1641 - Die Blutmaske
Claudine van Straaten brauchte sie sich nicht zu kümmern. Sie saß gesättigt neben ihr. Die Augen hielt sie geschlossen. Nur hin und wieder leckte sie über ihre Lippen, als wollte sie dort imaginäre Blutstropfen entfernen.
Zweimal war ihnen eine Polizeistreife entgegen gekommen. Angehalten worden waren sie nicht, und so konnten sie sich ihrem Ziel nähern, einer Baustelle.
Sie war nicht so groß, als dass sie hätte bewacht werden müssen. Es gab zwei Baubuden auf dem Gelände, die zudem von den Mauern des Rohbaus geschützt wurden, sodass beide keine Angst zu haben brauchten, entdeckt zu werden.
Auch den Wagen konnten sie nahe der Baustelle parken. Den Weg zum Ziel gingen sie zurück und erreichten über das unebene Gelände bald darauf den Bauwagen.
»Hier sollen wir bleiben?«, fragte Claudine.
»Ja, zunächst einmal.«
»Und dann?«
»Sehen wir weiter.« Justine griff nach einer Kette, die nur lose in eine Verriegelung eingehängt worden war. Sie hatte alles gut vorbereitet.
Wäre ein Fremder gekommen, ihm wäre nichts an der Tür des Bauwagens aufgefallen.
Wenig später zog Justine sie auf und ließ ihrer neuen Freundin den Vortritt.
Es war ein Wagen, in dessen Innern es auch Licht gab.
Genau das wollte die Cavallo nicht. Sie kam auch im Dunkeln zurecht.
Claudine van Straaten schloss die Tür, wie es ihr angeordnet worden war. Es gab hier einen Tisch, Klappstühle, und auf dem Tisch lagen Zeichnungen. Einen Computer gab es hier nicht. Wahrscheinlich nahmen die Techniker ihre Laptops mit, bevor sie Feierabend machten.
Auch Fenster waren vorhanden. Durch sie drang zwar kein Licht, aber schon ein schwaches Grau, denn zu dunkel war die Nacht nicht.
Natürlich hatte Justine die Maske und den Dolch mitgenommen. Beide Dinge lagen nun auf dem Tisch nebeneinander.
Claudine van Straaten hatte sich gegen die Innenwand gelehnt. Sie wartete darauf, dass die Blonde etwas sagte, aber die ließ sich Zeit.
Sie schaute sich um, öffnete einen schmalen Schrank, entdeckte dort zwei Handys, zog an einer Kommode eine zweite Schublade auf und fand dort auch ichts Besonderes.
Vor der Breitseite des Tisches blieb sie tehen. Sie schaute über die Platte hinweg und dabei in das Gesicht der neuen Freundin, die sich noch immer an der Wand aufhielt.
»Komm her, Claudine.«
»Und dann?«
»Stell dich an den Tisch!« Die Domina gehorchte. Sie gab sich unruhig, wahrscheinlich verspürte sie schon wieder Hunger, doch auf das Blut eines Menschen würde sie die nächste Zeit verzichten müssen.
»Jetzt beginnt der Hauptakt«, erklärte die Vampirin.
»Und wie sieht der aus?«
Justine lächelte. »Es wird kein Problem geben, da wir im Besitz der Maske sind.«
Claudine runzelte die Stirn. »Was meinst du denn genau damit?«
»Das will ich dir sagen. Du wirst die Maske nehmen und aufsetzen, das ist alles.«
Die Domina zögerte. Sie trug auch weiterhin ihre Uniform und wirkte in dieser Bude völlig fremd. Mehr wie eine Statistin, die soeben die Theaterbühne verlassen hatte.
»Warum soll ich sie aufsetzen? Warum tust du es nicht selbst?«
»Setz sie einfach auf! Los, nimm sie!«
Claudine nickte. Ihr blieb nichts anderes übrig. Sie spielte hier nur die zweite Geige. Zu sageri hatte sie nichts. Und die Drohung, dass Justine sie töten konnte, wenn sie nicht spurte, die hatte sie nicht vergessen.
Mit spitzen Fingern fasste sie die Maske an. Sie war nur so groß, dass sie gerade ihr Gesicht bedeckte. Um sie festzuschnallen, waren zwei Bänder an der Innenseite befestigt, die zu einem Knoten zusammengebunden werden konnten.
Die blonde Vampirin schaute zu, wie die Maske angehoben wurde.
Claudine zitterte leicht. Auch jetzt bewegte sie ihren Mund, hielt die Lippen aber geschlossen.
Dann drückte sie die Maske gegen ihr Gesicht.
»Weiter, weiter, sie muss fest sitzen!«
Claudine nickte. Wenig später war sie zufrieden. Ihr Gesicht schien für die Maske wie geschaffen zu sein. Sie saß fest und brauchte nicht durch die Bänder gehalten zu werden.
»Kannst du sprechen?«
Die Domina nickte.
»Dann sag etwas!«
Es dauerte eine Weile, bis Justine eine Antwort erhielt. Ihr Gegenüber schien sich unwohl zu fühlen, darauf deutete ihre Körperhaltung hin.
Zudem trat sie von einem Bein auf das andere, aber das hörte auf, und die Cavallo war zufrieden.
»Kannst du mich hören?«, fragte sie.
Es kam keine Antwort.
Das gefiel der Cavallo nicht. Noch sagte sie nichts. Sie wartete ab, was weiterhin passierte. Die Domina
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