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1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild
Autoren: Jason Dark
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Einmündung. Da geht es nur rechts.«
    »Und dann?«
    »Sind wir schon in der Straße.«
    »Sehr gut.« Es war mehr eine Gasse, und sie war auch recht eng. Ich riss das Steuer herum und wusste, dass uns zahlreiche Augenpaare folgten. Das war schon zuvor der Fall gewesen, denn ich fuhr den Wagen nicht eben langsam.
    Fast wäre er mir noch auf dem feuchten Boden weggerutscht, aber ich bekam den Wagen wieder in den Griff und konnte Gas geben, weil die Straße gerade war. Sie führte auch ein wenig bergauf, war von kleinen Häusern und Vorgärten flankiert, in denen die bunte Blumenpracht des Sommers zu sehen war.
    »Schaffen wir es, Mr Sinclair?«
    »Ich kann es nur hoffen.«
    »Dann halten Sie bitte hier an der linken Seite an. Das Haus mit dem Briefkasten an der Straße ist es.«
    Ich stoppte. Wir stiegen aus, und meine Blicke richteten sich auf das Haus, während wir durch den Vorgarten eilten. Ich sah die helle Fassade mit den grünen Fensterläden, aber ich konzentrierte mich auf die verschlossene Haustür.
    Während ich vor ihr stehen blieb, huschte Ebby Jackson auf eines der beiden Fenster zu, die sich nahe der Tür befanden.
    Schon beim ersten Blick hatte er gesehen, was los war.
    »Verdammt, da liegt Gerry Shannon!«
    »Ist er tot?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kann es nicht erkennen.«
    »Und sonst?«
    Ich erhielt keine Antwort mehr. Das heißt, es gab doch eine, denn ich hörte einen wilden Schrei und schaute erst gar nicht hin, warum Jackson geschrien hatte.
    Ich musste ins Haus.
    Ich stand vor einer verschlossenen Tür. Da gab es nur eine Möglichkeit für mich. Die Fenster waren zu klein, um hindurchklettern zu können, die Tür war ziemlich stabil, sodass ich sie wahrscheinlich mit einem Tritt nicht aufsprengen konnte.
    Also schießen.
    Geweihte Silberkugeln gegen ein Schloss. Eigentlich eine Verschwendung, aber daran dachte ich in diesem Augenblick nicht. Ich setzte drei Kugeln ein, dann trat ich gegen die Tür und sah, wie sie aufschwang.
    Der freie Blick.
    Gleich neben der Tür auf dem Boden lag der Mann, den ich aus der Kirche kannte. Mit einem Blick sah ich, dass er nicht mehr lebte. Aber es gab noch mehr, und da war der Tote nicht mehr das Wichtigste für mich.
    Links von mir hörte ich ein Röcheln. Ich sah Sandra Shannon, wie sie sich mit dem Rücken gegen die Wand drückte, und das tat sie nicht freiwillig.
    Ich bekam auch mit, dass sie verzweifelt nach Luft schnappte und die Augen verdrehte, wofür es für mich nur eine Erklärung gab.
    Sie wurde gewürgt!
    Von unsichtbaren Händen malträtiert. Ihr Gesicht war schon bläulich angelaufen, und es wurde allerhöchste Zeit, dass ich sie aus ihrer unsichtbaren Fessel befreite.
    Nicht mit den bloßen Händen. Jetzt musste mein Kreuz in Aktion treten, und das holte ich aus der Tasche.
    Hinter mir erschien Ebby Jackson in der offenen Tür. Sein Schrei trieb mich nur weiter an. Ich sprang praktisch in den Rücken der unsichtbaren Person, hielt die Hand vorgestreckt und traf mit meinem Kreuz genau die Stelle, an der sich die Unsichtbare aufhielt.
    Auf einmal war das Licht da. Und zwar dort, wo sich das Kreuz befand.
    Es gab seine Strahlung ab, und innerhalb dieser Insel kam es zu einer jetzt sichtbaren Bewegung.
    Mein Kreuz hatte den Geist isoliert und ihn von Sandra Shannon weggeholt. Das war nicht alles, denn es hatte auch das Böse hervorgelockt, das nicht mehr unsichtbar blieb.
    Jetzt sah ich Amy Jackson zum ersten Mal.
    War sie das?
    Ich hatte meine Zweifel, denn man konnte nicht von einem normalen Menschen sprechen. Aber ich sah ein Gesicht, und das war mir nicht unbekannt, denn ich hatte es bereits in der Zelle kennen gelernt, als wir das Bild untersuchten.
    Vor mir befand sich die veränderte Amy Jackson.
    Totenbleich und trotzdem die Augen leicht blutunterlaufen. Auf der Stirn sah ich ein aufgemaltes umgedrehtes Kreuz. Der nackte Körper, der nur grau und fadenscheinig wirkte, aber durchaus durchlässig war, zeigte fremde Symbole, die in den Bereich der schwarzen Magie gehörten. Es war kein Festkörper, aber eine Gestalt, die zwischen zwei Zuständen schwebte und sich nicht für einen entscheiden konnte.
    Das Kreuz verschaffte mir Respekt. Ich hatte es eigentlich nie als eine Wunderwaffe angesehen, aber in diesem Fall traf das unzweifelhaft zu.
    Mein Kreuz trieb das Grauen von mir weg. Die Geistgestalt bewegte sich wie ein Nebelstreif, und sie schaffte es tatsächlich, die Treppe zu erreichen, über die sie rückwärts hoch huschen und mir
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