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1602 - Die Lady aus der Hölle

1602 - Die Lady aus der Hölle

Titel: 1602 - Die Lady aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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hatte ihr also nichts wehgetan, und das wiederum war der endgültige Beweis, dass ich es nicht mit einem normalen Menschen zu tun hatte.
    Ich schaute auf den Arm. Die nackte Haut hatte eine graue Farbe angenommen. Als wäre sie mit einer hellen Asche bestreut worden. Das war kein Arm mehr, der normal lebte oder existierte. Alles, was einen Menschen ausmachte, war aus ihm verschwunden, und mir fiel ein, wie die Lady aus der Hölle zusammengebastelt worden war. Dieser Arm hatte mal einer Toten gehört.
    Der Gang um mich herum war leer, und er blieb auch leer. Selbst die Musik war verstummt.
    Ich wusste, dass Surina nur den Rückzug angetreten hatte. Ganz abgetaucht war sie nicht.
    Es brachte mich nicht weiter, wenn ich länger hier im Flur wartete. Es gab Menschen, die auf mich warteten, und die wollte ich nicht enttäuschen. Ich stellte mir schon jetzt die Gesichter vor, die sie ziehen würden, wenn ich plötzlich mit einem Arm in der Hand erschien.
    Es waren nur wenige Schritte bis zur Tür, die ich öffnete und sagte: »Ich bin es nur.«
    Dann betrat ich den großen Wohnraum, und jeder konnte sofort sehen, was ich in den Händen hielt.
    ***
    Ich war nicht viel weiter vorgegangen und blieb in der Nähe der Tür stehen. Es waren keine Schreie zu hören. Selbst die beiden Bulgaren blieben still. Sie glotzten mich an. Ihre Augen quollen dabei hervor, und es gab für sie nur den Arm, den ich waagerecht vor meinem Körper hielt.
    Karina Grischins Blicke waren eine einzige Frage, und es war Jane Collins, die sich als Erste bewegte und sogar nickte. Sie hatte den Schock überwunden und fing leise an zu sprechen.
    »Mein Gott, was ist das?«
    Ich ging einen weiteren Schritt vor und hob meine Beute an.
    »Das ist Surinas Arm. Ich habe ihn ihr aus dem Gelenk gerissen als sie mich töten wollte.«
    »Und kein Blut, John?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Warum auch? Sie ist aus Leichenteilen zusammengesetzt worden. Ich denke nicht, dass die noch bluten.«
    Karina nicke. »Das war die Magie des Rasputin. Es gibt keine andere Möglichkeit.« Sie schloss für einen Moment die Augen. »Fast glaube ich, dass er noch lebt. Nein, existiert.«
    Ich gab darauf keine Antwort, wollte aber den Arm loswerden und legte ihn auf den Tisch. Die Faust hatte den Griff des Messers regelrecht eingeklemmt. Ich wollte, dass es anders wurde und bog die Finger auf, was gar nicht mal so einfach war. In ihrer Härte erinnerten sie mich an Metall. Aber ich schaffte es, und so blieb die Stichwaffe neben dem Arm liegen.
    »Wie war das möglich?«, flüsterte Karina mir zu.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Bis ins Detail kann ich es dir nicht sagen, aber sie hat ihren Schutzschild verlassen. Sie war praktisch wieder zu einem normalen Menschen geworden mit all seinen Vor- und Nachteilen. In diesem Zustand glaubte sie, mich töten zu können.« Ich deutete auf das Messer mit der langen Klinge. »Das ist wohl ein Irrtum gewesen. Ich konnte den Stich unterlaufen, den Waffenarm packen nun ja, jetzt liegt er hier. Er war wohl nicht so fest verankert.«
    »Und sie?«
    »Ist verschwunden.«
    »Soll ich fragen, wohin?«
    »Kannst du. Nur kann ich dir keine Antwort geben. Ich denke mir, dass sie in ihre Dimension abgetaucht ist, und da können wir lange nach ihr suchen.«
    Keiner widersprach. Jeder machte sich seine eigenen Gedanken.
    Die beiden Bulgaren stierten vor sich hin. Ihre Gesichter waren grau geworden. So abgebrüht waren sie nun doch nicht, als dass sie diesen Vorgang locker hätten verkraften können.
    Jane schaute zum Fenster, als würde sie dort etwas sehen. Dann fragte sie: »Rechnest du damit, dass sie zurückkommen wird?«
    »Bestimmt.«
    »Und warum? Sie besitzt keine Waffe mehr und…«
    »Aber einen Auftrag. Ich glaube nicht, dass sie so schnell aufgeben wird, ihn zu erfüllen.«
    »Ja, das kann sein.« Jane schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf. »Dann werden wir wohl hier auf sie warten müssen, oder?«
    »Zumindest für eine Weile.«
    Es war eine Antwort, die den beiden Bulgaren nicht gefiel.
    »Aber nicht wir!«, rief einer von ihnen. »Wir haben mit dieser Geschichte nichts mehr zu tun. Was ihr da macht, das ist Freiheitsberaubung!«
    »Haltet euer Maul«, fuhr Karina sie an. »Wir wissen genau, was wir tun.«
    »Ihr wollt, dass wir sterben, wie?«
    »Es wäre nicht schade um euch.«
    »Ich sollte dir den Hals umdrehen, Russin.«
    »Versuch es!«
    Die beiden schwiegen. Sie waren Realisten und hatten längst erkannt, dass
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