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1624 - Die Atlantis-Hexe

1624 - Die Atlantis-Hexe

Titel: 1624 - Die Atlantis-Hexe
Autoren: Jason Dark
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sie riss sich zusammen, ballte die Hände und war froh, den Druck der Nägel zu spüren, die in die Handballen drangen. Sie erlebte also keinen Traum. Das hier war die Wirklichkeit.
    Lässig stand Diondra auf ihrem blauen Lichtstrahl. Sie amüsierte sich über Purdys Verhalten.
    »Du glaubst mir nicht, wie?«
    »Er ist tot!«
    »Hast du nicht seine Stimme gehört?«
    Erneut schrak Purdy zusammen. Wenn Jason Shaft sie körperlich gefoltert hatte, so erlebte sie jetzt eine seelische Folter. Diese Hexe verstand es perfekt, die Stimme ihres verstorbenen Freundes nachzuahmen und Purdy so zu schwächen.
    Plötzlich brach es aus ihr hervor. Sie sprach zwar Diondra an, in Wirklichkeit jedoch meinte sie ihren toten Freund.
    »Du kannst nicht mit mir reden. Ich habe dich sterben gesehen. Das ist unmöglich.«
    »Nein, ist es nicht. Du weißt nicht, wer ich bin«, sagte die Atlantis-Hexe.
    »In der Tat, das weißt du wirklich nicht.«
    Und wieder hatte sie Erics Stimme gehört.
    Purdy Prentiss wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie stand kurz vor dem Durchdrehen, und sie kam sich vor wie in einem Gefängnis. Sie wollte schreien und sich so ein wenig Luft verschaffen, aber auch das war ihr nicht möglich. Die Situation war ihr einfach über den Kopf gewachsen.
    Diondra meldete sich wieder. Ihre Stimme klang leicht lauernd. »Warum bist du so ungläubig?«
    »Weil Eric tot ist!«, spie Purdy förmlich hervor.
    Die Atlantis-Hexe sagte nichts, was Purdy schon wunderte. Sie blieb im Spiegel, aber seine Fläche oder das, was sich dahinter befand, begann sich zu verändern.
    Es war eine Veränderung, mehr bekam Purdy nicht mit. Sie konnte auch nicht sagen, was sich dort verändert hatte, aber es schob sich von hinten nach vorn.
    Und es erreichte Diondra!
    Genau dort blieb es stehen. Die Atlantis-Hexe sah aus wie von einem Schatten umhüllt. Er hatte ihren gesamten Körper umfasst, fing über dem Kopf an und reichte bis hinab zu den Füßen.
    In den folgenden Sekunden passierte nichts. Purdy Prentiss wollte sich schon wieder entspannen, als das geschah, was sie nicht fassen konnte und ihr einen Schock versetzte.
    Der Schatten - oder was immer es war - bewegte sich an der Gestalt. Er glich plötzlich einem Vorhang, der Falten warf und dabei war, sich von oben nach unten aufzurollen.
    Das war nicht zu fassen, denn dieser ungewöhnliche Vorhang legte etwas frei.
    Es war eine andere Gestalt. Es war ein Mann.
    Es war Eric La Salle!
    ***
    Unglaube mischte sich bei Purdy Prentiss mit dem Grauen des Augenblicks. Sie hatte viel erlebt, auch schlimme und unfassbare Dinge, doch was sie jetzt sah, das wollte sie einfach nicht wahrhaben.
    Sie hatte Diondra gesehen, aber die war nicht mehr da. Es hatte für Purdy so ausgesehen, als hätte sie sich aufgelöst, um einer anderen Person Platz zu schaffen, eben Eric La Salle, ihrem toten Freund. Da hatte sich seine Gestalt über die der Hexe geschoben. Er sah so aus wie immer. Purdy Prentiss konnte es nicht fassen. Sie sah die dunkle Kleidung, den kräftigen Körper und auch das schwarze Haar, das er nach hinten gekämmt und dort zu einem Zopf zusammengebunden hatte. So und nicht anders hatte er auch im richtigen Leben ausgesehen.
    Aber etwas war doch anders. Das lag an seinem Gesicht. Es war so bleich, blutleer, auch vollkommen starr. Als wollte es davon Zeugnis ablegen, dass in diesem Menschen kein Leben mehr steckte. Wie konnte er hier erscheinen? Was hatte Diondra damit zu tun? Purdy erinnerte sich daran, dass Diondra sich als Hexe bezeichnet hatte. Sie war eine Person mit besonderen Kräften, der vieles möglich war. Auch diese Täuschung? Die Staatsanwältin konnte sich von diesem Anblick nicht lösen. Sie musste hinschauen, obwohl es für sie schrecklich war.
    Eric lebte nicht mehr, sie hatte sein Sterben erlebt, und jetzt stand er vor ihr, und das in diesem bläulichen Licht, das zu Diondra gehörte. Er hielt sich inmitten des Spiegels oder des Tunnels auf. Diondra hatte den normalen Spiegel perfekt für diese Show nutzen können.
    Beide starrten sich an. Purdy wollte es eigentlich nicht, doch ihr Blick wurde von dieser Gestalt einfach angezogen. Sie hatte unter Erics Tod gelitten, das Alleinsein war ihr in den Monaten danach sehr schwergefallen. Zu oft hatte sie an ihn denken müssen. Er war in ihrer Erinnerung stets etwas Besonderes gewesen, und nun sah sie ihn wieder, und sie konnte ihm keine Gefühle mehr entgegen bringen. Er war so etwas wie ein Zombie, ein Toter, der lebte
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