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1593 - Der Hexentöter

1593 - Der Hexentöter

Titel: 1593 - Der Hexentöter
Autoren: Jason Dark
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werde ich dich eben holen!«
    Eine Sekunde später beugte er sich vor. Der Platz hinter dem Tresen war schmal, denn gleich hinter Gildas Rücken befand sich das Regal.
    Gilda Green konnte nicht sagen, was sie in diesen Augenblicken verspürte. Der Tod war ihr zum Greifen nahe. Das Gesicht des Hexentöters hatte sich hinter dem dünnen Flammenvorhang zu einer schrecklichen Maske verzerrt. Darin waren nicht einmal mehr Reste an Menschlichkeit zu erkennen.
    Der nächste Griff würde sie erwischen.
    In diesem Moment peitschte eine Stimme auf und übertönte jedes andere Geräusch.
    »Fass sie nicht an, du Bestie!«
    ***
    Ich war nahe genug herangekommen, um mich bemerkbar zu machen.
    Ich war auch sicher, dass mein Schrei gehört wurde und achtete nicht weiter auf meine Umgebung.
    Die wie erstarrt dastehenden Zuschauer waren nichts anderes als Kulisse, die mich nicht störte.
    Ich hatte das Bild in mich aufgenommen und sah auch die leblose Männergestalt vor dem Verkaufstresen auf dem Boden liegen.
    Und ich hielt mein Kreuz in der Hand, weil ich davon ausging, dass es dieses Feuer des Bösen löschen würde. So etwas hatte ich schon des Öfteren erlebt.
    Der Hexentöter hatte mich gehört. Und er tat das, was ich mir erhofft hatte.
    Er ließ von der entsetzten Frau hinter der Verkaufstheke ab und drehte sich als Flammenmensch zu mir um, was bei den Gaffern für gellende Schreie sorgte.
    Wir starrten uns an, und ich blieb dabei nicht stehen. Mit dem Kreuz in der Hand ging ich auf ihn zu und rechnete damit, dass ihn dieser Anblick schockierte und ihn dazu verleiten würde, seinen Mordplan aufzugeben.
    Es traf mich wie ein Hammerschlag. Er nahm das Kreuz wohl zur Kenntnis, nur kümmerte er sich nicht darum. Er lachte und schüttelte sich dabei.
    Ich stoppte meine Schritte, weil mich diese Reaktion zu sehr überraschte. Sie schien mein Kreuz ab absurdum zu führen, und bevor ich mir etwas anderes überlegen konnte, übernahm Chinok das Wort.
    »Was willst du denn?«, hörte ich ihn sagen, wobei er noch ein Lachen hinzufügte. »Was willst du von mir? Willst du etwa das Feuer löschen, Fremder?«
    Das hatte ich in der Tat vor. Nur war ich nicht davon ausgegangen, mit Chinok noch lange zu diskutieren. Aber das war vielleicht im Moment das Beste. Außerdem war ich neugierig und wollte mehr wissen.
    Suko hielt sich zurück. Er stand so, dass er sofort eingreifen konnte, und er verließ sich dabei auf seine Dämonenpeitsche, deren Riemen er längst ausgefahren hatte.
    »Das hatte ich vor!«
    Chinok legte seinen Kopf in den Nacken und jagte ein schauriges Lachen zur Decke.
    »Es wird dir nicht gelingen. Dieses Feuer hat mich gestärkt, verstehst du? Damals, als sich die Hexen gegen mich zusammenschlossen, haben sie mich auf den Scheiterhaufen gestellt, damit mich die Flammen fressen sollten. Aber sie taten es nicht. Sie ließen mich am Leben, und ich lebte weiter. Ich konnte mich vom Scheiterhaufen befreien und sah die Hexen davonrennen. Ich habe ihnen nachgerufen, dass ich sie jagen würde, so lange ich existiere. Ich habe mein Versprechen gehalten und das Feuer ebenfalls. Es ist zu meinem Freund geworden, seine Kraft steckt in mir, und niemand kann es löschen.«
    Er hatte mit einem Ton gesprochen, als wäre er zutiefst davon überzeugt, dass es nichts gab, was ihm etwas anhaben konnte. Und ich musste ihm leider zustimmen. Dieser Chinok schien unbesiegbar zu sein, denn selbst der Anblick des Kreuzes störte ihn nicht.
    Warum nicht? War dieses Feuer so stark? Das hatte ich noch nie zuvor erlebt, und meine Gedanken überschlugen sich. Ich fragte mich, wie das sein konnte, und allmählich entstand in meinem Kopf eine Idee, die immer mehr an Konturen gewann.
    Diese ihn schützenden Flammen stammten gewiss nicht aus der Hölle.
    Sie mussten einen anderen Ursprung haben. Nur welchen?
    Ich war völlig durcheinander. Zwar brach nicht eben eine Welt für mich zusammen, aber so ähnlich musste ich es schon sehen. Dass mein Kreuz versagte, dass…
    Ich hielt es nach wie vor in der Hand. Dabei schaute ich auf seine Rückseite, aber ich spürte, dass auf der vorderen etwas mit ihm geschehen war. Da hatte sich etwas verändert, das ungemein wichtig sein konnte, und deshalb drehte ich das Kreuz um.
    Vier Erzengel hatten hier ihre Initialen hinterlassen. Drei davon sahen normal aus.
    Ein Buchstabe nicht.
    Es war das U!
    Das U für Uriel, den Flammenengel!
    Genau in diesem Moment ging mir ein ganzer Kronleuchter auf, denn jetzt wusste ich
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