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1603 - Der Geistertänzer

1603 - Der Geistertänzer

Titel: 1603 - Der Geistertänzer
Autoren: Jason Dark
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etwas über das Eis schweben, das ebenso aussah wie das Eis und wirklich nur bei genauem Hinsehen zu entdecken war.
    Aber die Gestalt schwebte oder glitt näher. Jetzt war die Mitte der Fläche ihr Ziel. Da die Lampen zum Glück noch brannten, gaben sie genügend Licht, um sie besser zu sehen.
    Es war tatsächlich der geheimnisvolle Geistertänzer!
    ***
    Ich saugte den Atem ein und hielt ihn an.
    Dabei hörte ich Bill leise fragen: »Na, was sagst du jetzt?«
    »Ist schon okay.«
    Mein Blick war nur auf die einsame Gestalt gerichtet, die über die Fläche glitt. Nicht mal ein leises Kratzen war dabei zu hören. Und auch der Begriff Gestalt stimmte nicht, denn was da über das Eis huschte, war kein normaler Körper.
    Ich schaute tatsächlich auf eine nebulöse Gestalt, die kein einziges Geräusch verursachte, als sie über das Eis fuhr. Das stimmte wiederum auch nicht, denn sie trug keine Schlittschuhe an den Füßen. Wenn ich genau hinsah, trug sie gar nichts. Weder Schlittschuhe noch eine normale Kleidung. Da war nichts als ein hellgrauer Schatten mit menschlichen Umrissen, und es war auch keine Einbildung.
    Seine Farbe war schlecht zu definieren. Die grauen Töne waren vorherrschend, aber ich sah auch das bläuliche Schimmern, das sich vom Kopf bis zu den Füßen über den gesamten Körper zog.
    Der Tänzer ließ sich durch nichts stören. Er fuhr seine Kreise auf der Mitte der Tanzfläche. Er drehte seine Pirouetten, als wollte er irgendwelchen Zuschauern beweisen, wie gut er war.
    Um uns kümmerte er sich nicht. Bill und ich konnten nur staunen, aber das ungute Gefühl in meinem Innern wollte nicht weichen.
    »Habe ich zu viel versprochen?«, fragte Bill.
    »Nein, das hast du nicht.«
    »Und jetzt?«
    Ich musste leise lachen. »Das weiß ich noch nicht. Es hängt davon ab, was er vorhat.«
    »Denkst du, dass er zu uns kommt?«
    »Mal sehen.«
    Bill war neugierig und fragte weiter: »Hat dich dein Kreuz denn nicht gewarnt?«
    »Nein, hat es nicht.«
    »Aber trotzdem gehst du davon aus, dass es nicht normal ist.«
    »Was sonst?«
    Der Eisläufer hatte ungefähr die Mitte der Eisfläche erreicht. Es sah so aus, als wollte er sich in unsere Richtung bewegen, was aber nicht geschah, er blieb in seiner Region.
    Und er tanzte. Er zeigte uns, was er konnte. Er kreiselte auf der Stelle.
    Er fuhr seine Figuren. Er warf die Arme in die Höhe und setzte zu mehreren Sprüngen an, als wollte er uns beweisen, wie toll er war.
    Aber wir waren keine Punktrichter und vergaben auch keine Noten, wir schauten nur zu. Beide konzentrierten wir uns auf die Gestalt, die noch immer so aussah, als hätte sie uns nicht zur Kenntnis genommen. Sie ließ sich durch nichts stören. Manchmal sah es so aus, als würde sie das Eis gar nicht berühren und nur darüber hinwegschweben wie ein Geist.
    Wie ein Geist sah der Tänzer noch immer aus. Da hatte sich nichts verändert. Man musste ihn nach wie vor als nebulöse Gestalt ansehen, die keinen festen Körper hatte, aber an den Rändern auch nicht auseinanderfaserte.
    Es fiel mir bei genauerem Hinsehen noch etwas auf. Dieser geheimnisvolle Geist hatte schon sehr menschliche Umrisse. Sogar Haare wuchsen auf seinem Kopf. In dem schmalen Gesicht fielen mir jetzt die Augen auf, die allerdings nicht mit denen eines Menschen zu vergleichen waren. Sie sahen sehr hell aus und in ihren Pupillen schimmerte ein gelbliches Leuchten.
    »Das ist es doch«, murmelte ich.
    »Was meinst du?«
    »Er muss eine Mischung aus Mensch und Geist sein. Möglicherweise halb und halb.«
    »Kannst du das auch erklären?«, fragte Bill.
    »Nein. Kann ich nicht. Es gibt eben Phänomene, den stehen wir fassungslos gegenüber.«
    Bill grinste. »Das glaube ich dir nicht. Das hört sich an, als wolltest du nichts tun. Dich einfach abwenden und verschwinden.«
    »Das habe ich nicht vor.«
    »Was dann?«
    »Ich schaue mir den Eisläufer mal aus der Nähe an.«
    »He, du willst aufs Eis?«
    »Ja.«
    »Dann gib acht.«
    »Keine Sorge.«
    Um das Eis zu erreichen, musste Ich über die Bande klettern. Da sie nicht sehr hoch war, hatte ich damit keine Probleme und setzte behutsam meinen rechten Fuß auf die glatte Fläche. Sie war ja nicht überall wie ein dunkler Spiegel. Die Kufen der Schlittschuhe hatte sie an den meisten Stellen zerkratzt, sodass die Oberfläche aussah wie ein Schnittmuster.
    Bill wollte mit, was ich nicht befürwortete.
    »Bleib hier und gib mir Rückendeckung.«
    »Okay.«
    Bevor ich die ersten Schritte wagte,
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