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162 - Wer den Sturm sät...

162 - Wer den Sturm sät...

Titel: 162 - Wer den Sturm sät...
Autoren: Susan Schwartz
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Windtänzer nieder, der matt und mit grauem Gesicht an einem Felsen kauerte. Er hatte nur wenig getrunken und nichts essen wollen. Seine vorgewölbte Brust hob und senkte sich in flachen schnellen Atemzügen, und seine Haut bedeckte ein feiner Schweißfilm. »Was ist mit dir?«, fragte sie besorgt.
    Matthew kam an ihre Seite, gefolgt von Maya.
    Windtänzers Augen, die seltsam leer und nebelverhangen wirkten, waren in eine unbekannte Ferne gerichtet. »Wir sind schon ganz nahe…«, flüsterte er. »Große Dunkelheit erwartet uns…«
    Die Nacht verlief ruhig. Auf dem Hochland gab es aufgrund der Kälte nachts so gut wie keine Aktivitäten; hier unten allerdings sanken die Temperaturen auf ein erträgliches Niveau von fünf Grad. Matt hörte während seiner Wache, die Leonie mit ihm hielt, ein Huschen, Schaben und Kratzen, und er sah handtellergroße, grün leuchtende Glühkäfer durch die Luft schweben. Es gab auch eine Variante des blutsaugenden Stechfalters, der sich allerdings leicht vertreiben ließ. In den nahebei in die Felsen gekrallten Krüppelbäumen raschelte, knisterte und knackte es.
    An diesem Ort schien der Mars lebendiger denn je, eine ganz neue Erfahrung nach der leblosen, beklemmend kalten Stille der letzten Nacht.
    Nach dem zweistündigen Intervall war Matt sicher, viel zu aufgekratzt zu sein, um schlafen zu können. Doch kaum lag sein Kopf in seiner Armbeuge, war er auch schon weg.
    Am Morgen gab es heißen Tee und die übliche Suppenration im Schnellgang, dann brach die Gruppe auf.
    »Ich habe kein gutes Gefühl«, bemerkte Windtänzer, während die Zwillinge nach dem richtigen Weg suchten.
    »Das sagtest du gestern bereits«, meinte Matt.
    »Nein, das betrifft nicht unsere Reise«, erwiderte der Baumsprecher. »Und auch nicht Sternsang. Ich kann ihn zwar nur noch ganz schwach fühlen, aber ich glaube, es geht ihm gut.«
    »Was ist es dann?«
    »Der Wald, Maddrax. Mein Wald. Ich spüre eine Dissonanz im Gesang der Bäume.«
    Matt war beunruhigt. Die symbiotische Affinität der Waldmenschen zu den Korallenbäumen und den Tjork-Käfern war etwas ganz Besonderes; er glaubte dem Mann, dass er selbst auf diese Entfernung noch eine Verbindung hatte. »Ein Erdbeben?«
    »Ich weiß es nicht, Freund. Aber ich glaube, das Unheil bedroht uns nun von allen Seiten.« Windtänzer hob leicht die Schultern, sein Gesicht war düster.
    Matt stapfte zu Roy, der soeben von einer Suche zurückkam. »Wir sollten uns besser beeilen«, sagte er leise.
    »Ich glaube, uns läuft die Zeit schneller ab, als uns lieb ist.«
    Roy hob die Brauen. »Schon recht. Aber zuerst mal müssen wir einen Weg finden. Wie es aussieht, sind wir in einer Sackgasse.«
    Sie suchten zwei Stunden lang nach einer Möglichkeit, Richtung Nordost zu gelangen. Der Ausblick von einem Plateau aus machte wenig Mut: Das Gelände war überall steil abfallend, und eine Menge Täler verzweigten sich tiefer in das Labyrinth. Möglicherweise mussten sie tatsächlich ein Stück zurück und einen Umweg in Kauf nehmen.
    Maya, die noch ein Stück höher geklettert war, suchte mit ihrem Fernglas das Gelände ab. Gestern war das wegen des Dunstes nicht möglich gewesen, aber der heutige Morgen war erstaunlich klar und erlaubte gute Fernsicht. »Ich glaube, wir sind ganz nahe«, sagte sie und deutete in eine bestimmte Richtung. »Seht mal, sieht das nicht wie ebenes Gelände aus?«
    Matt suchte mit seinem Glas die Stelle ab und gab ihr Recht.
    »Es führt noch einmal ein Seitenzweig ab, und da liegt ein Hochtal. Es hat eine Länge von mindestens…« Er betrachtete die Entfernungsangaben und pfiff leise. »Fünfzig Kilometer des messbaren Bereichs, aber wahrscheinlich mehr. Es scheint eine trockenere Klimazone zu sein, wenn ich mir den staubigen Boden so ansehe, und die kahlen Felsen. Ich sehe die Ausläufer eines Waldes, der in tieferen Regionen wächst.«
    »Dorthin führen unsere Koordinaten«, ergänzte Maya. »Mit einem Goliath würden wir wahrscheinlich keine Viertelstunde brauchen, um dorthin zu gelangen. Aber ich fürchte, wenn wir noch weiter nach einem Weg suchen müssen, brauchen wir mindestens zwei Tage – wenn wir Glück haben. Vielleicht war auch der ganze Abstieg gestern umsonst und wir müssen wieder hinauf, um von anderer Stelle abzusteigen.«
    »O Freude«, bemerkte Chandra. »Als ob ich nicht schon genug Muskelkater hätte.«
    Matt musste zugeben, dass auch er seine Muskeln spürte, und sicher ging es den anderen genau so. Immerhin war es für
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