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1548 - Höllensturz

1548 - Höllensturz

Titel: 1548 - Höllensturz
Autoren: Jason Dark
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ab!«
    »Warum?«
    »Du kannst mich nicht zurückhalten!«
    Sie musste schon schreien, damit ich sie hörte.
    Ein Psychologe war ich nicht. Ich wusste auch nicht, ob ich die richtigen Worte finden würde, aber ich versuchte es.
    »Es hat doch keinen Sinn, wenn Sie Ihr Leben wegwerfen. Sie sind noch zu jung. Das ist wirklich…«
    »Ich will keine Ratschläge!«
    »Und warum wollen Sie sterben?«
    Jetzt hörte ich das schrille Lachen. »Sterben?«, schrie sie dann. »Was heißt hier sterben?«
    »So, wie ich es gesagt habe. Oder glauben Sie etwa, dass Sie den Aufschlag überleben werden?«
    »Das geht dich nichts an!«
    »Doch, es geht mich etwas an. Ich möchte Ihr Leben retten, verstehen Sie das?«
    Sie gab mir keine Antwort. Und es war auch gut, dass sie sich nicht umdrehte. So konnte ich näher an sie herankommen, ohne dass sie etwas davon bemerkte.
    Ich ging den nächsten Schritt. »Wir können doch miteinander reden. Vielleicht finden wir eine Lösung, damit Sie Ihr Leben normal weiterführen können.«
    »Es ist normal für mich.«
    Ich wechselte das Thema. »Wie heißen Sie denn?«
    »Kathy.«
    »Okay, ich bin John. Wir sollten uns wirklich zusammentun. Das ist mein Vorschlag. Ich weiß auch, dass das Leben nicht nur positive Seiten hat. Es kann manchmal ganz schön gemein zu einem sein, aber es hält immer noch eine Hoffnung bereit. Außerdem leben wir doch in einem ziemlich sicheren Land. Es gibt hier keinen Krieg. Man muss also keine Angst haben, wenn man auf die Straße geht. Das geht Menschen in anderen Regionen der Welt nicht so. Und trotzdem werfen sie ihr Leben nicht so einfach weg. Das Leben ist Ihnen geschenkt worden, und ein Geschenk behält man. Ich jedenfalls würde es nicht so leicht aus der Hand geben.«
    »Hör auf damit! Du kannst mich nicht umstimmen. Ich muss es tun, und ich werde es tun.«
    Das stand noch nicht fest, denn ich war inzwischen näher an Kathy herangekommen. Zwei, drei Schritte trennten mich noch von ihr, und ich ging davon aus, dass ich die schaffte.
    Es war ein Irrtum!
    Ohne Vorwarnung drehte sie sich um. Und dann ging alles blitzschnell über die Bühne. Ich sah nur noch ihre wirbelnde Bewegung, und plötzlich starrten wir uns an.
    Ich hatte mich nicht geirrt. Vor mir stand eine junge Frau, nicht mal dreißig Jahre alt. Das blonde Haar war halblang geschnitten und umgab ihren Kopf als Flattermähne. Bleiche Haut, farblose Lippen, die Augen weit geöffnet.
    Ich versuchte es mit einem Lächeln und nickte ihr zugleich zu. Aus der Ferne glaubte ich, die Feuerwehrsirenen zu hören, aber darauf gab ich nichts. Für mich gab es in diesem Augenblick nur Kathy. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, dass sie ihrem Leben ein Ende setzen wollte.
    »Okay, so sehe ich aus.«
    »Geh keinen Schritt weiter!«, befahl sie.
    »Nein, nein, aber ich wundere mich darüber, dass eine Frau wie Sie ihr Leben einfach wegwerfen will. Sie stehen erst am Beginn. Sie haben alle Chancen auf Ihrer Seite, und die wollen Sie einfach so aufgeben? Ich begreife es nicht, und ich werde es niemals begreifen.«
    »Ich werde nicht sterben!«
    »Bitte?«
    »Ja, du hast richtig gehört. Und jetzt will ich, dass du verschwindest!«, keuchte sie. »Ich will nicht, dass du dich in mein Leben einmischst. Ist das klar?«
    »Ja, das habe ich verstanden. Sehr gut sogar. Aber Sie irren sich, wenn Sie denken, dass ich mich in Ihr Leben einmischen will. Ich möchte es nur retten. Das ist alles.«
    »Ich werde gerettet.«
    »Dann ist es ja gut. Dann können Sie auch zu mir kommen.« Ich streckte ihr die Hand entgegen.
    »Nein!«
    Dieses eine Wort erschreckte mich. Es war kompromisslos ausgesprochen worden und bewies mir, dass es für Kathy kein Zurück mehr gab.
    So etwas spürt man. Ihre endgültige Entscheidung stand dicht bevor. Ich sah, dass meine Chancen, sie zu überreden, sanken, und überlegte, wie ich das ändern konnte. Ich maß die Entfernung zwischen uns ab. Sie war nicht mehr allzu groß, aber immer noch groß genug. Bevor ich Kathy erreichen konnte, würde sie springen.
    Ich musste noch näher an sie heran, aber ich wollte es ihr nicht unbedingt zeigen.
    Wie ein Bittsteller breitete ich die Arme aus. »Seien Sie doch vernünftig, Kathy. Es liegen noch so viele Jahre vor Ihnen. Jahre, die wunderbar für Sie sein können. Ich weiß nicht, was hinter Ihnen liegt und was Sie durchgemacht haben, aber es kann nicht so schlimm sein, dass es sich nicht wieder richten lässt.«
    »Du redest Mist.«
    »Kann sein. Ich
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