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1607 - Im Leerraum gestrandet

Titel: 1607 - Im Leerraum gestrandet
Autoren: Unbekannt
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Einsatz geschickt, kaum daß sie aufgetaucht waren. Nina und die Kaiserin murrten da schon erheblich mehr. Aber auch sie leisteten keinen nennenswerten Widerstand. Reginald Bull war froh darüber, weil in der augenblicklichen Lage des Solsystems jeder überlichtschnelle Kontakt mehr wert war als jedes Vermögen.
    Klingelkopf jedoch tauchte erst einmal einen Tag lang nicht wieder auf. Bull hörte, er solle sich in einer Kleinstadt namens Sognagar herumtreiben, etwa sechshundert Kilometer von hier. Mit der SJ 3428 brach er sogleich auf, um die Meldung zu überprüfen. Und tatsächlich zog es der Ennox vor, der Einwohnerschaft des Nestes auf die Nerven zu fallen, statt weiterhin Aufträge zu erfüllen. „Na und?" sagte er bloß. „Ich hab' mein Zeug abgeliefert. Gab aber keine Nervenstorys da oben auf dem Neptun. Deswegen such' ich mir was Besseres."
    „Und was", schlug Bull mit Engelszungen vor, „wenn ich dich in Zukunft auf noch spannendere Trips schicke?"
    „Hm. Na gut." Ähnliche Vorkommnisse ereigneten sich auch mit den übrigen Ennox. Sie erfüllten ihre Aufträge zwar gewissenhaft, doch sie fühlten sich keineswegs verpflichtet, danach wieder im HQ-Hanse aufzutauchen. Selbst dann nicht, wenn man sich mit ihnen verabredet hatte - und diesen Fall erlebte Bull mehrfach. Einmal mußte Opa Ernesto „nur mal kurz um die Ecke", wie er sich ausdrückte, tauchte dann aber erst neun Stunden später wieder auf.
    Und am 25. März kehrte endlich Philip zurück. Bull saß gerade nichtsahnend hinter seinem Schreibtisch an der Arbeit, als der Humanoide aus der Luft auftauchte. Er zuckte zusammen und ließ seinen Schreibstift fallen. „Philip!" Wahrscheinlich sah er in diesem Augenblick nicht besonders geistreich aus. „Hast du es geschafft? Heraus mit der Sprache!"
    „Klar!" entgegnete der Ennox großspurig. „Ich war beim Boß. Na ja, war wohl alles im Lot, kein großes Ding. Hätte mir mehr davon versprochen. Daß es saumäßig abgeht, mindestens! Aber statt dessen bloß dieser komische Kerl. Der war aber wirklich komisch ..."
    „Was für ein Kerl?"
    „Voltago. Grüße übrigens vom Boß an dich. Er sagt, du sollst dir mal bloß keine roten Haare wachsen lassen! Oder waren's graue, Feuerwehrhauptmann?"
    „Und was war mit Voltago?"
    „Das wollte ich dich grad' fragen."
    Aus der fast manierlichen Art und Weise, wie Philip ihn auszuhorchen versuchte, schloß Bull, daß etwas ihn schwer aus dem Gleichgewicht gebracht haben mußte. Der Klon? Doch Philip wäre nicht der erste gewesen, dem das passierte. Also berichtete Bull alles, was er über das Kunstwesen wußte. Voltagos Werdegang, von der Entstehung in den Bruttanks von Qylinam über die Zeit in Taurecs Diensten, dann zur DORIFER-Mission und den seltsamen Eigenheiten, die der Klon aufwies. Die Mimikry und die scheinbare Unverwundbarkeit gehörten dazu, ebenso die Hyperraum-Empfindlichkeit. „Und jetzt", sagte er, „bist aber du an der Reihe, Philip! Wie sieht es auf der ODIN aus?"
    Wenn Bull mit Komplikationen gerechnet hatte, sah er sich getäuscht. Philip schien innerlich noch immer an dem Problem Voltago zu kauen. Jedenfalls berichtete er schnörkellos vom Schicksal des Schiffes, das vor Alpha Centauri gestrandet war.
    Bull, nutzte die Gelegenheit. Er streckte die Hand aus und drückte einen verborgenen Knopf unter der Schreibtischkante. In dieser Sekunde leuchtete im Büro des Großen Lychtenbach eine Lampe auf.
    Der schmale junge Mann kam herein, als Philip gerade geendet hatte. „O nein! Der Rüpel schon wieder!"
    „Er ist nun mal mein Sekretär", klärte Bull ihn auf. „Beachte ihn gar nicht. Kann ich dich vielleicht noch mal überreden, für uns einen kleinen Auftrag anzunehmen?"
    „Na ja ... Solange sich nicht irgendwo im Kosmos was Besseres als die trübe Welt anbietet...
    Aber ein Mordsspaß ist das nicht mehr, das sag' ich dir gleich!"
    „Das ist überaus freundlich von dir." Bull atmete erleichtert auf. „Im Nebenzimmer wartet mein zweiter Sekretär mit den genauen Koordinaten. Er hat außerdem eine Überraschung für dich vorbereitet."
    „Eine Überraschung?"
    Der schlaksige Humanoide mit der Wuschelfrisur fuhr auf dem Absatz herum. Lychtenbach sprang hinzu und wollte ihm die Tür öffnen, und schon waren die beiden zum zweitenmal aneinandergeraten. Eine Sekunde lang bildeten die beiden hochgewachsenen Gestalten ein Knäuel aus Armen und Beinen. Dann half der Zauberer dem Ennox auf und entschuldigte sich. „Was für ein saumäßig
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