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161 - Der Kristallschlüssel

161 - Der Kristallschlüssel

Titel: 161 - Der Kristallschlüssel
Autoren: Susan Schwartz
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keine Aufzeichnungen der Alten, die uns Hinweise geben!«
    Windtänzer, der die ganze Zeit über sehr nachdenklich gewirkt und zwischendurch mit Sternsang geflüstert hatte, stand auf. »Ich glaube, da können wir euch helfen«, sagte er ruhig.
    ***
    Die Städter brauchten eine Weile, um die Worte nicht nur zu begreifen, sondern auch zu glauben.
    »Es war bisher nur eine Legende, wie sie die Vorväter erzählten«, erklärte der alte Sternsang. »Von einem dunklen Ort, weit entfernt, der verflucht ist. Man nennt ihn die Kristallgruft.«
    »Ich fühlte mich sofort daran erinnert«, fuhr Windtänzer fort. »Zu manchen Zeiten, wenn die Stürme von Osten kommen, bringen sie einen schlechten Atem mit sich, eine böse Drohung. Wir spüren es und vermeiden es dann, ins Freie zu gehen, bis der Wind weiter gezogen ist. Wenn wir mit Vater Mars kommunizieren, sehen wir manchmal diesen Ort, der uns unsere Kräfte nimmt, unseren Geist verwirrt, unsere Sinne verdreht.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Die Städter schienen abzuwägen, inwieweit diesem spirituellen Gerede Glauben geschenkt werden konnte.
    Schließlich ergriff Matt das Wort, als er sah, dass es nicht weiterging. »Ihr sagt, ihr habt diesen Ort gesehen?«
    Windtänzer nickte. »Ja. Sternsang und ich können ihn dir beschreiben, wenn du willst.«
    »Und du bist sicher, dass der dunkle Kristall und eure Legende über diesen bösen Ort in Zusammenhang stehen?«
    »Ganz sicher. Es war die gleiche Strömung, die gleiche Furcht, die ich verspürte. Ich hege keinen Zweifel.«
    Aus dem Rat meldete sich Ephy Caleen Angelis zu Wort. »Sie wollen doch nicht anhand dieser vagen Vermutungen auf die Suche gehen?«
    »Es ist immerhin eine Chance«, erwiderte Matt.
    »Wenn wir eh nicht wissen, wo und wonach wir suchen sollen, warum also nicht ungewöhnliche Wege außerhalb der Wissenschaft beschreiten? Glauben Sie mir, Damen und Herren Räte, auch ich bin ein logisch denkender, rationaler Mensch. Aber das Waldvolk hat zweifellos spirituelle Kräfte und steht in einer einzigartigen mentalen Beziehung zu dem Planeten. Wenn Windtänzer und Sternsang sagen, dass ein Zusammenhang besteht, dann glaube ich ihnen. Und wenn sie den Ort dann auch noch beschreiben können, umso besser. Oder wissen Sie eine Alternative?«
    »Nein«, musste Dame Merú einräumen. »Wir müssen nach jedem Seil greifen, das uns im Sturm hält.«
    Maya hob leicht den Arm. »Ich werde alles Weitere hier vor Ort veranlassen, Damen und Herren Räte und Berater. Es wäre vielleicht zweckmäßig, wenn Ratsherr Ettondo Lupos Gonzales nach Utopia käme, um die Arbeiten in der Anlage zu beaufsichtigen. Das würde die Einwohner von Utopia sicher beruhigen. Ich werde zusammen mit einem Team aufbrechen, sobald wir diese Kristallgruft lokalisiert haben.«
    Matt sah, dass Chandra ein heftiger Einwurf auf der Zunge lag. Wie konnte Maya ausgerechnet einen Gonzales hierher rufen, nachdem dieses Haus das Unglück erst verursacht hatte?
    Sein Blick kreuzte sich kurz mit dem von Maya, und er nickte ihr leicht zu. Kluge Entscheidung.
    Sie zeigte ein schwaches Lächeln. Sie habe nie in die Politik gehen wollen, hatte sie einmal zu ihm gesagt, weil sie keine gute Diplomatin sei und außerdem mehr das Abenteuer liebe.
    Nun, sie hatte soeben gezeigt, dass die Tsuyoshi­
    Gene in ihr, vor allem die ihrer Mutter, durchaus aktiv waren.
    Aber natürlich ließ sie es sich nicht nehmen, selbst auf die Reise ins Ungewisse zu gehen; ein geschickter Schachzug, um wegzukommen von der Bürokratie und den ewigen Konferenzen. So manches hatten Erdenmenschen und Marsianer also doch gemeinsam…
    ***
    Im Regierungsgebäude gab es einen Kartenraum, dessen Wände bis an die Decke mit Technik ausgefüllt waren. Maya besetzte ein Terminal und aktivierte im Zentrum des Raumes ein großformatiges Holo der Marsoberfläche, vor das sich Matt und Chandra stellten.
    Sternsang weigerte sich, diesen Raum zu betreten, dessen Ausstrahlung ihm Kopfschmerzen bereitete, wie er behauptete, also kam Windtänzer allein mit.
    Maya nahm einige Schaltungen vor, und vor ihrem Pult bauten sich drei verschiedene Holofelder auf, mit Skalen, Diagrammen, dem in Raster aufgeteilten Mars.
    »Du hast gesagt, von hier aus Richtung Osten, nicht wahr?«, fragte sie Windtänzer.
    »Von dort kommen die Stürme, die den Gestank mit sich tragen.«
    »Hast du das Gefühl, dass diese Stürme von weit her kommen?«
    »Ja. Nur die stärksten haben diesen Effekt, und sie führen Sand mit sich,
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