Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1528 - Im Schlund der Bestie

1528 - Im Schlund der Bestie

Titel: 1528 - Im Schlund der Bestie
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Steffi, die nach einem Kissen griff, das auf der Couch lag. Sie war damit am Effektivsten. Sie packte zu und schleuderte es in das Gesicht ihres Kollegen.
    Der hatte nach meiner Beretta greifen wollen. Der Aufprall des Kissens war alles andere als hart, aber er störte ihn so, dass er aus dem Konzept geriet.
    Er fuhr zurück, riss die Arme hoch und stolperte fast über seine eigenen Beine. Soeben konnte er sich noch fangen, aber es war zu spät für ihn.
    Ich war nach vorn gehechtet und hatte meine Beretta mit einem Griff zu fassen bekommen. Der Polizist war noch mit sich selbst beschäftigt, und Harry robbte ebenfalls noch über den Boden, um an seine Pistole zu gelangen.
    Appelt brüllte vor Wut auf. Das Kissen lag vor seinen Füßen. Mit einem Tritt schleuderte er es zur Seite. Noch hielt er das Messer in der Hand, und er dachte nicht daran, es fallen zu lassen. Er sah mich, sein Gesicht hatte einen anderen Ausdruck angenommen. Es war jetzt nur noch eine Maske aus Hass und Wut.
    Mit dem Messer stürzte er sich auf mich.
    Ich feuerte. Dabei hatte ich auf seinen rechten Arm gezielt. Ich wollte Rico nicht töten, und aus dieser kurzen Entfernung konnte ich gar nicht vorbeischießen.
    Das geweihte Silbergeschoss jagte in seinen rechten Oberarm. Die Hand mit dem Messer hatte er schon angehoben, jetzt fiel sie nach unten wie abgeschnitten. Er ließ das Messer fallen und stolperte noch zwei Schritte auf mich zu, bevor er sich um seine Achse drehte und umkippte.
    Ich wollte nicht, dass er auf den Glastisch prallte, und fing ihn im letzten Moment auf. Langsam ließ ich ihn auf die Couch gleiten, von der sich Stefanie erhoben hatte und jetzt wie eine Salzsäule auf der Stelle stand.
    Rico Appelt lag auf dem Rücken. Er atmete heftig. Er schrie dabei, und mir fiel auf, dass die blaue Farbe aus seinem Gesicht gewichen war.
    Die böse Macht des Phantoms hatte sich zurückgezogen. Sie brauchte den Mann als Erfüllungsgehilfen nicht mehr. Wahrscheinlich hatte das geweihte Silber dafür gesorgt, dass er wieder zu einem normalen Menschen geworden war. Das hoffte ich jedenfalls.
    Dann sah ich mir seinen rechten Arm an. Er war von der Kugel getroffen worden. Da Rico ein T-Shirt trug, lag der Arm frei. Die Schusswunde war deutlich zu sehen, aber sie war für mich in den folgenden Sekunden nicht mehr interessant, denn ich sah etwas ganz anderes, das mir Sorgen bereitete.
    Der Arm starb ab. Die Haut veränderte sich. Sie nahm eine graue Farbe an, dunkelte sehr schnell ein, und das zog sich bis in die Finger hinein.
    Auch Stefanie Kirchner hatte den Vorgang bemerkt. Ebenso wie Harry Stahl.
    Beide sagten nichts, doch sie konnten den Blick nicht von dieser schlimmen Veränderung lösen.
    Es hätte mich nicht gewundert, wenn der Arm abgefallen wäre. Aber er blieb mit dem Schultergelenk verbunden, nur würde Rico ihn nicht mehr gebrauchen können.
    Ich fasste den Arm an. Es war eine dunkle, lappige Haut, die ich zwischen meine Finger bekam, und als ich in sie hinein kniff, zeigte Rico keine Reaktion.
    Er hatte trotzdem etwas bemerkt und fragte mit schriller und zittriger Stimme: »Mein Arm! Wo ist mein Arm, verdammt?«
    »Er ist noch da, Rico.«
    »Ich spüre ihn nicht mehr.«
    »Ich rufe einen Notarztwagen«, meldete sich Harry.
    Es war eine gute Idee. Harry wusste, was er zu tun hatte, und ich wandte mich wieder dem Angeschossenen zu.
    »Sie haben auf mich geschossen, nicht?«
    Ich bejahte.
    »Sie haben mich auch getroffen.«
    »Am Oberarm.«
    »Ich spürte nichts. Verdammt, ich spüre meinen Arm nicht und auch nichts von meiner Verletzung. Was ist das nur?«
    Was sollte ich ihm sagen? Die Wahrheit, die so brutal war? Sollte ich ihm erklären, dass er für sein Leben gezeichnet war, wenn er am Leben blieb?
    Das konnte ich ihm nicht sagen. Ich wollte ihm Mut machen und ihm erklären, dass man sich um ihn kümmern würde. Hilfe war schon unterwegs.
    Appelt sagte nichts. Dafür entdeckte er seine Kollegin, die ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
    »He Steffi, was ist los?«
    »Hör auf, Rico.«
    »Was hast du denn?«
    »Kannst du dich denn an nichts mehr erinnern?«
    »Nein, wieso?« Er überlegte. »An was soll ich mich denn erinnern können? Ich bin verwundet worden, ich spüre meinen Arm nicht mehr, und ich weiß nicht, was hier alles abgelaufen ist.«
    »Schon gut«, flüsterte seine Kollegin. Sie strich mit einer mitfühlenden Bewegung über seine Wangen. »Es kommt alles wieder in Ordnung«, versprach sie. »Du musst dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher