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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen
Autoren: Susan Schwartz
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stetig schwächer werdenden Licht seiner Lampe.
    Er konnte keine Hilfe herbeifunken. Durch den Tunnel konnte niemand so schnell zu ihm durchdringen. Er war ganz allein, es gab kein Vor und Zurück mehr.
    War der Kristall defekt? Die Messungen hatten zwar die richtige Frequenz angezeigt, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er auch als Verteilermedium geeignet war.
    Windtänzer hatte ihn unter einem Haufen zersplitterter dunkler Kristalle gefunden. War er eine »taube Nuss«, die zu nichts mehr nütze war?
    Matt widmete sich einmal mehr den Inschriften auf den Apparaturen und dem Sockel, der den Kristall trug. Er konnte die Schriftzeichen zwar lesen, aber es waren Abkürzungen, die sich ihm nicht erschlossen. Die meisten Tasten waren mit irgendwelchen Symbolen versehen, die er nicht deuten konnte.
    Egal. Mehr als in die Luft jagen konnte er die Anlage nicht – und das würde sie bald von ganz allein tun. Also drückte er Taste um Taste, bewegte Schalter, versuchte es mit Kombinationen. Schließlich schlug er mit den Fäusten auf den Sockel ein und hoffte auf ein Wunder.
    Es blieb aus.
    Zuletzt gab er auf. Mit einem verzweifelten Aufschrei schleuderte er die Lampe quer durch den Raum. Sie prallte an rauen Fels und fiel zu Boden.
    Matt verharrte. »Was…?«
    Das hatte nicht nach Stein geklungen, sondern dumpf und irgendwie metallisch! Wie ein Aufprall auf Stahl mit einem Hohlraum darunter!
    Das Licht flackerte. Matt hastete zu der sterbenden Lampe, hob sie auf und leuchtete den Felsen an. Gleichzeitig tastete er; bei dem trüben Licht war nicht mehr viel erkennbar.
    Und dann hatte er es. Eine Klappe, perfekt in die Struktur des natürlichen Felsens eingepasst.
    Matt klappte die Verkleidung hoch und blickte auf zwei Schalter. Sie waren beschriftet. Er las von oben nach unten.
    Not-Aus.
    Start.
    Er drückte den unteren Knopf.
    ***
    »Bei allen Sandteufeln!«, rief Leto. »Was…?«
    Der Goliath schwankte plötzlich im Kurs, nur kurz, dann hatte die Automatik entsprechend korrigiert. Aber die Anzeigen spielten dennoch verrückt. Die Daten auf Schirm und Holo überschlugen sich. Sie meldeten gewaltige elektrische Aktivitäten, einen gigantischen Energieausstoß und ungeheuerliche Veränderungen innerhalb der Felsen.
    Das Energiefeld über dem Grabungsgelände brach zusammen. Unten liefen die Menschen in heilloser Aufregung durcheinander. Chandras Signal kam herein.
    »Leto!«, schrie sie. »Ich glaube, er hat es geschafft! Komm sofort runter, es ist unglaublich!«
    »Ich bin unterwegs!«, rief er und ging auf Handsteuerung.
    Für die Automatik hatte er jetzt weder Zeit noch Geduld.
    ***
    Matt taumelte, als die Kammer erzitterte. Aber es war kein Beben. Es war die Anlage der Hydree, die nach Jahrmilliarden langem Schlaf erwachte.
    Der Kristall »sprang« endlich an, erglühte in einem hell gleißenden Licht und begann sich zu drehen, immer schneller und schneller. Das Kraftfeld aktivierte sich und hüllte den Kristall in sanftes blaues Licht. Hauchfeine Leiter glühten auf und zogen sich wie ein neuronales Netzwerk von dem Verteilerraum in alle Richtungen, sichtbar an den Wänden entlang oder unsichtbar durch den Felsen.
    Die stummen und dunklen Terminals und Schalttafeln erwachten zu summendem, leuchtendem und blinkendem Leben.
    Und das Erwachen setzte sich fort und fort, soweit Matt blicken konnte.
    »Wow«, bemerkte er, staunend wie ein Kind.
    Warnlichter leuchteten auf, zuvor unsichtbare Bildschirme zeigten Statuschecks, Fehlermeldungen, automatische Reparaturstarts. Matt konnte nur ein Bruchteil der fremden Anzeigen entziffern.
    Plötzlich zischte es, und er spürte einen kühlen Luftzug, als Klimasysteme gegen die Hitze ankämpften.
    Immer mehr Systeme sprangen an und setzten den Reigen von Checkup und Reparatur fort.
    Der ganze Berg, so schien es, erwachte zum Leben, immer mehr Wandverkleidungen fuhren hoch und legten den Blick auf Aggregate und Anzeigen frei.
    Und dann öffnete sich ein Schott nach dem anderen.
    Sichtbare und wohl verborgene, alles erweiterte sich zu einem einzigen riesigen, ineinander verbundenen System.
    Matt sah am Ende des nächsten Raums etwas Vertrautes.
    Langsam ging er darauf zu, durchquerte den mit Terminals angefüllten Raum – und betrat die Grotte des Strahls.
    Dort standen Leto, Sternsang und Chandra mit besorgten Gesichtern, die sich schlagartig aufhellten, als sie ihn erkannten.
    »Matt«, sagte Chandra zögerlich. »Oh, Matt!« Ihre Augen glänzten, und sie rannte auf ihn zu,
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