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1583 - Das Mädchen und der Nakk

Titel: 1583 - Das Mädchen und der Nakk
Autoren: Unbekannt
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sie diejenigen, die sich hinter den Lichtern bewegten, ohnehin nicht erkennen konnte.
    Sie konnte sich natürlich denken, daß es die Bionten waren, die mit diesen Lichtern hantierten.
    Aber das Denken bereitete ihr Mühe.
    Ihr Gehirn, von Hunger, Durst, Übermüdung, Schmerzen und Fieber geschwächt, gaukelte ihr seltsame Bilder vor: Sie sah die Bionten wie Vögel durch die Luft fliegen, sah sie durch unsichtbare Tunnel gehen und allerlei unverständliche Dinge tun.
    Diese Bilder waren so schrecklich, daß Anjannin am liebsten die Augen geschlossen hätte. Aber andererseits war sie von dem, was sie sah, auch wieder fasziniert.
    Bei alldem spürte sie die Angst, die wie eine erstickende Decke über der gesamten Szene lag.
    Es war nicht Anjannins Angst, es war die Angst der Bionten.
    Sie fürchteten sich vor dem Schneckenwurm, wie Anjannin mit heimlicher Genugtuung feststellte.
    Die Lichtflecken kamen näher und bildeten eine leuchtende Wand um Anjannin und den Schneckenwurm.
    Anjannin konnte die Bionten hinter dieser leuchtenden Wand reden hören. „Chukdar will ihn unbedingt haben", sagte eine Stimme - das mußte Kair Elsam sein. „Also müssen wir ihn holen."
    „Wir werden von ihm nichts mehr erfahren", erwiderte eine andere Stimme protestierend. „Chukdar sollte sich den Kerl wenigstens erst einmal ansehen! Der ist doch nicht einmal mehr vollständig vorhanden!"
    „Das spielt keine Rolle!" erwiderte Kair Elsam scharf. „Du solltest statt dessen lieber überlegen, wie wir ihm helfen können."
    „Helfen? Einem Nakken? Ich weiß nicht mal, ob und wie man den künstlich beatmen kann!"
    Anjannin Tish wußte, daß sie von Balinor sprachen. Balinor war also ein Nakk. Das sagte ihr jedoch nicht viel. „Wir können ihn nicht einfach packen und ins Schiff schaffen", stellte Kair Elsam fest. „Er hat etwas an sich, das uns umbringt."
    „Warum kommt Chukdar nicht selbst hierher?" fragte einer der anderen herausfordernd. „Immer sind wir es, die die gefährlichen Dinge für ihn erledigen müssen!"
    „Es kann nichts so Gefährliches sein", wehrte Kair Elsam ab. „Es sind schon viele Nakken durch Raum-Zeit-Falten gekommen, und dabei ist nie etwas passiert."
    „Schön und gut", sagte ein anderer. „Aber wenn er lediglich durch eine ganz normale Raum-Zeit-Falte gekommen ist - warum befindet er sich dann in einem so jämmerlichen Zustand?"
    Und so ging es noch eine ganze Weile weiter.
    Aber während die Bionten fortfuhren, sich über den Nakken zu unterhalten, war es, als würden ihre Stimmen sich immer weiter entfernen.
    Dann brach die Unterhaltung plötzlich ab.
    Einen Augenblick lang war es sehr still. Die Lichter bewegten sich nicht. Es war, als wären die Bionten wie von Zauberhand in Zeit und Raum festgefroren.
    Nichts rührte sich ringsum. Anjannin schmiegte sich ganz eng an Balinors zerschundenen Körper.
    Obwohl Balinor mittlerweile einen geradezu infernalischen Gestank verbreitete, empfand Anjannin seine Gegenwart als tröstlich.
    Denn Balinor war in diesen Augenblicken, die der herausfordernden Bemerkung des Bionten folgten, wie ein Anker - der einzige Bezugspunkt zur Realität.
    Und einen solchen Bezugspunkt hatte Anjannin Tish in diesen Sekunden bitter nötig. Irgend etwas war geschehen. Anjannin Tish lag auf dem feuchten, modrigen Boden, den stinkenden Nakken neben sich, den Himmel von Nobim über sich, aber gleichzeitig befand sie sich an einem ganz anderen Ort.
    Es war ein Ort, der ihr schon beim erstenmal Furcht eingeflößt hatte. Jetzt war sie der Panik nahe, denn nun wußte sie, daß der Aufenthalt an diesem Ort den Tod bedeuten konnte. Sie sah sich und Balinor am Beginn jener furchtbaren Straße, von der sie geglaubt hatte, daß dies der Weg zu einem anderen Planeten sei.
    Aber diesmal konnte sie erkennen, daß am Ende dieser Straße gar nichts war.
    Gleichzeitig sah Anjannin durch die Straße und den Nebel hindurch die Konturen eines völlig fremdartigen Raumes. In der Mitte dieses Raumes befand sich ein Wesen.
    Das Wesen stand aufrecht da, und irgendwie hatte Anjannin das Gefühl, daß dieses Wesen sie anstarrte. Und das war seltsam. Denn das Wesen hatte gar keine Augen, mit denen es irgend jemanden anstarren konnte. „Antworte mir, Balinor!" sagte das Wesen.
    Und auch das war seltsam, denn das Wesen hatte weder einen Mund noch eine Stimme.
    Anjannin begriff plötzlich, daß dieses Wesen ein Nakk war. Ein gesunder Nakk. Einer, der sich im Vollbesitz seiner Kräfte befand.
    Dieser Nakk trug all
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