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1532 - Lasim und Paranakk

Titel: 1532 - Lasim und Paranakk
Autoren: Unbekannt
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gewesen, geradezu blutjung. Sie hatte die Nähe der Nakken gesucht und war bei ihnen geblieben. Sie hatte viel gelernt und viel leichter als jeder andere Mensch. Die Suche dieser Wesen nach dem Innersten hatte sie beeindruckt, und sie hatte deren Ziele gefühlsmäßig mit ihren eigenen Zielen gleichgesetzt.
    Und mit jedem Jahr, das sie auf Akkartil verbracht hatte, hatte sie sich innerlich von den Menschen und ihren Zielen entfernt. Sie war eine andere geworden, und Willom hatte an ihr das Zeichen einer Erleuchtung erkannt.
    Seither rang Idinyphe noch mehr mit sich und ihren Zweifeln. Sie starrte erneut auf ihr Zerrbild in der spiegelnden Wandfläche und preßte die Lippen zusammen. Tränen zogen feuchte Spuren über die Wangenknochen. Sie öffnete den Mund und wollte den Namen ihres Vaters rufen. Nur ein Krächzen brachte sie zustande, und die Lippen formten lautlos einen Satz. „Da ist jemand, der über dich wacht, Idinyphe!"
    Und sie schrie: „Wo bist du jetzt? Warum hast du jahrzehntelang geschwiegen, Carfesch? Gesil und ich, wir sind eins, vom Geist einer Kosmokratin geschaffen und beseelt. Das hast du gesagt. Und, daß ich nicht ewig vor meiner Bestimmung davonlaufen kann. Und, daß es Dinge gibt, die man nicht vergessen kann, aber Dinge, von denen man geheilt werden kann. Menschsein sei so eine Krankheit, die man heilen kann, hast du gesagt Ich habe diesen Namen gehaßt, den du mir gabst. Lange Zeit habe ich mich dagegen gewehrt, Idinyphe genannt zu werden. Und jetzt? Wo bist du jetzt? Warum läßt du mich im Stich, jetzt, wo ich auf dem Weg zum Innersten endlich Freunde gefunden habe?"
    Idinyphe, die Ewige, die aus sich selbst Geborene. Das waren die Worte von damals, die Gedanken.
    Und heute? Da war sie die Schülerin Willoms, die Erleuchtete. Willoms Erkenntnis über sie stellte einen der Gründe dar, die den Nakken die Entscheidung erleichtert hatten, mit den Terranern zusammenzuarbeiten.
    Sie warf sich auf die Liege am anderen Ende der Kabine und zog die Knie an den Leib. Sie schloß die feuchten Augen und stellte sich das Bild Anansars vor, des Mondes hoch oben über den Gipfeln. Sie glaubte die Strahlung zu spüren und die Kälte auf dem Gipfelplateau. Sie war nicht allein dort oben. Mehrere Nakken leisteten ihr im Bereich der Aussichtswarte Gesellschaft, und sie verhielten sich, als sei sie eine von ihnen.
    Nakken, das waren Wesen mit hyperdimensionalen Fähigkeiten und einer Wahrnehmung, die ein Wesen aus dem Normalraum für gewöhnlich nie erreichen konnte, nicht einmal, wenn es ein Mutant war.
    Idinyphe blieb länger oben auf dem Plateau als die Nakken, ohne Schutz, allein mit ihrer Kombination bekleidet.
    Der Reif durchsetzte ihr Haar und ließ es zu dünnen Zapfen erstarren. Ihr Atem bildete Wolken, die ihr die Sicht nahmen, und endlich erhob sie sich und kehrte zum Eingang zurück. Sie suchte ihre Kabine auf und schloß sich für mehrere Tage und Nächte ein, so wie sie es jetzt an Bord der ANEZVAR tat. Hier sprang sie auf, folgte einem inneren, nicht kontrollierbaren Impuls und stürzte zum Interkom der Kabine. „Ich will, daß er das Schiff verläßt!" keuchte sie. „Ich will ihn nicht sehen. Er soll gehen!"
    „Idinyphe. Er ist dein Vater!" Willoms Stimme klang besorgt. „Hast du vergessen, was auf dem Spiel steht?"
    „Nein!" Sie holte tief Luft. „Ich weiß, welche Gedanken Perry bewegen. Versteh mich bitte, Willom. Ich weiß, daß er nicht an sich selbst denkt, sondern an die Menschheit und alle Völker der Milchstraße und der Galaxien der Lokalen Gruppe, die von der Entwicklung betroffen sein könnten. Es ist nur einfach über mich gekommen.
    Es tut mir leid!"
    „Schlafe, Idinyphe. Es tut dir gut.
    Ich werde dich wecken, sobald wir Akkartil erreicht haben!"
    „Ja, Willom. Danke!" Sie schaltete ab, zog sich auf das Bett zurück und kroch tief unter die Decke. Aber der Schlaf wollte nicht kommen. „Was macht er?" fragte sie nach einer Weile den Automaten. „Wo steckt er?"
    „Er sucht dich. Er macht sich Sorgen um dich. Er liebt seine Tochter ebenso, wie er seine Frau liebt!"
    „Er soll sich damit abfinden, daß er keine Tochter mehr hat! Sage ihm das!"
    Der Automat tat ihr den Gefallen nicht, und Idinyphe weinte lautlos wegen der Kälte, mit der sie ihren Vater behandelte. Sie wollte es nicht, sie liebte ihn ebenso wie ihre Mutter. Aber sie sah keine Möglichkeit, sich ihm mitzuteilen und es ihm zu erklären.
     
    *
     
    Der neue Tag hatte begonnen. Durch die Fensterprojektion
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