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1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

Titel: 1642 - Ein Rächer aus dem Nichts
Autoren: Jason Dark
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funkelten.
    Sie lächelte ihn an. »Hallo, junger Mann.«
    »Hi.«
    Auch Skip lächelte. Er war froh, einen so angenehmen Fahrgast neben sich sitzen zu haben, auch wenn die Frau, deren graues Haar einen Kurzschnitt hatte, sicherlich mit ihm reden würde, aber das nahm er hin.
    Das war ihm letztlich egal. Besser als von irgendwelchen Typen angemacht zu werden, die nur auf Randale aus waren. Das gab es leider auch zu oft in den Bahnen.
    Die Frau warf einen Blick auf seine Zeichnung. Sie nickte und fragte mit leiser Stimme: »Darf ich dir etwas sagen?«
    »Bitte.«
    »Die Zeichnung ist klasse. Ein richtiges kleines Meisterwerk. Das kann ich beurteilen.«
    Skip wurde verlegen. Er bekam sogar einen roten Kopf. Lob hatte er schon oft genug bekommen, nur nicht von einem Menschen, dessen Comic-Lesezeiten schon lange zurücklagen. Er hob leicht unbehaglich die Schultern und hatte endlich eine Antwort gefunden.
    »Nun ja, es geht.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Sei nicht so bescheiden, junger Mann. Ich kenne mich auf dem Gebiet aus. Als ich mal in den Staaten war, habe ich die Zeichner der Superhelden-Comics selbst erlebt und sogar mit Stan Lee gesprochen.«
    »Nein…«
    »Doch. Das kannst du mir glauben.«
    »Stan Lee!«, flüsterte Skip. »Das ist - Mann, mir fehlen einfach die Worte. Der Erfinder der großen Marvel-Helden. Das ist ja ein Wahnsinn und ein Zufall, dass wir hier beisammen sitzen.« Er wurde unruhig und hatte etwas Bammel vor der nächsten Frage. Aber er stellte sie trotzdem.
    »Darf ich fragen, was Sie von Beruf sind?«
    »Waren, mein Junge, waren.« Für einen Moment nahm ihr Blick einen traurigen Ausdruck an. »Ich habe als Blasenzeichnerin gearbeitet, habe gelettert, aber das ist vorbei. Der Computer hat meinen Job übernommen, und so stand ich auf der Straße. Außerdem hat man mich als zu alt angesehen. Doch die Freude für meinen Beruf, die hat man mir nicht nehmen können.« Sie beugte sich zur Seite und flüsterte: »Ich lese sie noch immer gern, diese wunderbaren Geschichten, die einen Menschen so glücklich machen können. Angefangen von Tarzan, über die Funnys, bis hin zu den Superhelden. Sie waren stets meine Traummänner.« Die Frau bekam einen glänzenden Blick, als sie sich gedanklich in der Vergangenheit bewegte.
    »Ja, das war bestimmt ein toller Job.«
    Sie nickte. »Ich heiße übrigens Loreen Sander.«
    »Und ich bin Skip Tandy.«
    »Aha«, meinte sie.
    »Wieso?«
    Loreen hob den rechten Zeigefinger. »Du kannst einer alten Frau das glauben, was ich dir jetzt sage. Ich bin davon überzeugt, dass man von dir noch einiges hören wird. Und ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass ich es erleben werde. Den Comics bleibe ich verbunden, so lange ich lebe. Das ist gewiss.«
    Skip Tandy wusste nicht, was er sagen sollte. Einer derartigen Frau war er noch nie begegnet. Klar kannte er Comic-Enthusiasten, aber nicht in diesem Alter.
    Die Bahn stoppte, und diesmal stiegen mehr Menschen aus als ein. So wurden die Wagen allmählich leerer.
    »Fahren Sie bis zur Endstation?«
    »Nein, Skip. Ich muss an der übernächsten Haltestelle raus. Ich will eine Freundin besuchen. Sie ist umgezogen. Sie wohnt in East Putney.«
    »Ich muss eine weiter. Bis nach Southfields.«
    »Das ist fast in Wimbledon.«
    »Genau.«
    »Wohnen da auch deine Eltern?«
    »Ja. Ich studiere aber in der City und besuche dort eine Kunstschule.«
    »Das ist ein guter Weg. Hat man dort denn dein Talent auch richtig er-, kannt?«
    »Das hat man. Ich kann meiner Kreativität freien Lauf lassen.«
    Ein hässliches Lachen sorgte dafür, dass Loreen und Skip gestört wurden.
    Zwei Typen gerieten in ihr Blickfeld. Sie waren an der letzten Station eingestiegen und sahen nicht gerade aus wie junge Betbrüder. Bekleidet waren sie mit engen Hosen aus Leder. Entsprechende Jacken gehörten auch dazu. Hohe Schnürschuhe sorgten für ein hartes und wuchtiges Auftreten. Die Jacken waren mit allerlei billigem Schmuck behängt und auch die Finger zeigten dicke Ringe, wobei einige von ihnen schon gefährlich aussahen.
    Am meisten fielen die Köpfe auf. Kahlrasierte Schädel, auf denen kein Haar wuchs, die aber trotzdem nicht leer waren, denn auf ihnen waren schwarze Totenschädel gemalt.
    Durch das Fehlen der Haare wirkten die Gesichter irgendwie gleich. Um Unterschiede festzustellen, musste man schon genauer hinschauen. Das ließ Skip lieber bleiben, denn bei diesen Typen konnte der kürzeste Blick schon eine Aggression auslösen.
    Es sah so aus,
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