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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
Autoren: Ruth Langan
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Stimme klang wie ein böses Knurren, doch Briana hatte keine Angst mehr vor ihrem Vater.
    „Mit einem Schwert fing meine Erziehung an“, erklärte sie. „Schon sehr früh lernte ich, dass die Stimme einer Frau nichts zählt. Doch ein Mann mit einem Schwert verschafft sich immer Respekt. Das lernte ich von meinen Brüdern und war unbeschreiblich eifersüchtig und neidisch, dass ich nicht wie sie war und auch nicht sein durfte. Ein Schwert bedeutet Macht, und ihr alle werdet mir jetzt zuhören müssen, weil ich nämlich die Macht in Händen halte.“
    „Nun, ich muss sagen …“ Gavin machte einen Schritt auf seine Tochter zu, doch da hatte sie blitzschnell ausgeholt und die Knöpfe von seinem Gewand abgetrennt. Gavin hatte die Bewegung kaum wahrgenommen und sah jetzt bestürzt auf sein Hemd und dann auf seine Tochter.
    Wann war sie so draufgängerisch, so unerschrocken geworden? Oder war sie schon immer so gewesen, ohne dass er es bemerkt hatte – oder hatte bemerken wollen? Sie war geradezu perfekt im Umgang mit dem Schwert. Es bedurfte großer Fähigkeiten, jemandem die Knöpfe vom Wams zu schlagen, ohne der Person auch nur den geringsten Kratzer zuzufügen.
    „Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, was hier seit meiner Rückkehr geschehen ist“, sprach Briana weiter. „Den größten Teil der Nacht habe ich mit Grübeln verbracht, doch nun kenne ich des Rätsels Lösung.“
    Sie atmete mehrmals tief durch, um ihr Temperament unter Kontrolle zu halten. Ihre Stimme war heiser vor Anstrengung, die Beherrschung zu behalten, als sie fortfuhr: „Die O’Neil-Männer haben, wie schon immer, über mein Schicksal bestimmt und beschlossen, dass Keane O’Mara nicht gut genug ist für die unschuldige Briana O’Neil. Und selbst als ihr erkanntet, dass ich nicht mehr die Jungfrau bin, als die ihr mich sehen wolltet, wart ihr immer noch der Meinung zu wissen, was das Beste für mich ist.“
    „Briana, wie kannst du nur so zügellos daherreden!“ Rory runzelte in brüderlichem Tadel die Stirn. „Hast du denn weder Scham noch Stolz?“
    „Ach, hör doch auf“, wischte sie seinen Einwand mit einer Handbewegung fort. „Hier geht es doch im Moment um ganz andere Dinge. Keane O’Mara hat eine Vergangenheit, derer er sich schämt. Manches tat er freiwillig, manche Dinge widerstrebten ihm, und er ließ sich nur dazu überreden, weil er glaubte, er täte damit Irland etwas Gutes. Er hat sogar gegen sein Gewissen gehandelt, um andere zu retten. Macht ihn das in euren Augen nicht zu einem Held?“
    Gavin konnte kaum an sich halten, doch das Schwert in der Hand seiner Tochter flößte ihm Respekt ein.
    „Wie ich sehe, Vater, bist du noch nicht überzeugt. Nun, bisher wusste ich den Namen der Person nicht, die so überzeugend auf ihn wirkte, dass er die Stimme seines Gewissens ignorierte.“
    „Hat er dir diese Information gegeben?“
    „Nein, Vater, Keane ist ein Ehrenmann. So etwas würde er nicht tun. Ich habe meine eigenen Schlussfolgerungen gezogen. Jeder weiß, wie charmant du sein kannst und über welch großartige Ausstrahlung du verfügst. Mutter hat uns oft genug erzählt, wie überzeugend du warst, so überzeugend, dass sie ihre Familie verließ, keine Mitgift bekam – und das nur, um dir zu folgen.“
    Gavin reckte das Kinn vor, eine Geste, die Briana von ihm geerbt hatte. Noch immer sagte er nichts, sah seine Tochter nur fassungslos an.
    „So, Vater, und nun wollen wir über deine Überzeugungskraft oder deine Überredungskünste sprechen! Oder sollte ich dein Talent doch besser Unaufrichtigkeit nennen?“
    „Wie kannst du es wagen …“
    Briana hob ihr Schwert und kam näher. Gavin erschrak zutiefst und hüllte sich sogleich wieder in Schweigen.
    „Keane hat mir erzählt, er sei von einem der einflussreichsten Männer Irlands angesprochen worden. Dieser Mann verfügte über großen Reichtum und sehr viel Macht. Obwohl Keane das Ansinnen, das an ihn gestellt wurde von diesem Mann, als unehrenhaft empfand und die Tätigkeit eines Spitzels nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, ließ er sich von jenem Mann doch dazu überreden. Diesen Mann kennen wir alle sehr gut, denn er brachte uns bei, noch bevor wir laufen konnten, dass die Freiheit unseres Heimatlandes wichtiger sei als alles andere, einschließlich des eigenen Lebens.“
    „Willst du das jetzt etwa infrage stellen?“
    „Nein, Vater, keinesfalls. Ich bin mindestens so patriotisch wie du, Rory und Conor. Und Keane“, fügte sie
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