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1542 - Die Würgehand

1542 - Die Würgehand

Titel: 1542 - Die Würgehand
Autoren: Jason Dark
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Imbiss geben, bevor die Wanderung begann. Das alles war organisiert worden, und nichts wies darauf hin, dass etwas dazwischenkommen könnte.
    Bis der Fahrer plötzlich einen lauten Fluch ausstieß, den der Richter und auch die anderen hörten.
    Einen Moment später bremste er scharf ab.
    Der Bus stand.
    »He!«, rief jemand aus dem Hintergrund. »Warum halten wir denn an? Wir sind doch noch gar nicht da.«
    »Ich weiß«, knurrte der Fahrer.
    »Und warum…?«
    »Da ist ein Hindernis.«
    »Ein Baum, der quer liegt?«
    »Nein, aber ein dichter lokaler Nebel. So dick, wie ich ihn noch nie gesehen habe.«
    Auch der Richter hatte die Antwort gehört. Ihm schoss erneut das Blut in den Kopf, und er hatte das Gefühl, als würden unsichtbare Hände sein Herz umklammern.
    Es war so weit!
    Dieser Sinclair hatte sich also nicht geirrt. Kein Spaß, kein aufgesetzter Gag. Es gab den Nebel, obwohl der Richter ihn noch nicht selbst gesehen hatte.
    Das wollte er ändern.
    Steif erhob er sich von seinem Sitz. Was er dann tat, wurde ihm gar nicht richtig bewusst. Er folgte einfach einem Automatismus, der ihn zum Fahrer brachte und damit in die direkte Nähe der breiten Frontscheibe, durch die er einen Blick nach draußen warf.
    Wald, Buschwerk, ein trüber Tag, aber vor dem Bus wurden die Straße und ein Teil der Landschaft rechts und links von einer weißen, undurchdringlichen Nebelfront eingenommen, die dem Bus den Weg versperrte…
    ***
    Der Richter schwieg, und der Fahrer sagte ebenfalls kein Wort. Beide konnten nur auf die weiße Mauer schauen. Erst nach Sekunden fand der Fahrer seine Sprache wieder.
    »Ich fasse es nicht. Das ist doch nicht normal.«
    »Stimmt«, flüsterte Norton.
    »Wissen Sie denn mehr? Können Sie mir das erklären?«
    »Nein, ich glaube nicht. Es muss eine Erklärung geben, aber ich kenne sie nicht. Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Das ist mir alles zu hoch.«
    Bisher hatte sich in der Nebelwand nichts getan. Im Bus war es auch ruhig geblieben. Nur hielt die Ruhe nicht mehr lange an, denn die Fahrgäste wollten allesamt wissen, was da los war.
    Einige standen auf und gingen nach vorn. Hinter Norton und dem Fahrer drängten sie sich zusammen. Wer den Nebel bisher für einen Scherz gehalten hatte, der wurde nun eines Besseren belehrt. Das war kein Scherz mehr. Vor ihnen versperrte ein helles, aber sehr dichtes Hindernis den weiteren Weg.
    Die Männer konnten sich keinen Reim auf das Geschehen machen.
    Jeder fragte etwas, ohne eine Antwort zu bekommen, aber niemand drängte den Fahrer, auf die Wand zuzurollen.
    »Was soll ich tun?«, fragte der Mann hinter dem Steuer.
    Es war der Moment, in dem sich der Richter bewusst wurde, welch eine Verantwortung auf ihm lastete.
    Er übernahm das Wort und sagte: »Sie werden nichts tun, gar nichts.«
    »Warum nicht? Wieso?«
    »Weil ich etwas tue.«
    »Du, Phil?«, rief Peter Graves, dessen Stimme leicht erschrocken klang.
    »Ja, ich.«
    »Und warum du?«
    »Weil der verdammte Nebel mir gilt. Mir ganz allein. Es ist meine Sache, und ich will nicht, dass ihr damit hineingezogen werdet. Deshalb muss ich gehen.«
    Die Männer waren so überrascht, dass ihnen die Worte fehlten. Ein leises Stöhnen war aus dem Hintergrund zu hören. Einer lachte sogar, doch dieses Lachen klang eher verhalten.
    Der Richter hatte sich vorgenommen, sofort nach seiner kleinen Ansprache zu gehen, aber da machte ihm die andere Seite einen Strich durch die Rechnung.
    Norton zögerte, denn innerhalb dieser dichten weißen Wand sah er eine Bewegung. Es war ein Schatten, der sich dort gebildet hatte. Verdammt groß schwebte er in der oberen Hälfte der Nebelbank. Dabei blieb es nicht, denn unter dem Schatten entstand eine zweite Bewegung. Noch war für die Beobachter nicht zu erkennen, was sich darin verbarg, nur einer wusste Bescheid, denn er hatte die entsprechenden Informationen erhalten.
    Aber Phil Norton sagte nichts. Seine Kehle war verschlossen. Er spürte den Druck, der seine Brust einklemmte, und starrte ebenso bewegungslos wie die anderen auf die Nebelwand.
    Aber sie sahen auch, dass etwas geschah, und sie erkannten, dass der Nebel an drei Stellen zerrissen war. Dort entdeckten sie lange Streifen.
    Da war er durchsichtig geworden, aber es konnte niemand bis hinter die Wand schauen.
    Aus der oberen Hälfte löste sich der Schatten, und er nahm dabei Gestalt an.
    Jemand schrie. Andere flüsterten nur, die Gefühle bei ihnen waren jedoch die gleichen. Verwirrung und Angst mischten sich
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