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1609 - Rettung für die Posbis

Titel: 1609 - Rettung für die Posbis
Autoren: Unbekannt
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vorschnell, alter Knabe", klang hinter ihm eine Stimme auf. Sie säuselte wie der Wind und schwoll zu einem donnernden Orkan an. Er hatte sie mit Sicherheit noch nie in seinem Leben gehört. Seine glatten, gescheitelten Haare richteten sich unter einer elektrostatischen Aufladung plötzlich kerzengerade auf, und über sein Gesicht lief eine Gänsehaut. Neben seinem Kopf tauchte eine durchsichtige Kugel auf. Sie saß auf einer Art Besenstil, und der Kerl, der den Besen hielt, grinste unverschämt. Es handelte sich um einen Hünen mit breiten Schultern und Oberarmen, deren Muskeln das Hemd schier zu sprengen drohten. Der Typ trug kurze Stoppelhaare von hellbrauner Farbe, und seine Augen leuchteten schwarz und groß. Er grinste die drei Männer an und umklammerte den Stiel mit der Kugel, in deren Innerem die drei Terraner mehrere winzige Energiegebilde von schlanker Form wahrnahmen. Sie bewegten sich durcheinander, und sie erinnerten an Eiszapfen mit der kirstallinen Struktur von Schneeflocken. „Bin ich euch zu nahe gekommen?" fuhr der Kerl fort. „Ein leichter Orientierungsfehler mit kribbelnder Nebenwirkung."
    Sein freier Arm schoß nach vorn, der Zeigefinger bohrte sich in die Brust des Chefwissenschaftlers, ruhte eine Weile darauf und wurde wieder zurückgezogen. „Du bist Myles Kantor, ja? Philip hat dich beschrieben. Stell dir vor, unsere Computer arbeiten in der Toten Zone nicht. Daher treten ab und zu Nebenwirkungen auf, wenn wir uns bewegen."
    Das letzte Wort betonte er ganz eigentümlich, als wolle er den damit zusammenhängenden Vorgang verschleiern.
    Im nächsten Augenblick veränderte sich das Gesicht des Ennox auf erschreckende Weise. Die Wangen und die Stirn legten sich in mehrere Dutzend Falten, seine Augen produzierten Flüssigkeit, und ein paar Tränen kullerten über seine Wangen und tropften auf den weit ausladenden Hemdkragen. „Ich habe dir eine schlechte Nachricht zu überbringen, Terraner. Es ist jemand gestorben, zu dem du eine nicht zu übersehende innere Beziehung hattest."
    In der Zentrale war es still geworden. Keiner arbeitete mehr, keiner machte ein Geräusch. Alle beobachteten die drei Terraner und den Ennox. Siankow und Dorpat sperrten Augen und Mund auf, wollten etwas sagen, aber ein Kloß saß in ihrem Hals und verhinderte es. Myles Kantor wurde blaß und preßte die Lippen zusammen. „Du kommst von der Erde, Ennox?" erkundigte er sich leise. Seine Schultern sanken herab, übergangslos wirkte er wie ein Häufchen Elend. „Ist etwas mit Enza?"
    Der Ennox lachte dröhnend und bog sich dabei um seinen Stab. „Mann, ist das lustig", amüsierte er sich. „Wer bitte ist Enza?"
    „Sie ist meine Mutter." Myles wirkte erleichtert, und der Ennox musterte ihn aus großen Augen. „Ach so. Jetzt verstehe ich dich. Du hast eine enge Beziehung zu deiner Mutter?
    Außergewöhnlich, findest du nicht?"
    „Halt endlich deinen frechen Mund!" mischte der Nexialist sich ein. „Sonst könnte es dir passieren, daß du mit ein paar blauen Augen nach Hause kommst. Informiere dich erst einmal über die terranische Psyche und Kultur, bevor du ins Fettnäpfchen trittst."
    Der Ennox hängte sich an seinen Stab und musterte die Terraner von unten herauf. „Blaue Augen? Ach so. Eine Transformation im Spektrum der sichtbaren Farben. Na ja, euch kann ich das nicht übelnehmen", meinte er gelangweilt. „Wie wäre es, wenn ihr einfach davon ausgehen würdet, daß jemand, der ohne Zeitaufwand an jeden Ort des Universums gelangen kann, wesentlich mehr Einblick und Kenntnis hat als ihr? Ihr würdet mir da ein gutes Stück entgegenkommen, und ich könnte endlich meine Botschaft loswerden."
    „Es ist vermutlich dieselbe Botschaft, die Aphenius und ich dir soeben ausrichten wollten", sagte Siankow zu Myles Kantor. „Er hat einfach den Funkspruch abgehört und will sich jetzt aufspielen."
    „Genau, das wird es sein", erklärte der Ennox ungewöhnlich ernst. „Ich komme gerade von Kallisto. Und ich habe gesehen, wie sie ihn weggetragen und in eine Grube geworfen haben. Sie haben die Grube mit Erde und Geröll zugeschüttet, damit er nicht mehr herauskann. Er hat sich nicht einmal dagegen gewehrt. Er war nämlich bereits tot. Die Zinkbergwerke haben ihn geschafft.
    Vielleicht weißt du es gar nicht, Myles Kantor. Aber er hatte sich dort niedergelassen und als Bohrerfahrer gearbeitet. Nun ist er hin."
    „Sag mir endlich, von wem du redest!" rief Kantor aus. „Oh, das habe ich doch glatt vergessen. Weißt du,
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