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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul
Autoren: Jo Zybell
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unterstützten sie.
    In einer einzigen Nacht hatten sie die Brunnen von Kabuul mit SAK vergiftet: Aruula, Eva, Kara Bin Paali und die fünf letzten Männer der WEER. Gemeinsam mit den Überlebenden der Dalliwaan durchkämmten sie danach die Ruinen.
    Jetzt war der Kampf gegen die Bestien nicht halb so gefährlicher wie die Jagd nach Wakudakälbern. Doch die Taratzen hatten schrecklich gewütet. Nur wenig mehr als zweihundert Menschen hatten den Überfall der Bestien überlebt.
    »Warum musste Eva so weinen, als sie Calli Effs Leichnam fand?«, wollte Aruula wissen.
    »Sie war erst vier Winter alt, als die Dalliwaan sie in der Wildnis fanden. Räuber hatten die Karawane aus dem Westen überfallen und ihre Sippe getötet. Eva konnte sich unter den Toten verstecken.«
    »Sie gehört also nicht zur WEER?«
    »Sie ist mir wie eine Schwester«, sagte Gebra. »Mein Vater und meine Mutter nahmen sie im Götterhaus auf und zogen sie groß. Jahrelang verließ sie das Götterhaus nicht und als Mädchen nur verschleiert. So kannte sie niemand, als sie eines Tages im Hauptquartier der WEER auftauchte und ihre Dienste anbot.«
    »Sie ist…« Aruula traute ihren Ohren nicht. »… eine Spionin?«
    Gebra nickte müde. »Sie hatte den Auftrag, die Männer und Frauen der WEER von ihrer eigenen Droge abhängig zu machen. Sie sollte ihr Biir damit vergiften. Ich weiß nicht, warum sie es nicht getan hat. Vielleicht war die Zeit noch nicht reif, vielleicht hat sie sich in den Oberst verliebt…«
    »Das glaube ich nicht.« Aruula betrachtete den verbundenen Armstumpf der Frau. Er war durchgeblutet. Gebra schien ihr noch lange nicht über dem Berg zu sein.
    Ihre eigene Wunde am Finger war dagegen völlig verheilt.
    Auch in dieser Hinsicht hatte Bin Theodor gründliche Arbeit geleistet.
    »Du musst bei uns bleiben, Aruula von den Dreizehn Inseln.« Gebra berührte sie am Arm. »Du musst uns helfen, hier in Kabuul eine neue Ordnung aufzubauen. Wir müssen noch einmal ganz von vorn anfangen.«
    »Manchmal muss man mehr als einmal im Leben ganz von vorn anfangen«, sagte Aruula bitter und aus eigener Erfahrung.
    Erst ein Leben mit Maddrax, und nun ein Leben ohne ihn…
    Sie drückte Gebras gesunde Hand. »Ich werde mithelfen, die letzten Taratzen aufzustöbern und zu töten. Dann werde ich mit Eva und Kara Bin Paali die SAK- Felder vernichten. Danach werde ich auf meinen Kamshaa-Bullen steigen und weiterziehen.« Aruula stand auf.
    »Es ist Unsinn, ziellos durch die Welt zu irren, Aruula von den Dreizehn Inseln.« Schmerzvoll lächelnd blickte Gebra von ihrem Lager zu Aruula hinauf. »Ich weiß, wovon ich rede. Hier in Kabuul hast du Freunde gewonnen, die dir dein Leben lang die Treue halten werden. Hier in Kabuul hast du eine Aufgabe, die sich lohnt. Bitte, bleib bei uns.«
    »Ich habe ein Ziel, Gebra.« Aruula schlüpfte in ihren Yaakuli-Mantel. »Und ich habe eine Aufgabe, die wichtiger ist, als Kabuul wieder aufzubauen.« Vor ihrem inneren Auge ragte der brennende Fels in einen blauen Himmel. Das Herz wurde ihr schwer vor Sehnsucht.
    »Was für ein Ziel? Von welcher Aufgabe sprichst du?«
    Flehend sah Gebra zu der Frau hinauf, die sie einen halben Mond zuvor fast getötet hätte.
    »Lass uns davon schweigen.« Aruula schnallte sich ihr Schwert um und stapfte zur Kammertür. Seltsam, ein Ziel zu haben, das man nicht kennt. Seltsamer noch, einer Aufgabe gewiss zu sein, von der man nichts weiß. Die Klinke in der Hand, drehte sie sich noch einmal um. »Bevor ich Kabuul verlasse, komme ich noch einmal vorbei, um mich zu verabschieden.«
    Gebra nickte stumm. Aruula schloss die Tür hinter sich.
    Gebra lauschte ihren Schritten auf der Treppe. Ihre Augen füllten sich mit Tränen…
    ENDE
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