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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen
Autoren: Susan Schwartz
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hätte nicht erwartet…«, fing Maya an, aber Leto hob lächelnd die Hand.
    »Ich wollte dich selbst nach Hause bringen, Maya«, sagte er.
    »Und Nomi. Es ist wichtig, dass sie nach all den Aufregungen in ein geregeltes Leben zurückkehrt. Und dich erwartet der Rat, wie du dir denken kannst. Und eine Entscheidung.«
    Sie schaute um sich. »Bist du etwa allein gekommen?«
    Er grinste. »Brauche ich eine Eskorte?«
    Mayas Mutter kam hinzu, und Leto begrüßte sie aufrichtig erfreut und ehrerbietig. Die ehemalige Präsidentin genoss überall einen hohen Stand. »Möchten Sie mitkommen, Dame Vera?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, meine alten Knochen brauchen noch ein wenig Schonung.«
    Maya umarmte ihre Mutter. »Aber bitte komm bald nach… ich brauche dich. Ich schaffe das sonst nicht…«
    Das faltige Gesicht der Altpräsidentin zeigte ein wissendes Lächeln. »Natürlich werde ich da sein, Tochter. Schon allein wegen Nomi, sie fehlt mir jetzt bereits.«
    Maya hielt sich nicht lange mit dem Abschied auf, sie hätte sonst ihre Tränen nicht mehr zurückhalten können. Ein kurzes Winken, ein letzter Gruß, dann kletterte sie hastig in den Gleiter, neben den Pilotensitz. Nomi wurde hinter ihr auf einem Passagiersitz angeschnallt.
    Über die Hälfte des Fluges verging schweigend. Maya brauchte Zeit, um all das zu verdauen, was Windtänzer ihr gesagt hatte. Und… sie spürte immer noch seine Wärme, seinen geschmeidigen, durchtrainierten Körper, die Muskeln seiner Arme, seine Lippen. Warum hatte nicht alles anders kommen können? Verbittert starrte sie aus dem Seitenfenster.
    Doch dann riss sie sich zusammen. Selbstmitleid war hier unangebracht. Dank Matthew Drax war der Untergang der Städte noch einmal abgewendet worden. Aber die Zukunft der marsianischen Gesellschaft stand nach wie vor auf dem Spiel.
    Gewaltige Veränderungen waren im Gange, und Maya wusste, dass diese nicht aufgehalten werden sollten – aber die Umwälzung sollte auf behutsame Weise geschehen.
    Auch wenn Maddrax ihrer Kultur ablehnend gegenüber stand, hatten sie eine Gesellschaftsform gefunden, die im Kleinen hervorragend bestehen und einen einzigartigen Frieden sichern konnte. Aber eben nur solange die Isolation bestand und es allen gleichermaßen gut ging.
    Diese Zeit der Unschuld und des Müßiggangs war vorbei.
    Sie waren zu den Sternen aufgebrochen und hatten nach dem Erbe der Ahnen gesucht; damit mussten sie sich unweigerlich auch dem stellen, was in ihren Genen verborgen lag.
    Die Aussichten, dass Maya selbst daran mitwirken konnte, eine neue, gesunde Gesellschaftsform entstehen zu lassen, standen ihrer Ansicht nach gut. Natürlich würde es schwer werden; mehr denn je brodelte der Funke des Aufruhrs in der Bevölkerung. Viele schreckliche Dinge waren im letzten halben Jahr geschehen, ein Abgrund menschlicher Irrungen hatte sich aufgetan.
    Aber Maya wollte nicht so schwarzsehen. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch alles abgewendet werden. Sie genoss Ansehen und Vertrauen, und das musste sie nutzen. Also würde sie es tun und sich in die Arbeit stürzen, ebenso wie Windtänzer.
    Blieb insofern nur noch eines offen.
    Maya richtete den Blick nach vorn aus dem Sichtfenster. In marsstaub-diffuser Ferne konnte sie schon die ersten Spitzen der Spindelbauten erkennen, und dahinter aufragend den Elysium Mons. Bald war sie zu Hause.
    Sie warf einen kurzen Blick nach hinten; Nomi schlief tief und fest, das Mündchen leicht zusammengezogen, eine Falte furchte die Stirn. Genau wie Lorres, dachte Maya ein wenig wehmütig. Wie schön, dass mir etwas so Wundervolles von ihm geblieben ist.
    Wenn sie es recht bedachte, hatten von Anbeginn drei Männer in ihrem Leben eine Rolle gespielt. Maya erinnerte sich an Chandras Vorwürfe auf dem Flug zum Noctis Labyrinthus. So Unrecht hatte die Cousine gar nicht gehabt; allerdings schon in der Hinsicht, dass Maya sich keineswegs mit Absicht gewisse Männer aussuchte. Nein, es hatte sich so ergeben, und es waren auch immer nur diese drei gewesen, und jeden von ihnen hatte sie auf eine andere Weise geliebt. Liebte jeden noch.
    Als sie sich wieder nach vorn drehte, begegnete Maya Letos Blick. Ruhig und geduldig, wie immer. Das Leben um sie herum konnte noch so turbulent sein, er war stets der ruhende Pol, niemals auffällig, aber immer da, beständig, ausgeglichen.
    Gewiss, in sein Gesicht hatten sich die Spuren der vergangenen Monate ebenso eingegraben wie in ihres; er hatte vor einem halben Jahr auf der PHOBOS Jawie
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