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1564 - Wenn die Toten sprechen

1564 - Wenn die Toten sprechen

Titel: 1564 - Wenn die Toten sprechen
Autoren: Jason Dark
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sein, eben ihr Lockvogel.
    Maria rannte nicht los. In diesen Momenten handelte sie sehr besonnen.
    Sie wollte nichts überstürzen und aus Versehen in eine Falle laufen. Sie musste ruhig bleiben, cool sein, abwarten und sich auf ihre Kräfte und ihren Schutz verlassen.
    Noch sah Maria die Frau nicht. Die Laute erklangen hinter einem Busch, und den musste sie erst umgehen. Sie sah die hohen Grabsteine, die zum großen Teil verwittert waren, weil sich niemand mehr um die Gräber kümmerte.
    Erneut hörte sie das Seufzen. Diesmal erklang es schwerer, als hätte jemand eine große Last zu tragen.
    Maria wusste, dass sie helfen musste. Sie spürte den Schweiß auf ihren Handflächen. Sie war nervös geworden, weil sie jetzt vor dem Ziel stand.
    Wieder lag es an ihr, etwas zu richten.
    Sie konnte sich ihrem Schicksal nicht widersetzen, und so ging sie die letzten Schritte, die sie noch von ihrem Ziel trennten.
    Es war der Ort, an dem sie sich so gern aufgehalten hatte, ihr Versteck auf dem Friedhof. Und als sie ihn erreichte, da sah sie, dass er nicht leer war.
    Es gab dort einen Menschen.
    Silke Hartmann schaute sie aus großen Augen an, deren Blick um Hilfe flehte. Sie selbst war nicht in der Lage, sich zu helfen, denn man hatte einen steinernen Engel zum Marterpfahl umfunktioniert und sie an diesen gefesselt…
    ***
    Maria blieb stehen. Sie konnte nicht auf Silke zugehen. Sie musste sich erst selbst fassen, um diesen Anblick zu verkraften. Es war ein Bild, das sie nicht erwartet hätte.
    Der Engel ohne Flügel oder was immer die Figur auch darstellen sollte, war nicht viel größer als Silke Hartmann.
    Stricke umgaben den Körper der jungen Frau und die Figur. Man hatte sie offenbar gefoltert, darauf wies ihr mit Blut verschmiertes Gesicht hin.
    Maria wartete weiterhin ab. Sie war geschockt, doch sie kannte die Tricks der anderen Seite. Sie wollte auf keinen Fall in eine Falle laufen und beobachtete ihre Umgebung so gut es ihr möglich war.
    Niemand zeigte sich.
    Trotzdem glaubte sie nicht, dass sie allein war. Hier lauerte etwas, das für sie zwar nicht zu sehen, aber zu spüren war.
    An Flucht dachte Maria nicht, auch wenn sie davon ausging, dass man sie hergelockt hatte, um sie in die Hölle zu holen.
    Sie würde nicht aufgeben und sich dem Bösen stellen. So stark wie heute hatte sie sich noch nie gefühlt, und diesen Zustand musste sie ausnutzen.
    Erst nach diesen Überlegungen durchlief ihre Gestalt ein Ruck, und sie näherte sich mit kleinen Schritten dem Ziel.
    Das Seufzen, das ihr bisher den Weg gewiesen hatte, verstummte plötzlich. Zugleich weiteten sich Silke Hartmanns Augen, und sie öffnete auch den Mund weit, nur brachte sie keinen weiteren Laut hervor. Zu groß war die Überraschung.
    Maria Conti wusste, was sie zu tun hatte. Sie würde Silke die Fesseln lösen müssen, was nicht so einfach war, weil sie sehr stramm saßen und Maria auch kein Messer bei sich trug.
    Aber nicht nur die Befreiung war wichtig. Eine junge Frau wie Silke brauchte Trost, und das versuchte Maria mit einer Geste, denn sie hob beide Hände und strich über die Wangen der Gefesselten.
    Sie spürte das harte, geronnene Blut auf den Wunden und sah, dass Silke das eine oder andere Mal zusammenzuckte. Aber jetzt schloss sie die Augen, als hätten die sanften Berührungen und das Streicheln ihr die Ruhe zurückgegeben.
    »Du musst keine Angst mehr haben, Silke. Ich bin gekommen, um dich zu befreien. Wir- werden es gemeinsam schaffen, das weiß ich, denn du bist stark genug.«
    Silke hatte die Worte gehört und bewegte ihre Lippen. Sie musste etwas sagen. Die Worte, die aus ihrem Mund drangen, waren nicht mehr als ein Flüstern.
    Aber sie sprach auch hektisch, sodass sich Maria anstrengen musste, um sie zu verstehen.
    »Sie waren so grausam. Sie haben mich geholt. Sie haben auch Mike geholt. Wo ist er? Ich will ihn sehen…«
    Maria Conti presste die Lippen zusammen. Es war ihr unmöglich, die Wahrheit zu sagen. Silke würde daran zerbrechen. So entschloss sie sich zu eine Notlüge.
    »Mike befindet sich in Sicherheit«, sagte sie leise. »Du musst keine Angst haben. Jetzt bist nur du wichtig.«
    »Sie kommen zurück, Maria! Das weiß ich genau. Ja, sie werden wieder zurückkommen!«
    »Dann bin ich bei dir.«
    »Aber sie sind so stark. Sie lauern noch in der Nähe. Ich weiß nicht, ob es überhaupt Menschen sind.«
    »Bitte, darüber mach dir mal keine Gedanken. Ich werde für dich sorgen.«
    Silke musste einfach reden, obwohl es ihr
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