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1588 - Die falsche Kette

Titel: 1588 - Die falsche Kette
Autoren: Unbekannt
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Taumond.
     
    9.
     
    15.10.1173 NGZ Inzwischen hatten Hagea Scoffy, Nonari Vojerina und Alaresa Anceott die Aufzeichnungen über Aramus Shaenors Missetaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
    Dorina Vaccer spürte die Wut, die sich bei den Linguiden breit machte. Sie befürchtete das Schlimmste.
    Wenn die Linguiden zu weit getrieben wurden, wenn sie gezwungen waren, tatsächlich gewaltsamen Widerstand zu üben - würde es ihnen dann jemals gelingen, wieder zu ihrer eigentlichen Lebensweise zurückzukehren?
    Die SINIDO war von Kampfgleitern umstellt.
    Es war sehr geschickt gemacht. Jeder Außenstehende mußte annehmen, daß diese Gleiter Dorina Vaccer und die SINIDO schützen sollten. Aber die Friedensstifterin hütete sich wohlweislich, sich ihrem Schiff zu nähern.
    Dorina Vaccer hatte keine Angst vor den Überschweren, und sie zweifelte keine Sekunde lang daran, daß es ihr leicht fallen würde, diese grünhäutigen Söldner zu einem weitaus freundlicheren Verhalten zu überreden.
    Aber sie verzichtete auf jeden Versuch, in die SINIDO zu gelangen, denn ihr war klar, daß Balasar Imkord, Aramus Shaenor und Cebu Jandavari auch den letzten Rest von Rücksichtnahme vergessen würden, sobald ihnen klar war, daß Dorina Vaccer sich endgültig vom Einfluß des Zellaktivators befreit hatte.
    In ihrem Wahn würden sie davon ausgehen, daß Dorina Vaccer sich damit automatisch gegen die Aktivatorträger zu stellen gedachte. Es war nicht auszuschließen, daß sie dann auf die Idee kamen, die SINIDO zerstören zu lassen.
    Für die Überschweren würde das eine Kleinigkeit sein. In ihren häßlichen Walzenraumern umkreisten sie Lingora, als gehörte ihnen dieser Planet bereits.
    Dorina Vaccer sah trotzdem keinen Anlaß, sich vor irgend jemandem zu verstecken. Sie ging ganz offen in das Gebäude, in dem sie viel zu lange Zeit hindurch viel zu viele Dinge getan hatte, mit denen Linguiden sich eigentlich nicht abgeben sollten.
    Nicht weil diese Dinge eines Linguiden nicht würdig gewesen wären, sondern weil sie nicht in die linguidische Realität gehörten.
    Als Dorina Vaccer ihr Arbeitszimmer betreten wollte, öffnete sich eine der benachbarten Türen.
    Aramus Shaenor trat auf den Korridor hinaus.
    Als er Dorina Vaccer sah, blieb er stehen und starrte sie an. Sie erwiderte seine Blicke, obwohl es ihr schwer fiel.
    Er sah krank aus. Er schien zu frieren.
    Dorina Vaccer wußte, daß die meisten Linguiden sein Aussehen als völlig normal empfunden hätten. Aramus Shaenor hatte sich immer noch sehr gut in der Gewalt. Er überspielte seinen Zustand.
    Man mußte ihn schon sehr gut und sehr lange kennen, um ihm anzusehen, wie schlecht es ihm ging. „Du hast wirklich Nerven!" sagte er, nachdem er die Friedensstifterin mehrere Sekunden lang angestarrt hatte. „Dich jetzt noch hierher zu wagen!"
    Ein ungewohnter Klang lag in seiner Stimme. Er schien ein wenig heiser zu sein. „Das war dein Werk, nicht wahr?" fuhr er fort. „Du hast diese Lügen über mich in Umlauf gebracht! Steckst du etwa mit diesem Arkoniden unter einer Decke?"
    Sie wußte, daß er von Atlan sprach.
    Atlan hatte Hagea Scoffy eine Aufzeichnung zugespielt, die den Friedensstifter von einer nicht sehr friedlichen Seite zeigte.
    Die Kette drehte sich, und Aramus Shaenors Verstand versuchte sich zu wehren, indem er eine zweite Persönlichkeit aufbaute. Dorina Vaccer konnte das deutlich erkennen, jetzt, nachdem ihr eigener Verstand sich wieder fast vollständig in der Realität verankert hatte.
    Sie hätte Aramus Shaenor sagen können, daß sie nichts mit dieser Sache zu tun hatte, aber sie verzichtete darauf.
    Er hätte ihr sowieso nicht geglaubt. „Du solltest wissen, wie dieser Arkonide zu uns Friedensstiftern steht", erwiderte Dorina Vaccer ruhig. „Er traut uns nicht über den Weg. Auf Drumbar hast du ihn selbst in dieser Haltung bestärkt."
    „Ich hätte ihn für einen anständigeren Gegner gehalten", sagte Aramus Shaenor ärgerlich. „Dieses schmutzige Spiel paßt nicht zu ihm!"
    „In deinem eigenen Verhalten liegt ein viel größerer Widerspruch", bemerkte Dorina Vaccer bedächtig. „Wer hätte wohl jemals gedacht, daß ein Aramus Shaenor einmal vor der Wahrheit davonlaufen könnte?"
    Er starrte sie wortlos an. Dann wandte er sich ab und ging davon. „Ich gehöre nicht mehr zu euch!" rief sie ihm nach. „Ich trete hiermit zurück!"
    Er drehte sich nicht einmal um.
    Dorina Vaccer fühlte sich entsetzlich hilflos. Sie spielte mit dem Gedanken, sich
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