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1575 - Luzifers Angriff

1575 - Luzifers Angriff

Titel: 1575 - Luzifers Angriff
Autoren: Jason Dark
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gestellt hatte, und er erhielt eine Antwort, mit der er nicht gerechnet hatte. Es gab nichts zu sehen, dafür etwas zu hören, und das überraschte ihn.
    Niemand außer ihm befand sich im Haus, und trotzdem war er nicht allein.
    Er hörte Stimmen. Sie waren plötzlich da, aber es war niemand zu sehen, dem sie hätten gehören können.
    Matthias schrie leise auf. Er war völlig durcheinander. Er blieb auch nicht mehr auf der Stelle stehen, sondern drehte sich im Kreis, wobei er den Blick in alle Richtungen schickte, um herauszufinden, wo sich die Flüsterer befanden.
    Er sah sie nicht. Die Stimmen erreichten ihn aus dem Unsichtbaren, und das war eben das Phänomen.
    Höllengeister!, dachte er. Oder die Seelen der Getöteten. Sie fanden keine Ruhe und meldeten sich aus ihrem unsichtbaren Reich, was für ihn schlimm und unbegreiflich war.
    Er ging, er drehte sich, er suchte diejenigen, die ihn mit ihren Flüsterstimmen bedrängten, doch er sah nichts, so sehr er sich auch anstrengte.
    Es war alles normal, aber die Stimmen machten ihn verrückt. Sie blieben so flüsternd, aber irgendwann brandeten sie förmlich in seinen Ohren. Er nahm sie als lauter wahr, als sie es wirklich waren, und er merkte, dass er durch den großen Raum taumelte.
    Dieses Haus war besessen. Es war verflucht. Es war keine Herberge mehr wie früher. Hier hatte der Teufel eine Zuflucht gefunden, und er war sehr mächtig.
    Matthias glaubte, zu einem Spielball der Stimmen zu werden. Er empfand sie als Peitschenhiebe, die ihn durch den großen Raum trieben, sodass er von einer Seite zur anderen torkelte und sich immer wieder an den Wänden abstoßen musste.
    Die Stimmen setzten sich in seinem Kopf fest. Sie machten ihn fertig. Sie waren so grausam und schlimm. Er hörte die Flüche, die ihn und seinen Glauben verhöhnten.
    »Nein!« Es war sein Schrei, der durch den Raum gellte. »Nein, ich will nicht mehr!« Beide Hände presste er gegen die Ohren, während er durch den Raum torkelte.
    Die Stimmen blieben. Sie kannten keine Gnade. Matthias stolperte über das Weihwassergefäß und landete auf dem Boden. Er rutschte bis gegen die Wand, die ihn aufhielt und an der er sich noch den Kopf stieß.
    Er blieb auf dem Boden hocken. Noch immer beide Hände gegen die Ohren gepresst.
    Wie lange würden ihn die Stimmen noch quälen? Wem gehörten sie?
    Waren es wirklich die Geister, die sich hier versammelt hatten und keine Ruhen fanden?
    Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war alles anders geworden. Er hatte bisher immer auf seine Stärke und seinen Glauben vertraut, nun musste er erkennen, dass dies nicht mehr zählte. Er war mit der anderen Seite konfrontiert worden, die keine Gnade kannte und ihm bewies, wie schwach er war.
    Und dann waren sie weg!
    Matthias wollte es nicht glauben. Deshalb blieben die Hände noch an den Ohren. Viele Sekunden verstrichen, bis er sich selbst lachen hörte.
    Es war kein normales Gelächter mehr, es klang schon leicht irre. Seine Hände sanken nach unten, und so war er in der Lage, die Umgebung normal wahrzunehmen.
    Abgesehen von seinen eigenen Atemgeräuschen hörte er nichts mehr.
    Aber die Folgen waren noch zu spüren. Sein Herz schlug schneller als gewöhnlich. Schweiß bedeckte sein Gesicht, und auch das Zittern war nicht normal.
    Die Wand gab ihm Schutz. Von hier aus starrte er in den Raum hinein.
    Er blickte auf die Fenster an der gegenüberliegenden Seite. Einige hatten noch ihre Scheiben, andere waren zerstört. Ihre Splitter lagen auf dem Boden, da sie von außen eingeworfen worden waren.
    Der Kirchenmann war nicht körperlich angegriffen worden. Trotzdem fühlte er sich wie jemand, der einen harten Kampf hinter sich hatte. Wie ein Boxer nach mehreren Runden, und er hatte zudem den Eindruck, sich nicht mehr erheben zu können, weil sein Körper so geschwächt war.
    Allmählich schaffte er es, seine Gedanken zu sortieren. In ihm reifte die Erkenntnis, dass er es nicht geschafft hatte. Die Aufgabe war einfach zu groß für ihn gewesen, und das machte ihn auch seelisch fertig.
    Er überlegte, ob er noch einen Versuch starten sollte.
    Nein, nicht in seinem Zustand. Er war zu schwach und würde auf der Stelle zusammenbrechen, wenn es zu einem weiteren Angriff dieser Stimmen kam.
    Er musste sich ausruhen, raus aus dem Haus, neue Kräfte sammeln und sich vor allen Dingen mit Rom in Verbindung setzen, um zu berichten, was sich in dieser verlassenen Herberge abgespielt hatte. Das war einfach zu schlimm gewesen.
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