitzartig auftauchten, Chaos verursachten und sofort wieder verschwanden, und immer mehr Spieler zogen sich - soweit es ging - aus dem Netz zurück. Da niemand ihre abstrusen Handlungen verstehen konnte, gab es auch keine Möglichkeit, ihnen zu begegnen, und so flüchtete schließlich alles vor ihnen.
    Zuletzt schaltete sich das Orakel selbst ein und fragte, was das Team eigentlich bezweckte. Auf die einheitliche Antwort: „Zurück zum Schiff, aus dem System" reagierte es mit der Drohung, sie gefangenzusetzen und als Nahrung zur Speisung des Netzes zu verwenden.
    Daraufhin setzte das Team seine Störungen fort, ungeachtet aller Verwarnungen des Spielleiters.
    Da ihr Wunsch kein Gehör fand, waren sich Bull und Joara schließlich einig, daß hier nur massive Gewalt helfen konnte. Erneut schlossen sich die Terraner zusammen und holten aus ihrem tiefsten Unterbewußtsein und ihrer Phantasie die schrecklichsten und blutigsten Alpträume hervor, die sie in geballter Ladung über das ganze Netz verbreiteten. Sie brachten das Sonnenlicht zum Erlöschen, setzten die Funktionsfähigkeit der Callons aus, ließen riesige geflügelte Dämonen aus Feuerlohen entspringen, die mit messerscharfen Krallen und Zähnen über die Spieler herfielen und sie zerfetzten.
    Tausende von Spielern und Verlierern brachen schreiend und von Krämpfen geschüttelt zusammen, die Überwacher waren nicht in der Lage, ihnen zu helfen, und Malassir konnte nicht überall gleichzeitig sein. Angespornt von ihrem Erfolg, machten Reginald Bull, Joara Clayton und die anderen weiter und verwandelten das Lakoor-System in eine Hölle. Dann wurden sie vom Netz abgeschaltet. Plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, erlosch das Stimmengewirr in ihren Köpfen, eine seltsame, friedliche Stille trat ein, und sie waren allein. Um sie herum war nichts als Dunkelheit, sie waren völlig isoliert, und nicht nur ein Teammitglied stellte sich die bange Frage, ob das Orakel seine Drohung, sie gefangenzunehmen, wahr gemacht hatte. Sie konnten sich nicht miteinander unterhalten, da die Gedankenverbindung abgeschaltet war, und auch der Funk funktionierte nicht.
    Möglicherweise war das ihr Ende. Es gab keine Möglichkeit mehr, zu entkommen, sich aufzulehnen, etwas zu unternehmen. Jeder war allein auf sich gestellt, umgeben von leerer Finsternis, isoliert von allem Leben. Es war nur eine Frage der Zeit, wann der Verstand wahnsinnig wurde, unfähig zu beurteilen, ob er noch lebte oder bereits tot war - im Nichts.
    Wollen sie riskieren, daß wir wahnsinnig werden? dachte Bull. Als Wahnsinnige können wir dem Netz nicht einmal mehr als Nahrung dienen.
    Dann erlosch sein Bewußtsein.
     
    *
     
    Als Bull wieder zu sich kam, fand er sich an Bord der KAHALO, in seiner eigenen Kabine. Was ist los? dachte er verwundert. Habe ich das alles nur geträumt? Vorsichtig tastete er seinen Körper ab. Kein Anzug, nicht die Spur einer symbiotischen Verbindung. „Datum!" forderte er laut. „31. Januar", lautete die Antwort.
    Das wäre aber ein sehr langer Schlaf gewesen. Er stand auf, um sein Gesicht im Spiegel zu betrachten. Alles unverändert, wie vor zwei Wochen. Keine Alterslinien, keine grauen Haare. Er war jung, er war gesund. Er war unsterblich.
    Aber was war mit den
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