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1602 - Die Lady aus der Hölle

1602 - Die Lady aus der Hölle

Titel: 1602 - Die Lady aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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ergreifen.
    Und noch etwas schoss mir durch den Kopf. So wie sie wirkte, präsentierte sie sich wie ein normaler Mensch und hatte auf ihren Schutz verzichtet. Traf das tatsächlich zu oder täuschte ich mich?
    Da gab es keine Verzerrung mehr. Sie wollte mir von Mensch zu Mensch gegenübertreten.
    Das Grinsen klebte als hässlicher Ausdruck in ihrem Gesicht fest. Etwas anderes bewegte sich dort nicht. Auch nicht der Mund, bei dem eine Hälfte der Lippen fehlte. Die Knochen schimmerten matt. Sie stellte wirklich eine Mischung aus Leben und Tod dar.
    Sie wollte mich. Sie spürte genau, dass ich ein Feind war, den sie nicht unterschätzen durfte. So etwas räumte man am besten aus dem Weg, und der Angriff begann mit einem kurzen und schrillen Schrei.
    Es war so etwas wie ein Startschuss. Sie riss den linken Arm so hoch wie möglich, denn sie brauchte den entsprechenden Winkel und musste zudem die nötige Kraft einsetzen, um mich tödlich zu treffen.
    Ich hatte mich darauf vorbereiten können. Ich durfte nur nicht zögern und sprang der Angreiferin entgegen.
    Für einen Zuschauer hätte es sicherlich so ausgesehen, als wollte ich mich in den tödlichen Stoß hineinwerfen. Dem war nicht so. Ich war zudem froh, beide Hände frei zu haben, denn ich musste schneller als die lange Klinge sein.
    So rammte ich gegen den Messerarm. Bevor die Klinge nach unten raste, umfasste ich den Arm in der oberen Hälfte. Der Stoß wurde gestoppt. Die lange Klinge ritzte nicht mal meine Haut. Ich sah sie auch nicht, weil sie sich in meinem Rücken befand. Den Arm ließ ich nicht los.
    Ich wollte ihn zur Seite biegen und dafür sorgen, dass Surina das Messer fallen ließ.
    Mit einer wilden Kraftanstrengung drehte ich den Arm herum. Das war eine Bewegung wie immer. Unzählige Male geübt. Ich wollte ihn drehen, um ihn dann auf mein Knie zu schlagen. So etwas war mir in Fleisch und Blut übergegangen.
    Hier war trotzdem alles anders. Zwar drehte ich den Arm herum, ich spürte auch die Bewegung im Schultergelenk, hörte es sogar knacken, und einen Moment später trieb es mich nach vorn, weil ich zuviel Wucht in meine Aktion gelegt hatte.
    Ich stolperte vor und konnte kaum glauben, was ich mit den eigenen Augen sah.
    Ich hielt den Arm fest. Beide Hände umfassten ihn, und mit ihm zusammen trieb es mich nach vorn.
    Für einen Moment hatte ich das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Das war verrückt, das musste ein Irrtum sein, aber es war keiner.
    Ich hielt den Arm tatsächlich fest, den ich durch meine heftige Aktion aus dem Schultergelenk gerissen hatte.
    Wie viele Schritte ich gelaufen war, bevor ich stehen blieb, wurde mir nicht bewusst. Jedenfalls stoppte ich und handelte dabei, ohne groß nachzudenken. Auf der Stelle fuhr ich herum und sah tatsächlich eine Person mit nur dem rechten Arm vor mir stehen.
    Das Bild war so unwirklich, dass ich es zuerst nicht richtig wahrnahm. Ich brauchte schon eine gewisse Zeit, um mich daran zu gewöhnen. Was mir da gezeigt wurde, das war unbegreiflich.
    Ein Arm war bei Surina noch vorhanden. Eine weitere Waffe sah ich nicht. Das Messer mit der langen Klinge wurde noch von der Hand gehalten, die zu dem abgerissenen Arm gehörte.
    Und dann geschah noch etwas.
    Wieder schob sich etwas in den Gang hinein. Es war durchsichtig wie dünnes Glas, und eine Sekunde später begann es, die Perspektive zu verzerren.
    Die Proportionen des Frauenkörpers wurden unegal. Da schob sich einiges zur Seite, aber auch in die Höhe, und der gesamte Körper einschließlich des Gesichts - sah aus wie aus Puzzleteilen zusammengesetzt. So sah die Gestalt aus, als würde sie jeden Augenblick zusammenbrechen und sich dabei in seine Einzelteile auflösen.
    Das trat allerdings nicht ein: Dafür geschah etwas anderes. Erneut bewegte sich die seltsame Schicht, die so etwas wie eine Grenze zwischen den Welten bildete, und wenig später sah ich von dieser Gestalt nichts mehr.
    Was ich erlebt hatte, kam mir wie ein böser Traum vor, aber ich wusste auch, dass es keiner war. Den Beweis dafür hielt ich in meinen Händen.
    Ich konnte noch immer nicht glauben, was ich da sah. Es gab keinen Zweifel, ich hielt tatsächlich den Arm in der Hand, dessen Hand noch ein Messer umklammerte. Ich flüsterte etwas, was ich selbst nicht verstand, und fragte mich gedanklich, ob ich es geschafft hatte, die Frau auszuschalten oder nicht.
    Nein, bestimmt nicht. Sie hatte nur einen Arm verloren. Ich erinnerte mich auch daran, keinen Schrei gehört zu haben. Es
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