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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens
Autoren: Unbekannt
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zuckte etwas, die fünffingrigen Hände bewegten sich unruhig. „Da unten sollten einst umweltangepaßte Pterus gezüchtet werden. Als organische Kampfmaschinen, mußt du wissen. Wenn alles wie früher ist, leben sie auch heute noch hier. Sie sind inzwischen ungefährlich geworden. Du brauchst keine Angst zu haben, Sänger."
    „Und die Ophaler?"
    „Ich führe die HARMONIE direkt dorthin, wo die Singschule erbaut wurde."
    Im folgenden gab Stalker der Schiffssyntronik genaue Anweisungen. Sie flogen eine Stelle nahe dem Äquator an, die sich für Salaam Siins Sinne in nichts von anderen Orten auf Leenaia unterschied.
    Und je näher sie rückten, desto mehr nahm Stalkers Unruhe zu.
    Jetzt durchbrachen sie die Wolkendecke. Unter ihnen erstreckte sich eine ungebändigte Urweltlandschaft voller Vulkane und stellenweise von schroffen Gebirgen durchbrochen. An manchen Stellen ergossen sich reißende Flüsse aus den Hochtälern in die Niederungen. Und nirgendwo war auch nur das geringste Anzeichen von Zivilisation zu erkennen. Das paßte vielleicht zu Pterus, nicht aber zu Ophalern, ganz und gar nicht. Seine Rasse gehörte nicht zu denen, die jede Fläche mit Beton und Plastik überziehen mußten - aber ein Kulturvolk waren die Ophaler doch. „Keine Spuren", summte er leise und fast ohne psionischen Beiklang. „Ich sorge mich, Stalker."
    „Ach was! Dahinten ist es! Hinter dem nächsten Bergzug!"
    Und tatsächlich: Hinter der natürlichen Barriere sah der Meistersänger schmale Rauchfäden aufsteigen. Es waren mindestens hundert davon. Unter ihnen erstreckte sich eine kleine Siedlung. Wenn Salaam Siin erwartet hatte, eine Stadt vorzufinden, sah er sich von Grund auf getäuscht. Es war tatsächlich nicht mehr als eine Siedlung, was er dort zu sehen bekam. Die Anzahl der Steinhäuser betrug etwa dreihundert, dazwischen führten nicht Straßen, sondern Wege entlang. Am nördlichen Ende standen drei große Gleiter. Im Zentrum hatte man einen Brunnen gebaut, und im Osten der Siedlung erstreckte sich ein Ruinenfeld, das von einem einst weitläufigen Bauwerk stammte. „Merkwürdig", meinte Sotho Tal Ker. Seine Augen suchten hektisch die Bildschirme auf Bewegungen ab. „Ktesta hätte heute viel größer sein sollen. Die Größe ist identisch mit damals, als ich das letzte Mal herkam.
    Bis auf ..."
    Stalker unterbrach sich mitten im Satz.
    Salaam Siin fragte nicht nach. Er wußte, er hatte nicht die geringste Chance, aus dem anderen etwas herauszuholen.
    Nun endlich erkannte auch der Sänger unten die ersten Bewegungen. Ein paar verschreckte Gestalten wagten sich langsam aus den Steinhäusern. Aus der Höhe erkannte er nicht, um was es sich handelte - und er verzichtete darauf, eine Vergrößerungsschaltung einzusetzen.
    Mit aller Vorsicht ging die HARMONIE am nördlichen Ende der Siedlung neben den Gleitern nieder. Sie hatten nicht die Absicht, jemanden zu erschrecken. „Gehen wir hinaus", sang der Ophaler. „Schauen wir uns die Leute an. Und ich bin gespannt, wie du uns hier ein Permit für den Dunklen Himmel besorgen willst."
    „Das wüßte ich jetzt selber gern", murmelte Stalker.
    Salaam Siin legte einen Schutzanzug an, dann stiegen sie durch die Schleuse hinaus. Am Ortsrand erwartete sie schon ein Dutzend Leute. Es waren Pterus. Im Grunde sahen sie aus wie Stalker: mit extremem Hohlkreuz, vorgewölbtem Brustkorb und Becken, einem verknöcherten Gesäß und nach hinten ragenden Schultern. Alle Gelenke sahen nach Chitin aus, und ein durchsichtiger Film schien den ganzen Körper zusammenzuhalten. Ihre schnabelähnlichen Münder standen offen, in den dreieckigen Augenöffnungen blitzte es gelblich.
    Nur wesentlich gedrungener als Stalker waren die Leenaia-Pterus. Nicht größer als etwa einssechzig, dafür breiter und kompakter gebaut. „Ich sehe keine Ophaler", summte Salaam Siin. „Warte, vielleicht kommen sie noch."
    Stalker war der erste, der auf die Pterus zustolzierte. Er hob die Arme in einer großartigen, alles umfassenden Geste. Es sah aus, als wolle er diese Welt, die er lange verloren hatte, wieder in Besitz nehmen. „Meine Brüder!" rief er auf Sothalk. „Meine Freude, euch wiederzusehen, kennt keine Grenzen!"
    Salaam Siin und Stalker erreichten jetzt den Rand der Siedlung. Die Anzahl der Pterus wurde immer größer; aus allen Richtungen kamen sie nun. Eine ganze Menge hatte sich zwischen den Ausläufern des nahen Gebirges verborgen, andere erschienen wie hingezaubert vor den Wänden ihrer Steinhäuser. Sie
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