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1606 - Die Zeit-Bande

1606 - Die Zeit-Bande

Titel: 1606 - Die Zeit-Bande
Autoren: Jason Dark
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Länge nach durchschnitt und für den ich keine Erklärung hatte. Das war mir schon alles sehr suspekt, und ich drehte mich um, weil ich herausfinden wollte, wo der helle Streifen endete.
    Ich sah kein Ende.
    Danach nahm ich wieder meine normale Position ein und schaute nach vorn, war jetzt jedoch hellwach - und hatte das Gefühl, einen Tritt zu bekommen.
    Etwa zwei Körperlängen von mir entfernt stand plötzlich ein Mann, dessen Gesicht den Lichtstrahl unterbrach. Ein neuer Fahrgast, das stimmte, aber es konnte nicht stimmen oder normal sein, denn die Bahn hatte nicht angehalten. Es sei denn, der Mann hätte sich versteckt gehabt, um erst jetzt zu erscheinen. Er hätte auch nicht aus einem anderen Wagen kommen können, er war also hier gewesen, nur dass ich ihn nicht gesehen hatte, was mir nicht in den Kopf wollte, denn so schläfrig und unaufmerksam war ich nun wirklich nicht gewesen.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Da ich auf die Frage keine Antwort fand, schaute ich mir den neuen Fahrgast genauer an.
    Vor mir stand ein seltsamer Mensch, der sich auch an keiner Stange festhielt. Was mir auffiel, war seine Kleidung. Man konnte sie als sehr korrekt bezeichnen, aber auch ein wenig altmodisch.
    Mir fiel der Bowler auf seinem Kopf auf, der sehr steif war und äußerst akkurat saß. Dazu trug er ein grünes Samtjackett mit einer Weste darunter. Der hoch stehende Kragen des weißen Hemdes reichte ihm fast bis zum Kinn. Eine Krawatte war nicht vorhanden, dafür so etwas wie eine Fliege. Ich sah auch die dunkle braune Hose und die Gamaschen über den blank geputzten Schuhen.
    Ein Gentleman aus einer anderen Zeit, dem letzten Jahrhundert vielleicht, und das zu seinen Anfängen.
    Ich konzentrierte mich auf das Gesieht. Da die Hutkrempe sehr tief saß, sah das Gesicht so aus, als hätte der Mann keine Stirn. Das Gesicht konnte man als asketisch bezeichnen. Es zeigte auch keinen Ausdruck, für mich wirkte es sogar ein wenig künstlich. Ebenso wie die Augen, die sich nicht bewegten und starr auf mich gerichtet waren.
    Wer war dieser Mensch? Wo kam er her?
    Mit meiner Schläfrigkeit war es längst vorbei. Ich hatte auch den Lichtstrahl nicht vergessen, den die Gestalt des Mannes unterbrochen hatte.
    Das hatte schon etwas Ungewöhnliches an sich.
    Da er nichts sagte und auch nichts darauf hinwies, dass er es vorhatte, übernahm ich es, ihn anzusprechen.
    »Suchen Sie mich?«
    Um seine Lippen zuckte es.
    Ich wiederholte die Frage.
    Und jetzt erhielt ich eine Antwort. Sie war leise gesprochen worden. Ich musste mich schon anstrengen, um sie zu hören, und die Worte überraschten mich tatsächlich.
    »Ja, dich habe ich gesucht.«
    Irgendwie passte diese in einfachen Worten gesprochene Antwort nicht zu seinem Äußeren. Ich hatte sie mir etwas distinguierter vorgestellt.
    »Und was ist der Grund?«, hakte ich nach.
    Er erwiderte nichts, doch er gab die Antwort auf seine Weise. Er drehte sich leicht zur Seite und wandte mir dabei sein rechtes Profil zu. Was er dann tat, sah ich nicht, aber er bewegte seinen rechten Arm in Richtung der linken Körperseite.
    Was in den nächsten Sekunden geschah, konnte ich nicht glauben.
    Der Mann mit der Melone zerrte mit einer geschmeidigen Bewegung ein Schwert hervor, mit dem er mich bedrohte.
    ***
    »Trinkst du noch was?«
    Johnny Conolly, der wie festgeleimt auf dem Barhocker saß, schüttelte den Kopf.
    »Also nicht?«, fragte die Bedienung, eine dralle Blondine, die stark geschminkt war.
    »So ist es.«
    »Willst du zahlen?«
    »Genau.«
    »Warte einen Moment.«
    Johnny blieb nichts anderes übrig. Er war der Einzige aus der Gruppe, der noch an der Theke hockte. Die Kumpel waren verschwunden, aber nicht, um nach Hause zu gehen, sie wollten noch um die Häuser ziehen, und darauf hatte Johnny keinen Bock. Er war mitgegangen, weil ein Bekannter seinen Geburtstag feiern wollte. So hatte er ein paar Leute eingeladen und war mit ihnen durch die Pubs gezogen.
    Es gab viel zu trinken, aber Johnny hatte sich dabei zurückgehalten. Er wollte nicht nach Hause torkeln, und so stand auch jetzt nur ein Mineralwasser vor ihm, das er sich selbst bestellt hatte und es auch bezahlen wollte.
    Den Pub hatte er erst an diesem Abend kennengelernt. Es war nicht sein Ding, hier hingen die Schluckspechte ab, soffen sich langsam zu, um mit Glotzaugen in den Ausschnitt der Bedienung zu starren, die hinter der Theke ihren Dienst tat.
    Johnny legte das Geld neben sein Glas. »Können Sie mir ein Taxi rufen?«
    Die Blondine
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