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1559 - Kleine böse Nathalie

1559 - Kleine böse Nathalie

Titel: 1559 - Kleine böse Nathalie
Autoren: Jason Dark
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Eiswasser zu verwandeln.
    Vorwürfe jagten durch seinen Kopf, die er jetzt vergessen konnte.
    Bill drehte sich nicht um, als er die Antwort gab. »Ich suche die Lösung, Nathalie, nur die Lösung. Du bist doch Nathalie Elcott, oder etwa nicht?«
    »Ja, ich bin es.«
    »Das ist gut, denn ich habe dich gesucht.«
    »Ich dich auch, Bill Conolly. Erinnerst du dich noch an das Gespräch, das wir in der vergangenen Nacht führten? Ich habe dir erklärt, dass ich dich holen werde. Nun brauche ich das nicht einmal mehr, denn du bist von allein gekommen. Ich finde es wunderbar, und ich kann dir nur danken, dass du mir die Arbeit abgenommen hast. Daddy wird sich auch freuen.«
    Bill hatte jedes Wort verstanden, nur über den letzten Satz stolperte er.
    »Wer ist Daddy?«
    »Du siehst ihn vor dir.«
    Bill senkte den Blick. Klar, wie hatte er nur so dumm sein können. Es gab hier ja nichts anderes als diesen Totenschädel mit seinen kalten, mit Licht erfüllten Augenhöhlen.
    Man hatte hier im Brandhaus einen sechsten Toten ohne Kopf gefunden, und den sah Bill vor sich. Es war der blanke Schädel desjenigen, den Nathalie als ihren Vater bezeichnete.
    »Und er kann reden?«
    »Es ist seine Stimme.«
    »Die Stimme eines Toten«, murmelte Bill gepresst.
    »Ein Toter, der nicht so tot ist wie die anderen, Bill Conolly. Daddy lebt noch. Daddy ist nicht so einfach tot zu kriegen. Daddy wird weiterleben…«
    Bei jedem Wort hatte sich ihre Stimme verändert. Sie war kindlicher geworden und hörte sich schließlich an wie die eines kleinen Mädchens.
    Bill ging davon aus, dass er sich auf keinen Fall in die Defensive drängen lassen wollte. Er musste etwas unternehmen, und er wollte nicht bei dem Schädel beginnen, sondern bei Nathalie.
    Er drehte sich schwungvoll um und musste voll den Schlag hinnehmen, der ihn am Kopf traf.
    Womit diese Nathalie zugeschlagen hatte, sah er nicht. Es war ein dunkler Gegenstand.
    Bill spürte, dass seine Bein nachgaben.
    Es gab nichts mehr, was ihm hätte Halt geben können, und so sackte er vor dem Tisch zusammen, wo er regungslos liegen blieb.
    Das helle, triumphierende Kichern hörte er nicht mehr…
    ***
    Ich hatte es mir leichter vorgestellt, den Weg zu finden. Entweder hatte ich einen Fehler begangen und Bills Wegbeschreibung nicht genau befolgt, oder Bill hatte sich vertan. Wie dem auch war, ich hatte meine Probleme mit dem Finden und war gezwungen worden, mich bei einem uniformierten Kollegen zu erkundigen, der mich wenig freundlich anschaute, als ich ihm mein Ziel nannte.
    »Was wollen Sie denn da?«
    »Mich umsehen.« Zugleich mit dieser Antwort zeigte ich ihm meinen Ausweis.
    »Ist schon okay, Sir. Ich habe mich nur gewundert, denn diese Ruine wird normalerweise gemieden.«
    »Warum?«
    »Nicht nur, weil das Haus von innen ausgebrannt ist. Es gibt Menschen, die behaupten, dass es darin spuken würde, wo man doch die vielen Toten gefunden hat.«
    »Interessant.« Ich lächelte. »An Spuk glaube ich nicht.«
    »Klar, Sir.« Er kam wieder auf das eigentliche Thema zu sprechen, und wenig später wusste ich, welchen Weg ich zu nehmen hatte.
    Ich bedankte mich, fuhr los und ließ die letzten Häuser von Twickenham hinter mir.
    Der Weg führte durch freie Felder. Zwar lag ein grauer Himmel über mir, aber die Luft war klar, und so sah ich auch den Wald schräg links von mir. Er war so etwas wie ein Anhaltspunkt für mich. Ich musste nicht in ihn hineinfahren, sondern konnte ihn passieren.
    Noch bevor ich auf gleicher Höhe mit ihm war, fiel mir das einsam stehende Haus auf. Dass es sieh bei ihm um eine Ruine handelte, war aus dieser Entfernung noch nicht zu erkennen. Erst als ich näher herangefahren war, fiel mir auf, dass es keine Fenster in dem Gebäude gab, sondern nur viereckige Löcher im geschwärzten Mauerwerk. Ich sah genauer hin und wusste, dass Bill Conolly das Ziel bereits erreicht hatte.
    Ich sah seinen Porsche in der Nähe des Hauses stehen, nur von ihm selbst entdeckte ich nichts. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass der Reporter in seinem Flitzer auf mich wartete, schaute sicherheitshalber aber trotzdem nach, als ich meinen Rover verlassen hatte.
    Der Porsche war leer.
    Ein Gefühl, das sich aus Ärger und Besorgnis zusammensetzte, stieg in mit hoch.
    Ich presste für einen Moment die Lippen zusammen und atmete nur durch die Nase.
    So etwas wie ein kühler Schauer rann über meinen Rücken hinab.
    Im Prinzip war ich nicht darüber verwundert, dass Bill nicht auf mich gewartet
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