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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual
Autoren: Jason Dark
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Stress?«
    »Möglich.«
    Harry griff zum Glas, in dem sich der Obstler befand. »Das sollte uns nicht davon abhalten, unseren Verteiler zu genießen. Lass laufen, Kumpel.«
    Das ließ ich auch. Der Obstler war kalt, deshalb war ihm auch ein Teil der Schärfe genommen. Erst im Magen entfaltete er seine Kraft oder sein Aroma.
    Ich trank rasch einen Schluck Bier nach und stieß die Luft aus.
    »Das war also der Verteiler?«
    »Du sagst es.«
    »Na ja, zu meinem Lieblingsgetränk möchte ich den nun wirklich nicht machen.«
    »Man trinkt ihn auch nur in Ausnahmefällen. So wie heute, zum Beispiel.«
    »Dann habe ich ja meine Pflicht getan.«
    »Hast du.« Harry hob sein Glas an und trank einen kräftigen Schluck Weißbier. Danach lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und zeigte ein zufriedenes Lächeln.
    »Und jetzt schließt du noch die Augen - wie?«
    »Ja, John, das hatte ich vor.«
    »Dann schlaf mal tüchtig.«
    »Du musst immer daran denken, dass ich der Ältere von uns beiden bin und noch eine jüngere Frau an meiner Seite habe. Da muss man sich eben ab und zu eine Auszeit gönnen.«
    »Stimmt.«
    Ihm fielen tatsächlich die Augen zu, und auch ich spürte in mir eine gewisse Müdigkeit, obwohl ich in der vergangenen Nacht wirklich fest und lange geschlafen hatte.
    Mit Dagmar war bestimmt noch nicht zu rechnen. Das kannte ich von Glenda, wenn sie mal richtig loslegte. Ein wenig Entspannung würde auch mir gut tun. Ich lehnte mich ebenfalls auf meinem Stuhl zurück, und es war für mich noch immer ein Vergnügen, auf den See zu schauen.
    Ich drehte mich etwas mit dem Stuhl herum, streckte die Beine aus, um eine entspannte Haltung einzunehmen, als sich mit einem Schlag alles änderte.
    Ich hörte einen gellenden Schrei, und das ganz im meiner Nähe…
    ***
    Es war schon komisch, aber in diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, dass mein Urlaub mit einem Schlag beendet war.
    Es war kein normaler Schrei gewesen, den jemand von sich gegeben hatte, der sich erschreckt hatte oder sich freute. Nein, dieser Schrei hatte mich sofort sehr misstrauisch gemacht und mich aus der Lethargie gerissen.
    Zudem war er nicht weit von mir entfernt aufgeklungen. Ich konnte sogar den Ort benennen.
    Er war direkt hinter der Hecke aufgeklungen, ungefähr in meiner Höhe.
    Ich stand auf.
    Leider war die Hecke so hoch, dass ich nicht über sie hinwegschauen konnte. Aber ich hörte, dass sich dahinter etwas tat.
    Jemand stöhnte auf.
    Ein anderer lachte.
    Dann hörte ich ein Klatschen, das auf einen Schlag hindeutete, und kurz danach drang wieder das Stöhnen an meine Ohren.
    »Wer ist Gott und Teufel in einem? Wer ist das ER, das SIE und auch das ES?«
    »Du-du…«
    »Gut, mein Freund.« Ein knappes Lachen. »Und wer macht dich vollkommen?«
    »Auch du.«
    »Ja, mein Lieber. Ich will, dass du das weißt, und ich will, dass du mich anbetest.«
    So etwas zu hören war nicht eben das, was ich mir im Urlaub wünschte.
    Meine gute Stimmung war schlagartig vorbei. Wer so etwas sagte, der meinte das nicht zum Spaß.
    Ich musste hinter die Hecke. Da es keine Lücke gab und ich sie auch nicht durchbrechen konnte, blieb mir nur der Weg bis zum Ende der Hecke, wo das Gasthaus begann. Dort musste ich mich dann nach links wenden, um den Weg hinter der Hecke zu erreichen.
    Harry Stahl schlief tief und fest. Ich wollte ihn auch nicht wecken und machte mich deshalb allein auf den Weg. Ich ging schnell und hatte auch bald das Ende der Hecke erreicht. Eine schnelle Drehung nach links, dann fiel mein Blick über den Weg bis hin zum See. So weit musste ich nicht erst schauen, denn auf halber Strecke sah ich zwei junge Männer.
    Einer von ihnen kniete am Boden. Er trug eine dunkle Jacke und ein helles Hemd. Selbst aus dieser Distanz sah ich, dass er im Gesicht blutete. Vor ihm stand jemand, der mir halb den Rücken zudrehte, sodass ich sein Gesicht nicht so sah, wie ich es gern gewollt hätte. Der Mann vor ihm umklammerte seine Beine und musste sich anhören, was dieser hoch gewachsene blonde Typ zu sagen hatte.
    Ich war von den beiden noch nicht gesehen worden. Es gab auch keine anderen Zeugen auf dieser recht kurzen Strecke.
    Meine Schritte dämpfte ich so gut wie möglich und so konnte ich teilweise hören, was vor mir gesprochen wurde.
    »Das Licht und die Finsternis. Ich bin beides. Du sollst es nur begreifen und nicht mit anderen Menschen darüber reden. Erst wenn wir so weit sind, können wir die Botschaft in die Welt tragen, und dann wird man uns auch
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