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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual
Autoren: Jason Dark
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herrlichen Tag und auf das wunderbare Sommerwetter, das zum Glück nicht zu heiß war.
    Harry schaute auf die Uhr. Dabei fragte er mich: »Wie lange ist Dagmar jetzt weg?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann wird sie noch länger bleiben. Bis weit nach dem Essen, das schwöre ich dir.«
    »Kauft sie den Laden leer?«
    »Nein, aber ich kenne sie. Wenn sie in einem Geschäft nichts findet, tigert sie zum nächsten. So ist das bei ihr.«
    »Damit steht sie nicht allein. Ich brauche da nur an Glenda oder Jane zu denken. Was für sie eine Einkaufstour ist, das ist für den Mann eine Tortur.«
    Harry lehnte sich zurück. Er klatschte in die Hände und antwortete: »Das hätte ich nicht besser sagen können.«
    »Man hat eben seine Erfahrungen. Auch als Single.«
    »Das glaube ich dir gern.«
    Die Kellnerin brachte uns wenig später zwei große Teller, auf dem der Schweinebraten in seiner Soße lag, die auch noch einen Teil der Klöße bedeckte. Das Kraut hatte ebenfalls noch seinen Platz auf dem Teller gefunden. Zwischen ihm schimmerten kleine Speckwürfel, und zur besseren Bekömmlichkeit war die Beilage mit Kümmel gewürzt.
    »Einen guten, die Herren.«
    »Danke, es wird uns schmecken«, sagte ich.
    »Das hoffe ich sehr.«
    Und es schmeckte wirklich. Schon beim ersten Bissen stellte ich fest, dass wir das richtige Gericht gewählt hatten. Ein Schweinebraten, der nicht zäh war und fast zerfiel, dazu die geschmackvolle Soße, die nicht aus der Tüte stammte, sondern frisch hergestellt worden war, das tat einem schon gut.
    »Und?«, fragte Harry.
    »Super.«
    »Freut mich.«
    »Die Portion ist von der Größe her auch genau richtig«, fügte ich hinzu.
    »So muss es sein.«
    Wir aßen, Und es blieb bei uns beiden nichts übrig. Als die Teller leer waren, lehnten wir uns zurück. Ich war gesättigt. Bis zum Abend brauchte ich nichts mehr.
    »Wenn ich hier zwei Wochen bleiben würde, könntest du mich nach London rollen.«
    »Die drei Tage wirst du schon durchstehen.« Harry pustete die Luft aus.
    »Und jetzt brauche ich einen Verteiler.«
    »Bitte?«
    »Was für den Magen. Einen Schnaps. Da kannst du auch unter einigen wählen. Obstler oder Enzian. Es gibt sogar einen…«
    Ich winkte ab. »Hör auf. Willst du mich betrunken machen?«
    »He, das gehört im Urlaub dazu.«
    »Ja, ja, so sagt man. Aber nicht schon am Mittag, Wenn, dann in eurem Garten in der Nähe meines Bettes.«
    »Egal, was läuft, John, ich brauche jetzt einen Verteiler.«
    Die Kellnerin kam, lächelte, als sie die leeren Teller sah, und meinte: »Muss ich noch fragen, ob es geschmeckt hat?«
    »Nein, das müssen Sie nicht.« Harry lächelte sie an. »Aber es fehlt noch etwas.«
    »Aha. Ein Stamperl.«
    »Genau. Ein doppelter Obstler.«
    »Gern.« Sie wandte sich an mich. »Für den Herrn hier auch einen?«
    Ich wollte nicht kneifen und stimmte zu.
    »Was ist mit einem frischen Bier?«
    Harry nickte. »Für mich schon.«
    »Ich warte noch«, sagte ich.
    »Wie Sie wünschen.«
    Ich schaute Harry über den Tisch hinweg an. »Wetten, dass du gleich müde wirst?«
    »Da brauchen wir nicht zu wetten. Das bin ich jetzt schon.«
    »Und was machst du dann?«
    »Das ist ganz einfach, John. Du glaubst gar nicht, wie toll es ist, in einem Biergarten ein Nickerchen zu halten. Davon habe ich schon immer geträumt. Außerdem habe ich ja einen Leibwächter an meiner Seite.«
    »Aha, dann soll ich also wach bleiben.«
    »Klar. Wenn Dagmar kommt, musst du mich vorher wecken. Ich will ihr keinen Grund geben, über mich herzuziehen. Du weißt ja selbst, wie die Frauen sind.«
    »Das allerdings.«
    Wieder erschien die Bedienung. Sie brachte zwei Obstler und für Harry ein frisches Weißbier.
    »Wohl bekomm’s.«
    »Danke.«
    Ich schaute zur Bedienung hin. Sie war eine Frau von ungefähr fünfunddreißig Jahren, gut beieinander, wie man so schön sagt. Sie hatte das helle Blondhaar kurz geschnitten. Vorhin war sie lustiger gewesen, jetzt fiel mir auf, dass ihre Augen einen anderen Ausdruck zeigten und sie sogar etwas ängstlich oder leicht verstört wirkte.
    »Pardon«, sagte ich, »nehmen Sie es mir nicht übel, aber haben Sie Probleme?«
    Sie zuckte zusammen. »Warum?«
    »Na, Ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert.«
    »Stimmt.«
    »Aber?«
    Sie schüttelte den Kopf, schloss für einen Moment die Augen und ging davon.
    »Was war denn?«, fragte Harry.
    »Ach, eigentlich nichts. Ich habe mich nur über ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck gewundert.«
    »Vielleicht hatte sie
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