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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen
Autoren: Susan Schwartz
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Messgeräte abgenommen hatte, schien alles Leben aus ihm gewichen zu sein. »Wir müssen ihnen den Kristall geben.«
    »Sie hätten ihn uns doch längst abnehmen können«, wandte Clarice ein.
    Da schüttelte Windtänzer den Kopf. »Nein. Sie dürfen ihn sich nicht mit Gewalt nehmen, darum geht es ja. Sie müssen ihn freiwillig bekommen. Sonst kann die Reinigungsprozedur nicht durchgeführt werden.«
    »Aber wenn die Kinder…«, fing Matt an. Er war verwirrt.
    »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Windtänzer machte eine Geste, die Matt nicht verstand.
    »Das Kind wäre Teil der Prozedur und kann als Sühneopfer dem Ritual beigemessen werden.«
    Jetzt wurde auch Clarice hellhörig. »Das Kind? Windtänzer, was enthältst du uns vor?«
    Der Baumsprecher seufzte. Er blickte zu Maya.
    »Sag es ihnen«, forderte sie ihn auf.
    »Nomi und Vera sind noch nicht in direkter Gefahr«, erklärte Windtänzer schließlich. »Genauso wie ihr auch sind sie Außenstehende. Momentan ist das einzige Blut, das Kristallträumer vergießen will, meines – und das von Morgenblüte.«
    Matt war wie vor den Kopf gestoßen. Auf einmal war ihm der Mars fremder denn je; er konnte die Gedankengänge dieser Leute nicht nachvollziehen. Ihnen aber schien alles ganz logisch zu sein, auch Clarice, die nichts mehr dazu äußerte.
    »Aber was wollt ihr durch eure Weigerung erreichen?«, wandte er ein. »Kristallträumer ist fest entschlossen, den Kristall in seine Hände zu bekommen. Momentan hat er Hemmungen, gewalttätig zu werden, aber wie lange noch? Je länger wir ihn hinhalten, umso ungeduldiger wird er werden. Und er wird kein Nein akzeptieren, das kann ich euch jetzt schon vorhersagen, ganz ohne Empathie. Vielleicht versucht er es zuerst mit der Taktik, dich zu töten, Windtänzer, und anschließend Morgenblüte. Doch wenn er auch damit keinen Erfolg hat, wird er uns alle umbringen.«
    Er blickte Maya an. »Bist du wirklich bereit zuzusehen, wie sie Windtänzer vor unseren Augen töten? Ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte Roy. »Wir hätten gleich alle ausschalten sollen, als wir noch die Gelegenheit dazu hatten!«
    »Da wussten wir noch nicht, dass es so enden würde«, versetzte Rasfar Jakob. Er fixierte Maya. »Du willst lediglich Zeit gewinnen, ist es nicht so?«
    Sie nickte. »Diese armen Leute hier haben doch im Grunde keine Chance. Ich will sie hinhalten. Sobald unsere Rettungsmannschaft eintrifft, müssen sie aufgeben.«
    »Das werden sie nicht«, sagte Matt leise. »Es wird zu einem Blutbad kommen, Maya. Dieser Mann, Kristallträumer… er ist gefährlich. Ein Fanatiker. Und er hat seine Leute im Griff. Sie werden alles tun, was er verlangt. Vor allem, solange ihm der kleine Wasserfall …«
    »Schnellwasser…«
    »Wie auch immer, zur Seite steht. Der Junge hat besonders ausgeprägte Kräfte und ist seinem Meister hörig. Er hat keine Hemmungen, was Gewalt betrifft.«
    Maya runzelte die Stirn. »Was schlägst du vor?«
    »Wir geben ihnen den Kristall und hoffen, dass sie uns anschließend freilassen.«
    »Und wenn nicht – was der Fall sein wird, bis der Kristall zerstört ist?«
    »Uns wird schon was einfallen, Maya. In einem gebe ich dir Recht: Die Zeit arbeitet für, nicht gegen uns. Und solange diese Hoffnung besteht, bin ich nicht bereit, die Kinder und Vera Akinora zu opfern.«
    Windtänzer wollte etwas sagen, verdrehte dann aber die Augen und sackte zusammen.
    »Es ist schlimmer«, bemerkte Rasfar Jakob.
    »Die Erde bebt!«, schrie Windtänzer. Er wurde von Krämpfen geschüttelt, sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt.
    »Ich höre die Leute schreien… da ist ein Sturm … ich fühle den Schmerz … die Dunkelheit …«
    Maya versuchte zusammen mit Roy, ihn ruhig zu halten, doch sie konnten den Tobenden kaum bändigen. Seine Augen waren weit aufgerissen und wirkten fast schwarz, mit einem unheilvollen Ausdruck darin.
    Matt hatte plötzlich einen Einfall. Er kniete neben dem Mann nieder, wickelte den kopfgroßen Kristall aus seiner Jacke und presste ihn Windtänzer auf die Brust.
    Tatsächlich wurde der Baumsprecher nach einer Weile ruhiger und kam schließlich wieder zu sich. Erschöpft und tropfnass von Schweiß setzte er sich auf. »Danke, Freund, das war eine gute Idee«, sagte er. Seine Augen hatten wieder die gewohnte dunkelgrüne Farbe, doch sie waren matt, keineswegs so klar und glänzend wie sonst.
    »Du solltest den Kristall behalten«, schlug Matthew zögernd vor.
    Windtänzer lehnte ab. »Du musst ihn an seinen
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