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1597 - Abschied von der Unsterblichkei

Titel: 1597 - Abschied von der Unsterblichkei
Autoren: Unbekannt
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hatten, und die glichen in ihrem Aussehen schon etwas mehr denjenigen, die sich als waschechte Marsianer verstanden und deren Ahnen vor vielen Jahrhunderten als Pioniere hierhergekommen waren.
    Sie entsprachen in ihrer Größe den Terranern, denn überall auf dem Mars, wo sich Städte, Raumhäfen und bedeutende Parks befanden, betrug die Schwerkraft durch künstliche Regulierung genau ein Gravo. In dieser Hinsicht hatte es also keine Mutationen gegeben. Schon in der Prä-MonosÄra hatte sich jedoch der Typ des „echten" Marsmenschen mit großen, kugelrunden Augen, dunkelgelben Augäpfeln und grüner Iris herausgebildet. Die Haut war bronzefarben, die Haare glänzten im Normalfall tiefschwarz.
    Diese verschiedenen Typen der heutigen Marsianer vermischten sich noch untereinander. Ihre Erbanlagen stellten kein Hindernis dar. Und so etwas wie gegenseitige Diskriminierungen und „Rassenschranken" gab es nicht.
    Noro war eine Marsianerin mit runden Augen und schwarzem Haar. Jeth Bylon war der Enkel eines terranischen Ehepaars, das vor 52 Jahren auf den Mars gekommen war, um ein Werk über die Erfolge der Terranormisierung des ehemals Roten Planeten zu verfassen. Es sollte ein Standardwerk werden, und dementsprechend lange hatten die beiden Bylons sich auf den Aufenthalt auf dem Mars eingestellt. Am Ende waren sie für immer geblieben, der Faszination dieser ehemals für Menschen tödlichen Welt erlegen.
    Jeth lag mit dem Oberkörper auf Noros Knien und krümmte und erbrach sich. Seine Beine zuckten, als gehörten sie ihm nicht mehr. Als er wieder nach Luft schnappte, drehte Noro seinen Kopf so, daß sie in sein Gesicht sehen konnte. Er schwitzte trotz der angenehm milden Luft, die von der lunaren Syntronik NATHAN beschert wurde. Seine Augen waren unnatürlich verdreht. Er starrte sie an, aber auch durch sie hindurch. „Jeth!"
    Angst beschlich sie. Sie spürte instinktiv, daß mit ihrem Gefährten etwas geschah, das sie nicht verstand; und daß sie ihm nicht helfen konnte.
    Die junge Marsianerin konnte fühlen, wie Jeths Herz raste.
    Doch dann, zu ihrer großen Erleichterung, beruhigte er sich wieder. Seine Beine hörten allmählich zu zucken auf, und sein Blick kehrte in die Wirklichkeit zurück. „Noro ...", flüsterte er.
    Er blieb auf ihrem Schoß liegen, drehte sich nur nach oben um. „Ja, Jeth? Was war denn? Eben noch gingen wir ganz gelöst durch den Park, und dann ... hat dich etwas getroffen wie der Blitz."
    Er sah sie an. Der Blick war forschend, so als suchte er in ihren Augen nach irgendeiner Antwort.
    Gleichzeitig erkannte sie in ihm Panik - und die verzweifelte Hoffnung, daß es irgend etwas gäbe, das ihn aus seiner schrecklichen Angst herausreißen konnte. „Ich bin gefallen", flüsterte er. Sein Gesicht zuckte. „Wie in das völlige Nichts. So als ob ... sich alles um mich aufgelöst hätte ..."
    „Jeth! Du bist hier - bei mir!"
    Er rang nach Luft. Allein die Erinnerung an das, was er gerade erlebt hatte, mußte für ihn furchtbar sein.
    Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Sie liebte ihn. Sie hatten so viele Pläne miteinander.
    Eben noch waren sie so ausgelassen gewesen und wollten zum alten Pavillon, wo sich die Liebespaare seit Jahrhunderten trafen und ewige Treue schworen. Es war vielleicht der romantischste Ort, den es im Solsystem gab.
    Und dann war es passiert.
    Plötzlich lächelte Jeth. Sein Lächeln war gezwungen, und er wußte, daß sie das sah. Er richtete sich auf, stellte sich vorsichtig auf die Beine und lächelte wieder, als er nicht kippte oder in einem imaginären Sog versank.
    Diesmal wirkte das Lächeln echter. „Ich weiß nicht, was es war, aber es ist vorbei", sagte Jeth. Noro war mit ihm aufgestanden und stand bereit, um ihn notfalls gleich wieder aufzufangen. „Ganz bestimmt?" fragte sie.
    Jeth nickte. Dabei zuckte seine rechte Wange. „Bestimmt, Schatz. Ein Schwindelanfall, oder der Kreislauf spielte auf einmal verrückt. Wer kennt das denn nicht? Dann kommen die Angstzustände von ganz allein."
    „Wir sollten zu einem Arzt gehen", sagte sie. „Du solltest dich untersuchen lassen."
    „Ach was." Er winkte ab. „Komm, gehen wir weiter. Wir lassen uns doch von einem ... einem Spuk nicht den schönen Tag verderben."
    Er streckte ihr die Hand entgegen und machte ein Gesicht, das sie aufmuntern und beruhigen sollte.
    Doch als sie die Hand nahm, spürte sie, wie er zitterte. „Komm", sagte sie, „wir gehen nach Hause."
     
    *
     
    Jeth widersprach nicht. Er nickte
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