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1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild
Autoren: Jason Dark
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ich Sie bestimmt nicht an, glauben Sie mir.«
    »Das ist ungewöhnlich.«
    Er hob nur die Schultern.
    Ich schaute mir Amy Jackson genauer an. Sie war eine hübsche Frau.
    Aschblonde Haare umflossen ein fein geschnittenes Gesicht, in dem die Augen leicht schräg lagen. Das Gesicht war sehr bleich, man konnte auch davon sprechen, dass es auf eine gewisse Weise ungesund aussah. Hinzu kamen die dunklen Augen, deren Farbe so gar nicht zu den hellen Haaren passte.
    Mir fiel auch der sehr blasse Mund mit den vollen Lippen auf, und ich sah, dass Jackson gespannt seinen Blick auf mich gerichtet hatte, weil er auf einen Kommentar wartete.
    Damit hielt ich nicht zurück und sagte: »Ihre Frau ist sehr hübsch gewesen.«
    »Ja, Mr Sinclair, ja, das weiß ich.« Er tippte sich gegen die Brust.
    »Können Sie sich vorstellen, dass ich so eine Frau ermordet habe?«
    Ich hob die Schultern. »Wissen Sie, Mr Jackson, darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben, denn ich habe schon zu viel in meinen langen Berufsjahren erlebt. Man schaut den Menschen immer nur vor die Stirn und nicht dahinter. Dieses Sprichwort hat sich bei mir leider des Öfteren bestätigt.«
    »Das kenne ich natürlich auch«, erwiderte er. »Aber bei mir ist das anders, das müssen Sie mir glauben.«
    »Und wie anders?«
    »Moment, ich verstehe Sie nicht.«
    »Sie haben davon berichtet, dass Ihre verstorbene Frau Kontakt mit Ihnen aufgenommen hat.«
    »Das sagte ich.«
    »Und wie?«
    »Durch das Foto.«
    Ich saß erst mal starr. Dann bewegte ich den Kopf und schaute mir das Bild noch mal an. »Sie - Sie meinen, dass Ihre Frau oder das Gesicht auf dem Bild zu Ihnen gesprochen hat?«
    »Das hat sie, Mr Sinclair.«
    »Das ist allerdings mehr als seltsam.«
    »So sehe ich das auch.«
    »Und weiter?«, fragte ich. »Wie kam es dazu? Und was hat sie zu Ihnen gesagt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist. Ehrlich nicht. Die Stimme war plötzlich da. Sie hat geredet, und sie hat dabei geflüstert.« Er schluckte den Speichel, wie ich an der dünnen Haut an seinem Hals erkennen konnte.
    »War es ihre Stimme?«
    »Ja, Mr Sinclair.«
    »Bitte, erinnern Sie sich an die Worte.«
    »So exakt kann ich sie nicht wiederholen, aber sie hat davon gesprochen, dass noch nicht alles beendet sei. Sie wollte meinen Tod, und den will sie noch immer. Ich kann es nicht ändern, aber es ist so, Mr Sinclair.«
    »Ihren endgültigen Tod also?«
    »Ja, die Hölle würde auf mich warten. Das zu hören war verdammt schlimm, ich bin auch jetzt noch nicht darüber hinweg, und deshalb habe ich versucht, mich an Sie zu wenden.«
    »Wann sprach sie mit Ihnen?«
    »In der Nacht. Da hörte ich plötzlich eine Stimme, und es war die meiner toten Frau. Ich war völlig durcheinander. Ich saß aufrecht im Bett und habe gejammert, aber sie sprach weiter, und dann fiel mir ein, dass ich das Foto hatte. Ich holte es hervor und konnte jetzt richtig sehen, dass Amy mit mir sprach. Sie bewegte sogar die Lippen auf dem Bild, und das habe ich mir bestimmt nicht eingebildet. Ich habe keinen Zellenkoller bekommen, das müssen Sie mir glauben.«
    Ich schaute ihn an. Ich erforschte dabei sein Gesicht und dachte auch daran, dass man mir schon einiges hatte unter die Weste jubeln wollen.
    Aber mir war auch viel widerfahren, über das andere Leute nur den Kopf schüttelten, und hier erlebte ich wieder ein unbekanntes Phänomen.
    »Hat Amy denn auch hier vom Teufel gesprochen?«
    »Nein, das hat sie nicht. Sie hat sich nur auf mich konzentriert.« Er rutschte wieder auf der Bettkante hin und her. »Ich habe fürchterliche Angst, wenn ich ehrlich bin. Wie kann ein Mensch nach seinem Ableben nur so hassen?«
    »Das frage ich mich auch«, murmelte ich. »In Ihrem Fall ist es anscheinend so gewesen.«
    »Ja, Sir.«
    »Und jetzt wollen Sie von mir die Lösung präsentiert bekommen, Mr Jackson?«
    »Nein, Mr Sinclair, so weit will ich gar nicht gehen. Eine Lösung zu finden ist in diesem Fall nicht so einfach, das weiß ich, aber ich möchte einen Menschen finden, der mir helfen kann. Und dafür sind Sie möglicherweise der Richtige.«
    Ich wiegte den Kopf. »Momentan kann ich Ihnen leider keine Lösung anbieten, da bin ich ehrlich. Aber ein Phänomen ist es schon.«
    »Sie sagen es.«
    »Darf ich fragen, wo sich das Grab Ihrer Frau befindet, Mr Jackson?«
    »In ihrer Heimat.«
    »Und wo ist die?«
    »Amy war Irin. Sie hat sich immer gewünscht, in ihrem Heimatort begraben zu werden. Das ist auch
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