Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1636 - Satans eigene Rockband

1636 - Satans eigene Rockband

Titel: 1636 - Satans eigene Rockband
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Nadel auflegen. Die Lautsprecher befanden sich an den Seiten des Unterteils, und als die Nadel den Rand der LP berührte, hatte ich im Moment vergessen, um was es eigentlich ging.
    Die nostalgischen Gefühle waren einfach zu dominant.
    Bill und Suko schauten mir dabei zu. Auch als ich wieder zu meinem Stuhl ging und mich setzte.
    Zunächst war nicht viel zu hören. Nur ein leises Kratzen, das unangenehm in den Ohren klang. Erst nach Sekunden ging es los.
    Und das mit einem Gitarrenschlag, für den Quincy Chance berühmt war und der uns erschreckte.
    Bill lachte auf. »Das ist es doch. Das ist einer ihrer größten Hits. Weißt du noch, wie er heißt, John?«
    »Nein.«
    Wir hörten weiter zu. Es war die echte Aufnahme einer Band, deren Mitglieder nicht mehr lebten. Harte Rockmusik drang an unsere Ohren, und auch Lorenzo Steen, der Sänger, mischte bald mit. Wir hörten ihn regelrecht aufheulen. Das glich einem Wutschrei.
    Hatte Iwan Ash ihn auch gehört? Oder war er schon vorher verbrannt worden?
    Wir hatten keine Ahnung. Aber wir hörten zu und richteten uns darauf ein, zumindest den einen Song bis zu seinem Ende anzuhören. Ich schaute nicht auf die Scheibe, sondern achtete auf mich, ob bei mir irgendeine Reaktion entstand.
    Nein, da war nichts zu spüren. Keine Hitzeanwallung. Ich blieb normal, und auch mein Kreuz zeigte keine Reaktion.
    Dafür ein anderer. Es war Bill Conolly, der so laut stöhnte, dass dieses Geräusch das der Rockband überstieg. Nicht nur ich hatte es gehört, auch Suko. Der hatte sich dem Reporter zugedreht, ohne etwas zu unternehmen. Ich sah nur den Schweiß auf Sukos Stirn glitzern und wie er seine Hände um die Stuhllehnen geklammert hatte.
    Das war alles andere als eine normale Reaktion. Ebenso wie die von Bill.
    Sein Gesicht war rot angelaufen. Er saß so starr auf seinem Platz wie ein Verurteilter auf dem elektrischen Stuhl, und seine Gesichtsfarbe zeigte mir an, dass bei ihm die verdammte Feuerwirkung eingetreten war.
    Es gab nur eine Möglichkeit. Der Song musste unterbrochen werden. Ich riss den Arm so rasch wie möglich von der Scheibe weg. Ein letztes Jaulen war zu hören, dann nichts mehr.
    Ruhe trat ein. Auch sie war nur bedingt, denn ich hörte überlaut das heftige Keuchen meiner Freunde. Beide litten noch unter den Folgen des Gehörten.
    Suko fand sich als Erster wieder zurecht. Er erklärte mir, dass er okay war. So konnte ich mich um Bill kümmern, dessen Gesichtshaut nach wie vor rot angelaufen war, jetzt allerdings ein wenig schwächer.
    Er bewegte seine Augendeckel, sah mich, schüttelte den Kopf, und ich reichte ihm ein Glas mit Wasser.
    Er trank es in gierigen Schlucken leer.
    »Mein Gott«, flüsterte er, »das war schlimm.«
    »Und was genau hast du erlebt?«
    »John«, flüsterte er, »das wünsche ich keinem.«
    Er stieß die Luft pfeifend aus, schüttelte den Kopf und wusste, dass ich gespannt darauf war, die Wahrheit zu erfahren.
    »Die Hitze war plötzlich da. Aber nur in meinem Innern. Ich hatte das Gefühl, als wollte man mein Blut zum Kochen bringen. Es war der reine Wahnsinn, John. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ein paar Sekunden später, und ich hätte in Flammen gestanden. Zum Glück ist es dann vorbei gewesen.«
    »Ja, man darf die Scheibe nicht hören.«
    »Zumindest wir nicht«, sagte Suko. »Denn mir erging es ähnlich wie Bill.«
    »Nur ähnlich?«
    »Nein, das nicht. Auch ich bekam die Hitze zu spüren und dachte dabei, innerlich zu schmelzen. Ist aber nicht passiert. Erleben möchte ich das nicht noch mal.« Auch er griff nach seinem Glas und trank einen kräftigen Schluck.
    Was sollte ich dazu sagen? Ich war der Einzige, den es nicht erwischt hatte, und darauf sprachen mich meine Freunde an.
    »Es gibt eine Erklärung«, sagte ich. »Das Kreuz«, flüsterte Bill.
    »Genau.«
    »Hast du trotzdem etwas gespürt?«
    »Nein, habe ich nicht. Nicht die geringste Veränderung. Ich bin so geblieben, wie ich war.«
    »Sieht für uns nicht gut aus«, meinte Bill. »Wir dürfen den Song erst gar nicht hören.«
    »Davon gehe ich aus.« Suko nickte.
    Nur ich war verschont geblieben. Aber ich gab meinen Freunden recht.
    Diese LP war Gift für die Zuhörer. Sie sah zwar normal aus, aber sie war es nicht, denn in ihr steckte die Kraft der Hölle, über die der Teufel seine schützende Hand hielt.
    »Man muss sie zerstören«, schlug Suko vor. »Das Ding darf auf keinen Fall an den Falschen geraten.«
    Niemand widersprach ihm. Meine Gedanken waren bereits
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher