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1571 - Der fliegende Tod

1571 - Der fliegende Tod

Titel: 1571 - Der fliegende Tod
Autoren: Jason Dark
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Stimme reingefallen war, hatte sie leider zu spät bemerkt, doch sie hoffte, noch alles richten zu können. Sie setzte darauf, dass der Vogel bald erschien.
    Seine Zeit war die Nacht. Die Dunkelheit, in der er sich verbergen konnte. Und doch war sich Mary sicher, nicht mehr lange warten zu müssen. Vielleicht zeigte er sich auch schon bei Anbruch der Dämmerung. Das wäre ideal gewesen.
    Das Kind lag auf der Altarplatte. Die Tücher schützten es vor der Kühle, und es war tatsächlich eingeschlafen, wobei es sogar einen recht zufriedenen Eindruck machte.
    Zufrieden war Mary nicht. In der Kapelle konnte sie sich nicht viel bewegen, aber draußen auch nicht, weil die Umgebung einfach zu dicht bewachsen war.
    Hinzu kam ihre Nervosität. Sie glaubte immer stärker daran, dass nicht alles so gelaufen war, wie sie es sich vorgestellt hatten. Es hatte Probleme gegeben, und sie war zu weit weg, um Jäger helfen zu können.
    Immer wieder schaute sie hoch zum zerstörten Dach. Sie beobachtete den Himmel und wartete darauf, dass er sich verdunkelte, was jedoch nicht eintrat, denn die Natur hatte ihre Zeiten und ließ sich von nichts aus dem Rhythmus bringen.
    Das Kind schlief. Als wäre ein gütiger Engel dabei, seine schützende Hand über es zu halten. Mary hoffte darauf, dass dies andauern würde, bis der Vogel kam und seine Prinzessin wieder an sich nahm.
    Niemand rief sie an, und auch sie traute sich nicht mehr, einen weiteren Anruf zu tätigen.
    Der Nachmittag verging, der Abend brach an, doch er brachte noch nicht die ersehnte Dämmerung. Zu dieser Jahreszeit würde es lange dauern, bis der Tag aufgab.
    Dafür war das Kind wieder erwacht. Es blieb nicht ruhig. Es begann zu schreien, und Mary wusste, dass die Kleine Hunger hatte.
    Mary schalt sich eine Närrin, dass sie kein Fläschchen mitgenommen hatte.
    Warum kommt Klaus nicht?
    Diese Frage hatte sie sich immer wieder gestellt und es schließlich aufgegeben. Sie war sich jetzt sicher, dass bei ihm etwas schiefgegangen war. Er würde nicht mehr kommen, aber das würde den Vogel nicht kümmern. So lag alle Last weiterhin allein auf ihr.
    Allmählich zog sich die Helligkeit am Himmel zurück. Er nahm eine andere Farbe an und dunkelte leicht ein, sodass sein Blau intensiver wurde.
    Das Kind weinte wieder. Mary nahm es auf den Arm. Sie schaukelte es, ohne das Weinen stoppen zu können.
    Nach einer Weile legte sie es wieder zurück auf die Tücher.
    »Hör doch endlich auf, verdammt. Du wirst bald in Sicherheit sein, dann hat alles wieder seine Richtigkeit. Der Vogel wird dich beschützen. Du wirst eine Prinzessin werden und…«
    »Das Kind hat Hunger!«
    Von einer Sekunde zur anderen brüllte die Krankenschwester auf, denn sie hatte eine fremde Stimme gehört. Mit einer heftigen Drehung fuhr sie herum und starrte auf den Eingang.
    Dort standen zwei Männer.
    Harry Stahl und ich!
    ***
    Mein deutscher Freund hatte den Satz gesprochen, der diese Krankenschwester so aus dem Konzept gebracht hatte.
    Sie starrte uns jetzt an, und das Entsetzen spiegelte sich in ihren Gesichtszügen wider. Die großen Augen waren noch größer geworden, und sie bekam den Mund nicht mehr zu.
    Bei uns hatte alles wunderbar geklappt, auch wenn eine gewisse Zeit vergangen war. Dank einer modernen Überwachungstechnik hatten wir den Standort der Anruferin herausfinden können, und jetzt hatten wir sie gestellt.
    Die Krankenschwester wusste durchaus, was die Stunde geschlagen hatte. Aber sie konnte nichts sagen. Ihr Blick wechselte zwischen dem Kind und uns hin und her.
    Harry Stahl bewegte sich auf die kleine Gestalt zu, während ich Mary im Auge behielt.
    »Ich werde das Kind jetzt an mich nehmen und es wegbringen«, sagte Harry. »Mein Freund wird sich um Sie kümmern.«
    »Die Kleine gehört euch nicht!«, schrie sie.
    »Ich weiß«, sagte Harry, »aber ich werde sie den leiblichen Eltern übergeben.«
    »Sie ist eine Prinzessin!«
    »Mag sein. Aber sie ist auch ein unschuldiges Kind.« Er bückte sich, um das Baby an sich zu nehmen.
    Das war zu viel für Mary. Sie konnte nicht länger zuschauen, was wir mit ihrem Objekt vorhatten. Sie schrie noch mal auf und stürzte auf Harry zu.
    Damit hatte ich gerechnet und war schneller als sie. Bevor sie auch nur einen leichten Schaden anrichten konnte, packte ich sie und zerrte sie zur Seite. In das Schreien der Kleinen hinein klang auch ihr Schrei. Ich hatte sie weggestoßen und sie dabei auf dem falschen Fuß erwischt, sodass sie zu Boden fiel.
    Harry
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