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1550 - Die neue Bestimmung

Titel: 1550 - Die neue Bestimmung
Autoren: Unbekannt
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ließ sich nicht gerne drängen.
    Um keine Stunde früher als sonst werde ich den Gipfel des Berges betreten! dachte er grimmig.
    Vielleicht würde er sich statt dessen sogar ein wenig verspäten - wer weiß? Manchmal herrschte um diese Jahreszeit Sturm, und wenn der da oben in den Bergen tobte, dann mußte der Lebensbaum warten.
    Denn was hätte es dem Baum genutzt, wenn Balasar Imkord auf dem Weg zum Gipfel abgestürzt wäre?
    Es war diesem Baum sowieso gleichgültig, ob und wann der Friedensstifter sich bei ihm blicken ließ. Es gab Linguiden, die sich auf ein Eremitendasein versteiften und einen großen Teil ihres Lebens damit zubrachten, ihren Kima-Strauch zu hüten. Die Lebenssträucher solcher Sonderlinge gediehen weder besser noch schlechter als die aller anderen Linguiden.
    Ja, ich glaube, ich werde mich wirklich ein wenig verspäten! dachte Balasar Imkord. Ein paar Tage vielleicht.
    Und er fing auch gleich damit an, indem er dafür sorgte, daß die KAU-PAN sich Zeit ließ.
    Zumindest war damit eines klargestellt: daß er sich nicht herumkommandieren ließ.
    Von niemandem!
    Es sei denn, fügte er in Gedanken hinzu, daß ich plötzlich einen sehr dringenden Auftrag erhalte und Drostett vorzeitig wieder verlassen muß.
    So etwas war schon mehrmals vorgekommen. Dann hatte er seinen Geburtstag kurzerhand vorverlegt.
    Er ertappte sich bei dem Wunsch, daß er auch diesmal dazu gezwungen sein möge. Das vergrößerte seine Sorgen, machte ihm aber gleichzeitig klar, daß es höchste Zeit für ihn war, seine eigenen Wünsche und Gefühle etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Das Ergebnis erschreckte ihn.
    War er tatsächlich so neugierig?
    Ja, verdammt, ich bin es! erkannte er.
    Dieses verfluchte Interkosmo! Es enthielt zu viele Wörter, mit denen man seinen Unwillen ausdrücken konnte. Verlockende Wörter.
    Sie gingen einem viel zu leicht über die Lippen.
    Höchste Zeit, wieder einmal in Lingo zu denken.
    Was für eine Wohltat, als er umschaltete! Wieviel Klarheit lag in dieser Sprache. Da war keine Lüge, kein falscher Ton, keine Spur von Gewalt und Kampf.
    Lingo war Wahrheit.
    Und im klaren, hellen Licht dieser Wahrheit erkannte er, daß es noch viel schlimmer um ihn bestellt war, als er zuvor bereits befürchtet hatte.
    Er war neugierig, und er folgte dem Befehl der Stimme keineswegs nur deshalb, weil es ohnehin an der Zeit für ihn war, nach Drostett zu gehen. Statt dessen fragte er sich unablässig danach, welchen Grund das seltsame Wesen namens ES haben mochte, ihn und die anderen Friedensstifter an jene Orte zurückzuschicken, an denen sie das Licht der Welt erblickt hatten.
    Es hätte eine ganz einfache und logische Antwort auf diese Frage gegeben, aber an die wagte Balasar Imkord gar nicht erst zu denken.
    Außerdem würde es sowieso nicht funktionieren - das ließ sich aus einigen Bemerkungen schließen, die die Terraner gemacht hatten, damals, nach den Vorfällen auf dem Planeten Compol. „Meister!"
    Er drehte sich um. „Wir haben einen Schatten", sagte Moron Zembal. „Ist es jemand, den wir kennen?"
    „Es ist die ODIN."
    Es war ihm anzusehen, daß er sich sehr gerne um diese Antwort gedrückt hätte.
    Die ODIN war ein Thema, dem Moron Zembal möglichst aus dem Wege ging. Das Schiff an sich kümmerte ihn dabei wenig - es war einer der Insassen, der ihm Magendrücken verursachte.
    Im Augenblick konnte Balasar Imkord die diesbezüglichen Gefühle seines Schülers besser als je zuvor verstehen: Ihm ging es nämlich genauso. „Perry Rhodan", sagte er leise und gedehnt. „Das hat mir gerade noch gefehlt!"
    „Ich könnte ihn abwimmeln!" bot Moron Zembal in plötzlichem Eifer an. „O nein!" wehrte Balasar Imkord ab und lächelte traurig. „Du magst einige recht gute Anlagen haben, und du hast sicher auch sehr viel dazugelernt, aber das könntest du nicht."
    „Dann laß mich mit Drostett reden und dafür sorgen, daß man ihm den entsprechenden Empfang bereitet!"
    „Nein."
    Moron Zembal war enttäuscht und empört. „Warum nicht?" fragte er herausfordernd. „Das geht dich nichts an!" erwiderte Balasar Imkord scharf. „Und jetzt laß mich in Ruhe. Ich wünsche keine Störungen mehr!"
    Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt.
     
    6.
     
    19.12.1171 NGZ, Drostett Die Fenster des Pavillons waren geschlossen. Das Licht, das von draußen hereindrang, war schwefelig und dunstig, erfüllt von Staub, den die Sonnenstrahlen kaum zu durchdringen vermochten. Die Bäume im Park bogen sich zeitweise fast bis zum
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