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1560 - Ahnenfluch

1560 - Ahnenfluch

Titel: 1560 - Ahnenfluch
Autoren: Jason Dark
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ihres Lebens am Hungertuch nagten. Nach dem Tod aber wurden sie zu bewunderten Genies.«
    Jetzt sprach auch der andere. »Hai King war weder Musiker noch Maler. Merken Sie sich das.«
    »Klar. Aber er war einer, der Karriere gemacht hat. Einer, der es in den Staaten schaffte. Der nach oben kam. Egal wie. Aber er ist oben gewesen, und das gelingt nicht jedem.« Ich stellte mich locker hin. »Ich sage Ihnen was. Hai King ist zu seinen Lebzeiten bereits zu einem Mythos geworden. Wer kann das schon von sich behaupten? Sie? Ich? Nein. Aber der Mann aus New York. Davor kann man den Hut ziehen, sage ich Ihnen. Man muss sein Andenken bewahren.«
    »Aber nicht Sie.«
    Der Ringer funkelte mich böse an. Meine Worte hatten ihn innerlich aufgewühlt. Ich sah, dass er seine Hände öffnete und wieder schloss. Und das geschah nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder. Er wäre mir wohl am liebsten an die Kehle gegangen.
    Ich wollte die Männer reizen. Wollte mehr aus ihnen hervorholen. Ich wollte ihre Fassade bröckeln sehen, nur dann würde ich weiterkommen.
    So nickte ich ihnen zu und sagte: »Wenn die Maschine gelandet ist, fängt meine Arbeit richtig an. Ich werde mich mit dem Toten beschäftigen. Ich werde ihn auch ansehen können und ein Foto von dem Toten schießen. Erst damit wird mein Bericht richtig rund.«
    »Das werden Sie nicht!«
    Ich schaute den Ringer verdutzt an.
    »Ach? Und so etwas bestimmen Sie, Meister?«
    »Wir sind gekommen, um den Sarg abzuholen, und das werden wir auch so handhaben. Wir verfrachten den Sarg in unseren Wagen und fahren weg. Sie aber sollten Hai King so schnell wie möglich vergessen.«
    »He, das hörte sich nach einer Drohung an.«
    »Es ist ein Rat.«
    »Schön.« Ich nickte. »Und warum sollte ich ihn vergessen? Einen so interessanten Menschen?«
    »Weil es durchaus gefährlich für Sie werden könnte«, erhielt ich zur Antwort.
    »Hai King ist tot.«
    »Auch die Toten soll man in Ruhe lassen. Manche von ihnen sind zwar tot, aber sie sind auch etwas Besonderes, weil sie selbst im Tod noch präsent sind.«
    »He, das hört sich stark an.« Meine Augen glänzten. »Sie haben mich noch neugieriger gemacht.«
    »Neugierde kann gefährlich sein!«, flüsterte der zweite Typ. Er schaute sich dabei um, wie jemand, der nicht wollte, dass man ihn hörte.
    »Auch bei einem Toten?«
    »Ja, auch da.«
    Ich verlagerte mein Gewicht und spielte weiterhin den neugierigen Journalisten.
    »Das hört sich stark an.« Ich lachte.
    »Haben Sie die Warnung nicht verstanden?«, fragte der Ringer.
    Ich winkte ab. »Sie glauben gar nicht, wie oft man mich schon in meiner Laufbahn gewarnt hat. Ich lebe noch immer. Also, was soll's?«
    »Ja, wenn Sie mit Menschen zu tun gehabt haben«, flüsterte der Ringer, »mit normalen Menschen.«
    »War Hai King das nicht?«
    Er reckte sich. Sein Gesicht nahm dabei einen leicht arroganten Ausdruck an.
    »Manche sagen, dass der Verstorbene mehr gewesen ist als ein normaler Mensch.«
    Ich machte große Augen und staunte.
    »Sie meinen damit aber keinen Übermenschen?«
    »Nein. Aber er ist so stark, dass er noch im Tod seine Zeichen setzen kann.«
    »Und wie macht er das?«
    »Fragen Sie nicht weiter.«
    Ich lachte den beiden in die Gesichter. »Ich frage dennoch. Sie machen mich immer neugieriger. Dass er mehr sein soll als ein Mensch, habe ich bisher nicht gewusst. Ein Übermensch ist er nicht, haben Sie gesagt. Wer ist er dann gewesen?«
    Ich hatte es geschafft und die beiden bis aufs Blut gereizt. Genau das hatte ich gewollt. Sie sollten aus sich herausgehen. Und ich wartete nicht vergeblich, denn ich erhielt eine Antwort, die auf der Linie lag, die ich verfolgte.
    »Es gibt Leute«, sagte der Schmächtige, »die halten Hai King sogar für unsterblich.«
    »Nein!«
    »Halt dein Maul!«, fuhr der Ringer seinen Kollegen an, wogegen ich protestierte.
    »Gesagt ist gesagt! Keinen Rückzieher also.«
    Die beiden fochten einen Kampf miteinander aus.
    Das kam mir entgegen, und so fragte ich: »Wie kann ein Mensch unsterblich sein, wenn er in einem Sarg liegt und von New York nach London überführt wird? Das muss man mir mal erklären. In meinen Kopf will das nicht hinein, ehrlich nicht.«
    »Das braucht es auch nicht!«
    »Abwarten, Meister.« Ich nickte dem Ringer zu. »Eine Seele ist unsterblich, aber ein Körper? Nein, der verfault, der vergeht, der kommt nicht mehr zurück.« Ich hob die Schultern und fragte sehr schnell danach: »Oder gibt es
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