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1643 - Die Templer-Katakombe

1643 - Die Templer-Katakombe

Titel: 1643 - Die Templer-Katakombe
Autoren: Jason Dark
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ungefähr fünf Minuten, da brachte Glenda Perkins die Besucherin in unser Büro. Oft ist der erste Eindruck der entscheidende, und ich fand, dass Frau Radix sich zwar selbstbewusst gab, aber trotzdem eine gewisse Unsicherheit nicht verbergen konnte.
    Ihr Lächeln kam warm und freundlich rüber. Man konnte es auch als leicht verhalten oder abwartend bezeichnen.
    Wir stellten uns gegenseitig vor. Ihr Händedruck war fest, und wir schauten uns in die Augen. Es war keine Falschheit in ihren zu lesen.
    Glenda bot Kaffee an, den unsere Besucherin nicht verschmähte.
    »Ja«, sagte sie und lächelte. »Den kann ich jetzt vertragen. Dabei habe ich gedacht, dass in England nur Tee getrunken wird.«
    Ich winkte mit beiden Händen ab. »Auf keinen Fall. Und Glendas Kaffee ist Weltklasse. Das werden Sie bald merken.«
    »Hören Sie nicht auf ihn. Er übertreibt gern.«
    Es war unserer Besucherin anzusehen, dass ihr die Atmosphäre hier gefiel.
    Die Spannung ließ bei ihr sichtlich nach.
    Ich nahm ihr die Jacke ab, bot ihr einen Platz an und kam endlich dazu, sie mir genauer anzuschauen.
    Ellen Radix war eine Frau zwischen dreißig und vierzig Jahren. Das rotblonde halblange Haar war glatt geföhnt. Ich sah in graugrüne Augen in einem normalen Gesicht, in dem es nichts Auffälliges gab. Vielleicht die Grübchen rechts und links der Mundwinkel. Bekleidet war sie mit einem grauen Kleid, das recht eng saß und eine nicht zu dünne Figur unterstrich.
    Nachdem sie Platz genommen hatte, legte sie einen wattierten Umschlag auf unseren Schreibtisch und strich eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. Danach atmete sie tief durch und sagte mit leiser Stimme, wobei sie sich um ein korrektes Englisch bemühte: »Ich bin froh, dass ich es bis hierher geschafft habe.«
    »Sie können ruhig Deutsch sprechen«, schlug ich vor. »Diese Sprache verstehen wir gut. Wir haben Freunde in Deutschland.«
    »Oh. Aber meinen Vater kennen oder kannten Sie nicht.« Beim letzten Wort war ihre Stimme abgeflacht.
    »Nein«, bestätigte ich.
    »Er ist leider tot.« Ellen senkte den Blick. »Man hat ihn umgebracht, und das in meinem Beisein.«
    Ich schluckte und hatte das Gefühl, schon direkt beim Thema zu sein.
    Glenda kam mit dem Kaffee. Auch mir brachte sie eine Tasse mit, und Ellen bedankte sich.
    Es war klar, dass sie reden wollte und musste, aber ich dachte nicht daran, sie zu drängen. Sie musste von selbst damit beginnen, was sie auch nach einigen Schlucken Kaffee tat.
    »Wie gesagt«, begann sie mit leiser Stimme, »mein Vater wurde ermordet. Kurz zuvor hat er mir den Umschlag gegeben, damit ich ihn zu Ihnen nach London bringe.«
    »Haben Sie ihn geöffnet?«, fragte Suko.
    »Nein.« Sie wehrte mit beiden Händen ab. »Das habe ich mich nicht getraut.«
    »Dann wissen Sie auch nichts über den Inhalt.«
    »So ist es.«
    Mir gefiel nicht, wie das Gespräch verlief, deshalb schlug ich vor, dass sie ganz von vorn begann, damit wir uns ein Bild machen konnten.
    Damit war sie einverstanden. Und sie wirkte auch erlöst, weil sie endlich etwas loswerden konnte, das sie anscheinend stark bedrückte.
    Wir erfuhren alles über ihren Vater. Hörten, dass er seine Familie im Stich gelassen und sich über Jahre nicht gemeldet hatte, woran die Mutter beinahe zerbrochen wäre.
    »Was war er denn von Beruf?«, fragte Glenda, die bei uns geblieben war und zugehört hatte.
    »Forscher. Geologe und Archäologe. Er ist viel gereist, kam aber stets zurück. Bis er dann für Jahre verschwand, und als er mich traf, da erlebte ich so etwas wie eine Todesangst bei ihm. Er wollte mir ein Vermächtnis überlassen, was er geschafft hat. Dann aber waren seine Verfolger da, und ein Messerwurf reichte aus.« Sie verstummte und schlug die Hände vor ihr Gesicht.
    Wir warteten, bis sie sich wieder gefangen hatte, und ich fragte: »Sie sind dem Mörder entkommen?«
    »Ja, obwohl man mich als Zeugin auch hat umbringen wollen. Ich konnte mich jedoch wehren.«
    »Wie?«
    »Pfefferspray«, flüsterte sie. »Ich habe es immer in meiner Tasche. Das war mein Glück. Es traf den Mann direkt in die Augen. Danach konnte ich fliehen.« Sie berichtete, was ihr danach passiert war und welches Glück sie gehabt hatte, hierher nach London kommen zu können.
    Nach einer Weile übernahm ich wieder das Wort. »Haben Sie denn eine ungefähre Vorstellung davon, was Ihr Vater Ihnen hinterlassen haben könnte?«
    »Nicht genau. Er hat behauptet, etwas entdeckt und ein großes Geheimnis gelüftet zu haben, von
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