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1542 - Die Würgehand

1542 - Die Würgehand

Titel: 1542 - Die Würgehand
Autoren: Jason Dark
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miteinander, und je mehr Zeit verstrich, umso deutlicher war zu erkennen, was sich dort aus dem Nebel löste.
    Eine Hand!
    Keine normale, sondern eine mächtige Klaue, die zu einem Riesen gepasst hätte.
    Sie war gespreizt. Sie hatte vier Finger und einen Daumen. Ihre Haut schimmerte rötlichbraun, und die langen Nägel standen ein wenig über die Kuppen hervor.
    »Gott, das ist nicht möglich!« Peter Graves hatte den Kommentar geflüstert.
    Der Fahrer fing an zu lachen und duckte sich dann.
    Einer fragte: »Sollen wir nicht besser wenden und abhauen?«
    »Nein!«, rief jemand anderer.
    »Warum denn nicht?«
    »Die Hand pflückt uns doch weg und zerquetscht uns, als wären wir Läuse oder Würmer.«
    Es herrschte eine Stimmung zwischen Panik und Erschrecken.
    Darum kümmerte sich die riesige Würgeklaue nicht. Auch das Blitzen störte sie nicht, als einer der Fahrgäste einige Fotos schoss. Die Entscheidung war für die Insassen einfach zu schwer, und die Klaue bekam die nötige Zeit, um sich weiter ihrem Ziel zu nähern. Es würden nur noch Sekunden verstreichen, dann hatte sie den Bus erreicht. Und wenn sie sich zur Faust ballte, war sie bestimmt in der Lage, die Scheiben zu zertrümmern und auch das Blech zu verbiegen.
    Dann bewegten sich die Finger. Es sah so locker und lässig aus, fast wie ein freundliches Winken.
    Das Gegenteil davon traf zu.
    Die Klaue schnellte plötzlich hoch. Sie geriet aus der Sichtweite der Männer und war auch in den folgenden Sekunden nicht mehr zu sehen.
    Aber sie war noch vorhanden und auch in der Nähe, denn sie ließ sich über dem Bus in die Tiefe fallen.
    Schwer krachte sie auf das Busdach, was mit einem dröhnenden Geräusch verbunden war. Es gab nicht einen Fahrgast, der nicht zusammengezuckt wäre. Nach dem Dröhnen der Karosserie war nur noch das heftige Atmen der Männer zu hören. Alle warteten ab, sie schielten in die Höhe, obwohl dort nichts zu sehen war.
    Leider war die Klaue noch da. Und sie musste ihre Finger sehr weit gespreizt haben, denn ein Knirschen erklang jetzt von den beiden Rändern des Daches.
    Dort drückte die Klaue den Bus zusammen. Es vergingen nur wenige Sekunden, bis die ersten Scheiben brachen. Die Melodie bestand aus einem leises Knirschen und Splittern, als das Glas brach und zerkrümelte.
    Die Klaue blieb nicht mehr ruhig. Sie fing damit an, den Bus regelrecht durchzuschütteln, von einer Seite zur anderen zu schaukeln, als wollte sie ihn umkippen.
    »Scheiße, die macht uns fertig!«, keuchte der Fahrer. »Wir sollten doch fliehen!«
    »Nein, ihr bleibt!« Der Richter hatte so laut gesprochen, dass auch der Letzte ihn verstehen konnte. Und Norton fügte noch etwas hinzu: »Ich werde gehen!«
    Keiner widersprach.
    Nur Peter Graves konnte nicht an sich halten.
    »Warum gerade du?«
    »Weil ich der Grund für das alles bin.«
    »Du? Ha, warum?«
    »Das kann ich dir sagen. Ich bin - na ja, lassen wir das. Es wäre zu schwierig, das zu erklären. Ich sage euch nur, dass es mit meinem Beruf zusammenhängt. Lebt wohl…«
    Es waren seine letzten Worte. Der Richter wusste, was er zu tun hatte, und ging auf den Ausstieg an der linken Seite zu. Dass in seinen Knien der Pudding schwappte, nahm er wie nebenbei wahr.
    Er öffnete die Tür, sah die Trittstufen vor sich, wäre beinahe noch gestolpert und schaffte doch den Schritt ins Freie.
    Die anderen Fahrgäste hatten sich nur auf die Hand konzentriert. Das war bei Phil Norton nicht der Fall gewesen. Er hatte auch die Nebelwand im Auge behalten und gesehen, dass sich jemand aus ihr löste.
    Es war eine menschliche Gestalt. Auch wenn sie nur verschwommen zu erkennen war, erkannte er den Mann doch.
    Chikaze war da, um abzurechnen!
    ***
    Der Gedanke hatte sich im Kopf des Richters festgesetzt, und er machte ihm nicht mal Angst. Es war nun mal so. Das Leben hatte eben für ihn eine andere Richtung vorgesehen.
    Er dachte auch nicht mehr an John Sinclairs Anruf. Es war für ihn nur noch wichtig, die Dinge ins Reine zu bringen. Wenn er durch seinen Tod andere Menschen retten konnte, umso besser.
    Chikaze ging, und er ging auch.
    Sie würden sich treffen, und dann würde der Würger seine Hände um den Hals des Richters legen und ihn vor den Augen zahlreicher Zeugen umbringen.
    Er hatte Angst, aber etwas steckte in ihm, das ihn dazu trieb, immer weiter zu gehen. Er hatte alles andere um sich herum vergessen.
    Er blieb stehen, als er eine bestimmte Distanz zum Würger erreicht hatte.
    Beide schauten sich
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