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1643 - Psychospiel auf Akon

Titel: 1643 - Psychospiel auf Akon
Autoren: Unbekannt
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Ansicht der Mitglieder des hohen Blocks der Ersten Verantwortung war eben dieser selbstbestallte Kräuterdoktor und Einödpsychologe der Mann, der das elende Schicksal der Blues, der Akonen und der halben restlichen Milchstraße zum Besseren wenden sollte.
    Ausgerechnet er - Cailman Tzyk, Kommandant der TENTRA BLUE - war dazu berufen, diesen Mann von seiner großen Berufung zu überzeugen, ihn an Bord zu nehmen und mit ihm ein Unternehmen zu leiten, das bei optimistischer Einschätzung nur als besonders komplizierte Form von Selbstmord bezeichnet werden konnte.
    Unter diesen Umständen hatte Cailman Tzyk nicht die geringste Lust, sich in die Warteschlange der Hilfesuchenden einzureihen. Er näherte sich gerade dem Eingang der Hütte, als das Türtuch beiseite geschlagen wurde und eine weibliche Gestalt heraushuschte, die sich schnell entfernte.
    Von den Wartenden protestierte niemand, als Cailman Tzyk sich vordrängte und die Hütte betrat. Mit seinen vier Augen erfaßte er in wenigen Sekundenbruchteilen, daß sich der erste äußere Eindruck im Inneren ohne Bruch fortsetzte.
    Die Lebensführung des Friedensstifters Arinu Barras war nicht bescheiden oder karg, sie war elend und erbärmlich.
    Arinu Barras saß in meditativer Haltung auf einem dünnen Polster und blickte Cailman Tzyk an. „Du mußt einen weiten Weg hinter dir haben", sagte er freundlich. „Habe ich", gab Cailman Tzyk kurz angebunden zurück. „Einen sehr weiten Weg sogar."
    Er zögerte verwirrt. Die rechten Worte und Begriffe wollten sich plötzlich nicht mehr mit der gewohnten Schnelle einstellen.
    Arinu Barras machte eine einladende Geste mit der Hand. Der Blue setzte sich. Im Inneren der Hütte war es, verglichen mit der Bruthitze außerhalb, angenehm kühl.
    Es schien, als fiele ein Teil der Last und Mühsal dieses Tages von Cailman Tzyk ab. Er war jetzt am ersten Etappenziel seines Auftrags.
    Wenn der Rest dieser Mission sich ähnlich leicht anließ wie dieser Cailman Tzyk sollte es recht sein. Er entspannte sich, reinigte seine Kehle mit einem Räuspern. „Wir brauchen deine Hilfe, Friedensstifter", begann er unumwunden. „Wir?" Der Linguide lächelte.
    Cailman Tzyk machte fahrige Gesten. „Wir!" bestätigte er. „Blues, Linguiden, Arkoniden, Akonen - wir alle, die wir diese Milchstraße bewohnen."
    Arinu Barras lachte fröhlich. „Eine solche Last willst du mir auf die Schultern laden?"
    Cailman Tzyk blickte ihn ernst an. „Wir haben keine andere Wahl, Friedensstifter", sagte er dann halblaut.
    Er wußte, daß er die Wahrheit sprach.
    Gelang dieser Plan nicht, dann war es um den Frieden der Blues und anderer galaktischer Völker geschehen. Mit skrupelloser Arglist und raffinierter Tücke hatte Akon die hierarchischen Strukturen einiger planetarer Regierungen behutsam unterminiert. Von unten her war diese heimliche Übernahme der Macht nicht mehr aufzuhalten; der Befehl konnte nur von oben, von der Führungsspitze Akons kommen.
    Dafür mußte man auf Akons Führung einwirken. Und dazu wurde der Linguide Arinu Barras gebraucht.
    Arinu Barras lächelte versonnen. „Ein Teil meines Wirkens", sagte er freundlich, „besteht genau darin: den Ratsuchenden zu zeigen, daß es zu ihrem Elend eine Alternative gibt."
    Cailman Tzyk suchte verzweifelt nach Worten.
    Er wußte, daß von den nächsten Sätzen seine Mission abhing.
    Und daß sie ohne diesen Arinu Barras nicht gelingen konnte.
    Daß Barras die Person war, die gesucht und gebraucht wurde, daran zweifelte Cailman Tzyk jetzt nicht mehr. Es mußte dieser Friedensstifter sein, kein anderer. „Yeni Zynok ist tot!" platzte Cailman Tzyk schließlich ungelenk heraus.
    Arinu Barras sah ihn einen Herzschlag lang an, dann senkte er den Blick ein wenig. In seinen Augen sammelte sich Feuchtigkeit, puckerte in einem Rinnsal hinab zu den Mundwinkeln, die leise zitterten. „Die Akonen haben ihn ermordet", stieß der Blue hervor. „Deinen Ziehvater, Arinu Barras."
    Barras sah ihn an. „Was verlangst du für diese Nachricht? Welche Belohnung?"
    „Nichts in der Art", antwortete Cailman Tzyk eilig. „Ich sagte ja, die Akonen haben ihn ermordet, aus politischen Gründen.
    Sie drangsalieren uns, euch Linguiden übrigens auch, selbst wenn ihr das so deutlich nicht merkt. Und deswegen mußt du uns helfen."
    Mit tränenschweren Augen sah Barras ihn an. „Ich lebe nicht, um nach deinen Erwartungen zu handeln", sagte er außerordentlich ruhig. „So, wie du nicht geschaffen bist, nach meinen Wünschen zu
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