Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1587 - Midnight-Lady

1587 - Midnight-Lady

Titel: 1587 - Midnight-Lady
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Haus, und bisher hatte sie auch niemand gestört. Hin und wieder erhielt sie Besuch von Leuten, die sie akzeptierten. Martha galt als Sonderling, die gern allein lebte und keinen anderen Menschen brauchte.
    Die Wahrheit kannte niemand. Sie war nicht mal zu ahnen, und das empfand sie als sehr gut. Nur so konnte sie sich wohl fühlen, und das sollte noch lange so bleiben.
    Wann traf sie ein?
    Martha Tresko wusste es nicht so genau.
    Selma Blair ließ sich Zeit.
    Dass sie erscheinen würde, war daran zu erkennen, dass sie bereits ihre Vorhut geschickt hatte. Die Fledermäuse waren so etwas wie ihre Leibwächter. Sie gaben auf sie acht. Sie verteidigten sie auch, sollte sie mal angegriffen werden.
    Doch damit brauchte sie nicht zu rechnen. Niemand war ihr bisher auf die Schliche gekommen, und das würde auch so lange bleiben, wie sie auf dieser Welt existierte.
    Martha wandte sich vom Fenster ab und ging auf eine schmale Anrichte zu.
    Dort standen einige Flaschen, die alle den gleichen Inhalt hatten. Es war eine klare Flüssigkeit, die allerdings nicht aus Wasser bestand, sondern aus Schnaps.
    Es war kein Gin, sondern Wodka. Den liebte Martha, und es gab nicht wenige Abende, an denen sie sich volllaufen ließ. Das würde sie heute nicht tun. Das durfte sie nicht, denn es stand ihr eine wichtige Aufgabe bevor.
    Doch einen kleinen Schluck wollte sie sich gönnen. So griff sie nach der ersten Flasche, zog den Korken hervor und setzte die Öffnung an ihre Lippen.
    Es tat ihr gut, als der Wodka in ihre Kehle floss. Als sie die Flasche wieder absetzte, lag auf ihrem Gesicht ein fast seliges Lächeln. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht noch einen weiteren Schluck zu nehmen. Den konnte sie sich an diesem Abend nicht leisten. So stellte sie die Flasche wieder auf die Anrichte zurück und wartete auf das, was geschehen würde.
    Nichts tat sich.
    Noch blieb alles ruhig.
    Die Dunkelheit der frühen Nacht lag über dem Land. Sie hatte alles gefressen.
    Nicht der geringste Lichtschimmer war zu sehen.
    Für viele Menschen war die Nacht ein Feind. Nicht so für Martha Tresko, denn sie liebte die Dunkelheit, die voller Geheimnisse steckte, wobei diese sich nur ab und zu offenbarten.
    Heute war es wieder der Fall.
    Und es würde bald so weit sein. Es gab eine Veränderung, die sah sie sehr deutlich.
    Durch die Luft zischten wieder die ersten heftig flatternden Schatten. Es waren die Fledermäuse, die sich bisher versteckt gehalten hatten.
    Plötzlich waren sie wieder da. Manche erinnerten an Spielzeugflugzeuge, die mit ruckartigen Bewegungen davonstoben. Sie jagten in die Höhe, sie sanken wieder ab oder führten vor den Fenstern bizarre Tänze auf.
    »Ja, darauf habe ich gewartet«, flüsterte Martha. »Es ist wieder so weit.«
    Sie lachte, rieb ihre Hände und sah keinen Grund mehr, sich länger an dieser Stelle aufzuhalten.
    Sie drehte sich um und ging zur Haustür. Sie zögerte keine Sekunde und zog die Tür auf, um freie Sicht zu haben.
    Durch die Luft wirbelten die Fledermäuse. Allerdings tobten sie nicht in ihrer Nähe herum, sie ballten sich weiter von der Tür entfernt zusammen, als gäbe es dort etwas Besonderes zu sehen.
    Das musste sie sein.
    Martha atmete heftiger. Sie hätte eine Taschenlampe nehmen und dorthin leuchten können. Darauf verzichtete sie. Stattdessen schaltete sie das Licht an der Hauswand ein.
    Der Schein breitete sich aus. Er durchdrang die Dunkelheit, und an seinen Rändern huschten die Fledermäuse zuckend hin und her. Durch das Licht erhielten ihre Körper immer wieder andere Formen. Sie wirkten plötzlich groß, überdimensional. Als Schatten rasten sie hin und her. Sie waren zu schaurigen Gebilden geworden und erinnerten an kleine Flugmonster.
    Aber nicht sie bildeten den Mittelpunkt, sondern die Person, der sie dienten.
    Nur schwach war sie zu erkennen. Aber Martha Tresko sah bereits, dass es sich um eine Frau handelte, und da gab es wirklich nur eine, die sie um diese Zeit besuchte.
    Selma Blair, die MidnightLady!
    Sie hatte es nicht eilig. Gelassen setzte sie ihre Schritte und kam so auf das Haus zu. Von ihrem Gesicht war nur wenig zu sehen, eigentlich nichts, aber ihr Haar fiel auf. Es wuchs lag und schwang bei jeder Bewegung hin und her.
    Sie breitete die Arme aus, bevor sie ins Licht trat. In dieser Geste wirkte sie selbst wie eine große Fledermaus, die kurz davor stand, sich in die Luft zu erheben.
    Das ließ sie bleiben, denn ihr Ziel waren das Haus und die Frau, die in der offenen Tür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher