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1551 - Die Linguidenforscher

Titel: 1551 - Die Linguidenforscher
Autoren: Unbekannt
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zu. „Aber mich würde schon interessieren, warum Ihr Freund Wuthor so ablehnend reagiert hat."
    „Die Friedensstifter sind ein eigenes Völkchen", meinte der Wissenschaftler. „Wer will sich schon in ihre Aktivitäten einmischen?
    Niemand, auch ich nicht. Sie stellen etwas Ähnliches wie eine Führungsschicht dar, aber sie wurden weder gewählt noch ernannt. Sie sind aus sich heraus gewachsen, und so soll es auch bleiben. Wir kennen nicht diese Art von straffer Ordnung, wie sie auf Terra und bei den meisten anderen Völkern vorherrscht, öffentliche Ämter werden bei uns freiwillig und ohne bestimmte Dauer übernommen.
    Aber ein Friedensstifter bleibt ewig ein Friedensstifter."
    „Das hört sich für meine Ohren sehr seltsam an", entgegnete Bully. „Das mag es für dich auch sein." Genar Tintal lächelte verhalten. „Wir kommen damit sehr gut zurecht. Es erfordert nur eins, was euch vielleicht fehlt, nämlich Verständnis für die Bedürfnisse der anderen.
    Daraus erwachsen auch ohne straffe Ordnung ein Selbstverständnis, eine Hilfsbereitschaft und eine sehr positive Art des Zusammenlebens ohne Zwänge."
    „Es klingt gut", räumte der Terraner ein. „Aber ich habe noch nirgendwo gesehen, daß das auch funktioniert."
    „Es funktioniert hier", erklärte Tintal zufrieden. „Wir haben keine Heerführer, keine Bürgermeister. An den Stellen, wo etwas zu verwalten oder zu organisieren ist, wechseln sich die Bürger nach ihrem freien Willen in unregelmäßigen Zeitabständen ab."
    „Das klingt fast unglaublich."
    „Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Es gibt bei uns keine Verordnung zur Geburtenkontrolle. Dennoch wird es nie das Problem einer Überbevölkerung geben. Jeder einzelne Bürger ist sich seines Anteils am gemeinsamen Gestalten der Zukunft bewußt. Er wird sich selbst mäßigen, wenn er merkt, daß dies notwendig ist."
    „Mir klingt das etwas zu utopisch." Bully schüttelte den Kopf. „Und damit zu schön, um wahr zu sein."
    „Nimm ein anderes Beispiel. Auf Lingora und auch auf den anderen von uns besiedelten Welten gibt es ungezählte Stämme oder Volksgruppen von Linguiden, die sich im Aussehen unterscheiden.
    Dennoch hat es nie so etwas wie rassistische Auseinandersetzungen gegeben."
    Bully schwieg nachdenklich. „Ich könnte diese Beispiele beliebig fortsetzen", behauptete der Archäologe. „Wenn ich allein an die verschiedenen Glaubens Strömungen denke, die sich gegenseitig nicht ins Gehege kommen."
    „Ich habe gehört, daß die Schüler von Aramus Shaenor zur Zeit eine ziemlich intensive Meinungsbildung betreiben." Bully griff den Gedanken Genar Tintals auf. „Das verträgt sich nicht mit dem, was du über die Verhältnisse gesagt hast."
    „Das sehe ich anders." Genar Tintal blieb äußerlich ruhig. „Was irgendwo dort draußen mit ES und Wanderer und den Friedensstiftern passiert ist, ist für uns hier ohne große Bedeutung. Unser Leben hier geht weiter wie früher, auch wenn Leute wie Quodran Mengor, Castol Hiunar oder Forgan Geiz glauben, uns etwas anderes sagen zu müssen. Für die Friedensstifter selbst mag das anders aussehen, aber das ist deren Sache."
    „Mir wird eure Form einer Regierung, die gar keine ist, trotzdem ein Rätsel bleiben", gab Reginald Bull offen zu, „Was ist daran so problematisch?" Genar Tintal schien sich nun doch ein wenig zu amüsieren. „Wir brauchen keine straffe Führung, und wir respektieren die Freiheit des Individuums. Bei uns herrscht kein Chaos, auch wenn wir keine machthabende Instanz besitzen. Ein gesundes und ehrliches Empfinden für ein soziales Zusammenleben ersetzt vieles. Und das Fehlen von Haß und Neid und Habgier. Natürlich gibt es hie und da schwarze Schafe, aber die haben gegenüber der vernünftigen Masse auf Dauer keine Chance. Besuche unsere kleinen und großen Siedlungen, dann wirst du mich vielleicht besser verstehen."
    „Sind die Friedensstifter nicht eine oberste Instanz?" .„Du kannst es so sehen, aber sie haben keine Befehlsgewalt. Sie brauchen ja keine, denn jeder beugt sich ihrem weisen Rat nur zu gern."
    „Mich beschäftigt da noch eine Frage, Genar. Quodran Mengor hat lautstark verkündet, daß die Linguiden die Terraner als Führungsvolk der Superintelligenz abgelöst haben. Nehmen wir einmal an, es wäre tatsächlich so. Wie will ein Volk, das in einer strukturierten Anarchie lebt, die Führungsrolle, die ES ihm zugeteilt hat, denn wahrnehmen?
    Bei aller Hochachtung davor, wie das bei euch funktioniert. Dort
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