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1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat

1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat

Titel: 1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat
Autoren: Jason Dark
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auf den Herrscher der Hölle gesetzt und musste nun gegen das schauen, was man als Todfeind des Teufels bezeichnen konnte.
    Sie riss ihr Maul so weit auf, dass es an den Seilen riss. Zumindest kam es mir so vor. Der Schrei, den ich hörte, stammte nicht von dieser Welt, und von einer Reflexbewegung geführt, zuckten mir ihre Arme entgegen, was ein Fehler war, denn jetzt gelang es mir durch eine lässige Bewegung das Kreuz zwischen ihre Hände zu klemmen.
    Sie schrie nicht mehr.
    Das konnte sich nicht, denn mein Kreuz sorgte dafür, dass sie von der Macht der Hölle befreit wurde. Und es geschah auf eine Weise, die sie vernichtete.
    Wieder erschienen Flammen. Und sie schlugen nicht aus dem offenen Kamin hervor, sondern aus ihrer Haut, die kaum dicker war als Papier, und die sofort verbrannte.
    Zu retten war sie nicht. Ich wollte es auch nicht. Sie war ihren Weg gegangen. Ob sie eine Hexe war, wollte ich dahingestellt sein lassen, aber sie hatte sich mit den Mächten der Finsternis verbündet. Das über Jahre hinweg. Sie hatte eine Tochter geboren, und ihr erklärt, dass der Teufel ihr Vater war. Ob das so zutraf, wusste ich auch nicht. Es war nur zu sehen, dass ihr die Hölle keinen Halt mehr gab. So verbrannte sie vor meinen Augen, wobei die dünne Haut auf ihren Knochen nicht zusammenschmolz, sie platzte einfach weg, sodass kleine glühende Teile durch die Luft segelten wie brennende Papierschnipsel, aber verloschen, bevor sie den Boden erreichten.
    Trotz der Veränderung hatte man bei ihr noch von einem menschlichen Gesicht sprechen können. Das verging nun. Die Haut löste sich in kleinen Flammenschnipseln, und was in ihren Augenhöhlen gelegen hatte, trocknete aus, bis es heiß genug war, um zu verbrennen. Die Haare waren zu dünnen Feuerfäden geworden, die ebenfalls wegtrieben, und zurück blieb kein Mensch mehr, sondern ein verbranntes Skelett.
    Es war geschafft. Zumindest bei ihr. Ich erlebte schon das Herzklopfen, als ich mich umdrehte, um zu schauen, was mit Elisa passiert war.
    Sie lag nicht mehr und hatte sich aufgesetzt. Aus ungläubigen Augen schaute sie mich an, und ich sah ihre ausgestreckten Arme. Mit den Handflächen rieb sie über ihre Beine hinweg, die wieder vorhanden waren und nicht mehr im Körper der Mutter steckten.
    Als sie sah, dass ich sie anschaute, ihr lächelnd dabei zunickte, überkam es sie, und sie fing hemmungslos an zu weinen. Es war eine Reaktion der Erleichterung, denn was diese Schülerin erlebt hatte, das wünschte man so schnell keinem Menschen…
    ***
    Ich half Elisa Foret dabei, wieder in ihre Kleidung zu schlüpfen. Ihrer Mutter hatte sie den Rücken zugedreht. Sie wollte dieses hässliche Überbleibsel nicht sehen. Immer wieder schüttelte sie den Kopf und ließ mich ahnen, welche Gedanken sie beschäftigten.
    »Fertig?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    »Dann lass uns nach oben gehen.«
    Von einem Gehen war keine Rede. Wir mussten die Rutsche hoch, aber auch das schafften wir. Oben angekommen, warf sich Elisa in meine Arme. Sie musste etwas loswerden, denn sie sagte: »So schlimm es sich anhört, ich bin trotzdem froh, keine Mutter mehr zu haben.«
    »Das verstehe ich.«
    »Und über den Vater will ich gar nicht nachdenken. Oder glaubst du, dass es wirklich der Teufel gewesen ist.«
    »Wahrscheinlich nicht. Hätte er dich gezeugt, hätte dich auch mein Kreuz nicht retten können. Davon musst du ausgehen. Wahrscheinlich hat deine Mutter versucht, dich jetzt dem Teufel zu weihen, mit dem sie in Kontakt stand, aber das ging zum Glück schief.«
    »Ja, das ging es. Und wer ist jetzt mein richtiger Vater?«
    »Ich weiß es nicht. Deine Mutter kannst du nicht mehr fragen, was auch besser ist, denke ich.«
    »Genau, es ist besser«, flüsterte sie…
    ***
    Ich wollte die Schülerin in ihrem Zustand nicht allein lassen und fuhr deshalb mit ihr hoch zum Internat. Dort gab es noch eine Lehrerin mit Namen Agnes, die zugleich eine Nonne war.
    Sie hatte mit der angeblichen Hexe zusammen gearbeitet, und sie würde sich einige unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.
    Dazu kam es aber nicht mehr. Als wir ihr Zimmer betraten, lag sie auf dem Bett. Und als wir näher gingen, da sahen wir das viele Blut, das aus ihren Pulsadern geströmt war, die sie mit einem Rasiermesser aufgeschnitten hatte.
    Es kam nicht mal überraschend für mich, und es war für sie der beste Weg gewesen, was auch Elisa Foret einsah, nachdem sie ihren Schock überwunden hatte…
    ENDE
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