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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
Autoren: Ruth Langan
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und öffnete sie. Zu seiner grenzenlosen Überraschung stand Moira O’Neil draußen und bat mit großer Freundlichkeit: „Darf ich wohl hereinkommen?“
    Wortlos ließ Keane sie eintreten und folgte ihr bis in die Nähe des Kamins. Gedankenverloren schaute sie ein paar Augenblicke lang in die züngelnden Flammen, bevor sie den Blick direkt auf Keane richtete. „Ich glaube zu wissen und zu verstehen, was Ihr im Begriff seid zu tun“, erklärte sie fest.
    „Ach ja, wirklich?“
    „Allerdings. Ihr habt gesehen, wie unsere Tochter in den Schoß ihrer Familie zurückkehrte und dort mit überwältigender Liebe und Freude aufgenommen wurde. Und nun denkt Ihr, Ihr hättet kein Recht, sie hier fortzuholen.“
    „Das ist gewiss ein kleiner Teil meiner Beweggründe, Mylady. Aber es geht um viel mehr. Da sind ein paar dunkle Punkte in meiner Vergangenheit, die Ihr gewiss nicht kennt.“
    „Das glaube ich gern, denn jeder Mensch hat seine Geheimnisse. Aber meine Tochter liebt Euch, Keane. Sie wird nie wieder so sein, wie wir sie kennen und lieben, wenn Ihr ihr das Herz brecht.“
    „Sie ist eine Kämpferin“, gab Keane weich und voller Bewunderung zurück. „Sie wird es überstehen.“
    „Aber Ihr liebt sie auch“, stellte Moira fest. „Ich weiß, dass Ihr nur ehrenwerte Gründe habt für Euer Verhalten. Aber ich werde inständig darum beten, dass Ihr Eure Meinung noch ändert. Es wird Euch nämlich das Herz brechen, Briana diesen Schmerz zuzufügen.“
    Zu seiner grenzenlosen Überraschung reckte sich Moira auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich verfüge über sehr kraftvolle Gebete, Keane O’Mara.“
    „Vielen Dank für all Eure Bemühungen. Aber es ist ausgeschlossen, dass ich meine Meinung noch ändere.“
    „Wir werden sehen.“ Moira strich ihm noch kurz über eine Hand und verließ dann schnell Keanes Schlafgemach.
    Vinson, der sich im Nebenraum an Keanes Kleidung zu schaffen gemacht hatte, kam herein und brachte einen Becher Ale. Keane nahm ihn dankbar entgegen und bedeutete dem Butler, noch zu bleiben.
    „Nimm dir auch ein Glas Ale“, forderte er ihn auf, „und sag mir, Vinson, ob du jemals in deinem Leben verliebt warst.“
    Der alte Mann zwinkerte verwundert. Mit dieser Frage hätte er im Leben nicht gerechnet. „Ihr wisst, Mylord, dass ich niemals geheiratet habe.“
    „Ja, aber das schließt ja nicht aus, dass du das Gefühl der Liebe zu einer Frau kennst.“
    Vinson überlegte angestrengt. Er kannte Keane, seit dieser ein kleiner Junge gewesen war, und wusste, dass sein junger Herr in großen Gewissensnöten sein musste, um einem Bediensteten wie ihm eine derartig intime Frage zu stellen.
    „Ja, Mylord. Ich habe eine Frau geliebt. Sie war die Liebe meines Lebens. Aber ihre Eltern hielten mich für nicht standesgemäß, denn ich war damals ein einfacher Hausdiener. Und ihre Tochter hätte dann den Abstieg in die Dienstbotenetage hinnehmen müssen.“
    „Und wie hast du dich in dieser Liebe gefühlt, Vinson?“
    „Wunderbar und schrecklich. Ängstlich und draufgängerisch. Und sehr demütig, als sie meine Liebe erwiderte. Sie heiratete dann später einen Bauern und gebar ihm drei Söhne.“
    Keane entdeckte einen Ausdruck in den Augen seines alten Butlers, den er dort noch nie zuvor gesehen hatte. Das wiederum führte dazu, dass er selber etwas tat, was er auch noch nie zuvor getan hatte. Er ging auf Vinson zu, klopfte ihm auf die Schulter und presste aufmunternd seinen Oberarm. „Danke, treuer Gefährte, dass du dich mir in dieser Weise anvertraut hast. Es tut mir über alle Maßen leid, dass es dir nicht vergönnt war, selber eine Familie zu gründen.“
    Der Butler räusperte sich, und Keane wartete, jetzt mit dem Rücken zu dem alten Diener, was dieser zu sagen hatte. Es musste sehr wichtig sein.
    „Ich habe niemals das Gefühl gehabt, Mylord, dass mir eine eigene Familie nicht vergönnt war. Ich habe immer in Euch so etwas wie einen eigenen Sohn gesehen.“
    Keane hörte eine Tür ins Schloss fallen. Vinson war gegangen.
    Als er sich jetzt wieder auf den Balkon stellte und das Spiel der Wolken betrachtete, war es nicht der nächtliche Nebel, der seinen Blick verschleierte.
    Briana beobachtete die Reisevorbereitungen, die unten im Hof getroffen wurden. Schließlich erhob sie sich aus der knienden Stellung, in der sie stundenlang verharrt hatte.
    In den langen, endlos scheinenden Stunden, in denen sie keinen Schlaf finden konnte, hatte sie sich dazu gezwungen,
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