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1604 - Der Fluch von Rubin

Titel: 1604 - Der Fluch von Rubin
Autoren: Unbekannt
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mit wem er es zu tun hatte, konnte sie sich nicht denken.
    Irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen würde sie ihn töten. Danach würde sie die MONTEGO BAY verlassen und einen Hyperfunkspruch absetzen. Sie würde nicht lange auf eines ihrer Raumschiffe warten müssen. Es würde kommen und sie abholen. Vielleicht befand sich sogar einer ihrer Raumer auf dem Planeten, den die MONTEGO BAY zur Zeit anflog. Sie wußte es nicht, denn sie kannte das Ziel des Fluges nicht. Doch das spielte keine Rolle für sie.
    Bastar-Stredan hatte ihr ganzes Leben lang dafür gesorgt, daß es irgendwo im Hintergrund eine Sicherheit gab. Wenn sie jemanden getötet hatte, dann hatte sie fast immer schon vorher veranlaßt, daß der Verdacht auf jemand anderen fiel. Hatte sie einen neuen Markt erobert, dann brauchte sie nicht zu fürchten, daß sie ein Mitbewerber wieder aus dem Felde schlagen würde - es gab keine mehr. Lud sie zu einer Pressekonferenz, dann hatten ihre Mitarbeiter erreicht, daß keiner der Journalisten es wagte, irgend etwas Negatives über sie zu schreiben.
    Und auch jetzt zweifelte sie nicht daran, daß Angehörige ihrer Organisation ihr helfen würden, sobald sie Hilfe benötigte. Die Möglichkeit, daß ihre gesamte Organisation zerschlagen worden war, erwog sie gar nicht erst.
    Sollte niemand in der Lage sein, sie nach dem Anschlag auf Michael Rhodan abzuholen, dann sah sie dennoch keine Gefahr für sich. Sie verfügte über nahezu unbegrenzte finanzielle Mittel und war in der Lage, sich jederzeit über das galaxisweite Hyperkom-Bankennetz Geld in jeder benötigten Menge zu beschaffen.
    Sie lächelte selbstsicher.
    Sie war ein Chomäl - absolut unabhängig, unberechenbar und tödlich. Aus sicherer Position heraus konnte sie exakt zu dem Zeitpunkt zuschlagen, der für sie am günstigsten war.
     
    *
     
    „Negativ", meldete Talran Omapho, der Ortungschef der MONTEGO BAY, als Michael Rhodan die Hauptleitzentrale des Raumschiffs betrat. „Bisher haben wir den Rand der Toten Zone noch nicht erreicht. Sie ist weiter abgedriftet."
    Michael nickte nur. Er setzte sich in seinen Sessel. Aufgrund der Vermessungsarbeiten der letzten Wochen waren die Grenzgebiete der Toten Zone recht gut bekannt. Sie verschoben sich mit schwankenden Werten. Ständig schickte die MONTEGO BAY mit Hyperfunkgeräten versehene Raumsonden voraus. Solange sie Signale sendeten, war gesichert, daß sie noch nicht in die Tote Zone eingedrungen waren. „Die Grenzgebiete haben Rois System erreicht, Majestät", sagte Marfin Kinnor, der ertrusische Navigator. „Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis wir auf Rubin landen können."
    „Wir lassen uns Zeit", entgegnete Michael Rhodan. „Wir gehen kein unnötiges Risiko ein."
    Er blickte auf den Monitor, auf dem eine Reihe von Meldungen über den Zustand der MONTEGO BAY und einige Vorkommnisse an Bord abliefen. Als er sah, daß es einen Todesfall gegeben hatte, stutzte er. „Genauere Informationen, bitte!", befahl er.
    Die Syntronik lieferte Bilder des Toten und vom Tatort. In einem zusammenfassenden Bericht stellte sie fest, daß der Mann eines gewaltsamen Todes gestorben war. Spuren - mikroskopisch kleine Mengen von sichergestelltem Bio-Material wie etwa Hautschuppen, Haare oder beim Aufprall von Händen und Füßen ausgetretener Schweiß, Wärmeabdrücke oder akustischer Nachhall - ließen keinen Zweifel daran, daß es sich bei dem Täter um einen weiblichen Anti handelte. „Zur Besatzung gehört kein Anti", fügte die Syntronik erläuternd hinzu. „Es muß sich also um eine weibliche Person handeln, die unbemerkt an Bord gelangt ist und sich hier versteckt. Das läßt den Schluß zu, daß Petr Kadeer getötet wurde, weil er die Person entdeckt hat."
    „Ein Mord?" fragte Marfin Kinnor polternd. „Der Syntron spinnt doch. So was passiert nicht bei uns."
    „Leider doch", widersprach Michael. Er trug eine schlichte rote Kombination und hatte sich lediglich als auffälliges Accessoire einen gelben Seidenschal um den Hals gelegt. Somit trat er für seine Verhältnisse beinahe farblos auf. „Jetzt weiß ich endlich, wo Bastar-Stredan nach der Polizeiaktion von Taumond geblieben ist. Ich hätte nicht gedacht, daß sie zu uns an Bord flieht und obendrein noch so lange hierbleibt. Auf Olymp hätte sie sich längst absetzen können."
    „Das Miststück verfolgt einen Plan", vermutete Talran Omapho. „Wenn eine Frau wie sie so etwas macht, dann ist höchste Vorsicht angezeigt."
    Michael blieb gelassen.
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