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1582 - Das Kimalog

Titel: 1582 - Das Kimalog
Autoren: Unbekannt
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hält."
    Ganz so einfach war es nicht, das wußten sie beide, aber als Trostspender mochten solche Worte genügen.
    Molin und Zyna bekamen jenseits der Vulkankette eine von insgesamt zehn großen fächerförmigen Landparzellen zugeteilt. Im Zentrum dieses wie ein Kuchen geteilten Landkreises stand ein Wohnkomplex für zehn Familien. Das Land wies auf einer beachtlichen Fläche eine dünne Humusschicht auf.
    Dieses Land zu urbanisieren und zu bestellen würde mit der zur Verfügung gestellten technischen Ausrüstung nicht schwer sein.
    Noch bevor sie ihr neues Heim inspizierten, flog Molin mit Zyna in einem Gleiter das Land ab und suchte nach einer geeigneten Stelle für das Pflanzen eines Kimastrauchs. Schließlich entschieden sie sich für eine windgeschützte Lichtung inmitten eines Farnwaldes. „Es ist das schönste Fleckchen, das wir finden können", schwärmte Molin. Zyna nickte nur.
    Erst nachdem dieser wichtige Akt erledigt war, gingen sie daran, sich in ihrem neuen Lebensbereich einzurichten und ihre Nachbarn kennenzulernen.
    Bei den Mitbewohnern der kleinen Agrarsiedlung handelte es sich ausschließlich um Drostetter und Vironer, um fünf kinderlose Jungpaare wie sie selbst und vier Großfamilien. Das Gespräch steuerte irgendwann zwangsläufig auf das Thema Nummer eins zu.
    Der Drostetter Kolin Sparra, zu dessen Großfamilie nicht nur drei eigene Kinder, deren Partner und deren vier Kinder zählten, sondern auch seine Geschwister und Schwägerleute und seine und seiner Frau Eltern gehörten, drückte es so aus: „Wir halten die Familie zusammen. Es fiel uns nicht schwer, gemeinsam den Entschluß zu fassen, nach Latur auszuwandern. Aber ebenso einig waren wir uns auch, unsere Kimasträucher jährlich aufzusuchen."
    Narina und Sohm Pauda, ein junges, keckes Paar von Viron, warfen einander schelmische Blicke zu und glucksten. Narina meinte dann: „Ich war noch ein kleines Mädchen, als ich meinen Kimastrauch zuletzt sah. Mutter führte mich vor ihrem Tode hin, um mir wenigstens seinen Standort zu zeigen. Aber ehrlich, ich würde nicht mehr hinfinden. Und ich bin trotzdem quicklebendig."
    Ihr Gefährte Sohm dachte ähnlich; er protzte damit, daß sein Kimastrauch von einem professionellen Blumenzüchter gezogen und gepflanzt worden sei - auch das gab es. Sohm erkundigte sich in einem Anflug von Ernsthaftigkeit: „Ist es bloße Tradition - oder benötigen wir die Kimasträucher tatsächlich fürs Leben?"
    „Kein Strauch, kein Kima", erklärte Molin voller Überzeugung. „Sie sind unsere Symbionten.
    Sie sind die erweiterte Nabelschnur zum Leben, kein Ersatz für jene, die man bei unserer Geburt kappt, sondern vielmehr eine Erhöhung."
    Narina und Sohm suchten sich daraufhin lustigere Gesellschaft wie immer öfter in den nächsten Tagen und Wochen, bis sie die Nahe von Molin und Zyna ganz mieden.
    Es war eine Woche nach ihrer Ankunft auf Latur, daß Molin seine Frau an seinen Wunsch erinnerte, ein Kind zu zeugen, sobald sie in der neuen Heimat waren. Aber Zyna bat ihn um Aufschub. „Warten wir doch erst einmal ab, wie uns das Klima hier bekommt. Wir wollen unserem Kind doch die besten Voraussetzungen bieten, eine gesicherte Zukunft."
    „Dann dürften wir überhaupt kein Pflänzchen ziehen", hielt Molin dagegen. „Für eine gesicherte Zukunft gibt es in diesen unsicheren Zeiten keine Garantie. Stell dir nur vor, die Macht, die die Milchstraße beherrscht, würde unserem Volk mehr Aufmerksamkeit schenken. Es wäre das Ende unserer Freiheit, und es würde uns ebenso ergehen wie den anderen Milchstraßenvölkern. Das kann doch kein Grund sein, nicht für Nachkommen zu sorgen. Wenn alle so dächten wie du, wären wir zum Aussterben verurteilt."
    „Das habe ich doch so nicht gemeint", rechtfertigte sich Zyna. „Ich wollte ausdrücken, daß wir so lange warten sollten, bis wir ermessen können, ob diese Welt unserem Kind ausreichend Bedingungen für eine schöne, sichere Zukunft zu bieten hat."
    Die Aussichten dafür waren eigentlich gut. Latur war zwar nicht das Paradies, aber immerhin eine Welt, auf der es sich leben ließ. Das Saatgut gedieh prächtig in der Krume der abgesteckten Felder, und ein halbes Jahr später konnte die erste Ernte eingebracht werden. Und das Weideland war um Wochen früher als erwartet zu begrasen, so daß man die Viehherden lange vor dem geplanten Termin anfordern konnte.
    Auf dem größten der Kontinente, den sie nach dem Projektplaner Salter nannten, schoß ein gewaltiges
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