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1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild
Autoren: Jason Dark
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Wunde an der Stirn, aus der das Blut gelaufen war, das auch auf den Stufen lag.
    Er ist tot! Gerry ist tot! Gerry lebt nicht mehr!
    Sie konnte es nicht fassen, schüttelte ihren Mann durch, sprach ihn an und wollte von ihm ein Lebenszeichen.
    Er konnte nicht mehr antworten, das wurde ihr auf eine schlimme Weise klar.
    »Neiinnn…!«
    Endlich erfolgte die Reaktion. Ein kaum zu beschreibender Schrei, in dem aller Schmerz lag, den sie empfand. Ihr war der Ehemann brutal entrissen worden, und das durch die eigene Tochter, die zwar tot war, aber trotzdem noch existierte.
    Sandra holte tief Luft und spürte, dass ihre Kehle anfing zu schmerzen.
    Aber das war ihr egal. Sie musste einfach nur nach vorn schauen, und sie hätte nie gedacht, so cool sein zu können wie in diesen fürchterlicher Augenblicken.
    Es gab jemanden, der für Gerrys Tod verantwortlich war. Und sie wollte sich an ihm rächen, aber sie wollte auch die Wahrheit erfahren.
    Ungelenk stemmte sich Sandra Shannon hoch. Dabei drang ein Knurren aus ihrer Kehle, das nicht zu einem Menschen passte. Ihr Blick war starr geworden, und in ihrem gesamten Körper spürte sie eine eisige Kälte.
    »Warum?«, brüllte sie die Stufen hoch. »Warum hast du das getan, verflucht?«
    Sie erhielt keine Antwort.
    »Bist du noch da, Amy?«
    Stille.
    »He, ich rufe dich! Gib Antwort. Ich will wissen, warum du deinen Vater ermordet hast. Er hat dir nie etwas getan. Du bist immer sein Liebling gewesen.« Sie breitete die Arme aus. »Und was ist mit mir, Amy? Willst du mich am Leben lassen? Willst du mir diese Gnade erweisen? Willst du das wirklich? Wenn ja, du brauchst es nicht. Töte mich auch, denn ohne Gerry hat das Leben auch für mich keinen Sinn mehr. Bring mich um, Amy, denn ich warte darauf!«
    Es war nicht gelogen. Sie hatte alles ehrlich gemeint, und jetzt kam es einzig und allein auf die Unperson an, die sie nicht mehr als ihre Tochter ansah.
    Oder war sie weg?
    »Bist du zu feige, Amy?«, schrie sie ins Haus hinein. »Bist du wirklich so feige?«
    »Nein, das bin ich nicht!«
    Da war die Stimme wieder, und diesmal war es eine Stimme, die einer Mörderin gehörte.
    »Ich warte, Amy. Ja, ich warte auf dich. Ich will dich nicht nur hören, ich will dich auch sehen, verstehst du?«
    »Ich bin doch bei dir!«
    »Nein, das stimmt so nicht. Hast du nicht gehört? Ich will dich sehen, also zeige dich mir!«
    »Du kannst mich nicht sehen. Ich bin feinstofflich, aber ich besitze besondere Kräfte, das hast du gesehen, und du hast gesagt, dass du auch sterben willst. Willst du das noch immer?«
    »Ja, trau dich nur!«
    Sandra Shannon hatte den Satz kaum ausgesprochen, da spürte sie die unmittelbare Nähe ihrer geisterhaften Tochter. Es war ein kalter Hauch, der sie nicht nur traf, sondern sie wenig später sogar umschlang wie ein Badetuch den nackten Körper, sodass sich Sandra regelrecht zusammengedrückt fühlte.
    Sie zuckte zurück und stieß links neben der Tür mit dem Rücken gegen die Wand.
    »Ich bin bei dir, Mutter«, klang schrill Amys Stimme auf. »Ich bin wirklich bei dir. Ich bin sogar ganz nahe. Na, kannst du mich nicht spüren?«
    Sandra war bereit, eine Antwort zu geben, aber sie konnte es nicht. Das war von einem Herzschlag zum anderen nicht mehr möglich, denn die in ihr aufsteigende Kälte hatte ihre Kehle erreicht, und sie wusste genau, was das bedeutete.
    Der Geist der Tochter wollte die Mutter erwürgen!
    Für Sandra war das zu viel. Denn in diesem Moment wurde ihr klar, dass es keine gute Idee gewesen war, sterben zu wollen, denn so einfach ging das Sterben nicht.
    Sie schnappte nach Luft.
    Es klappte nicht mehr, denn ihr wurde der Atem brutal genommen. Der Geist wollte sie erdrosseln.
    Ihre Hände fuhren hoch zur Kehle, doch sie fand nichts, was sie hätte anfassen können.
    Alles ging seinen grausamen Weg, und so schloss Sandra Shannon mit ihrem Leben ab…
    Selten hatte ich mich so darüber gefreut, ein Auto bei mir zu haben.
    Auch wenn Ebby Jackson und ich erst hinlaufen mussten, es war schon wichtig, dass wir schnell vorankamen. Das Haus der Shannons mussten wir nicht erst suchen, denn Ebby war oft genug in Blackwater gewesen, um sich hier auszukennen.
    Er erklärte mir den Weg und fügte noch hinzu, dass er Blackwater hasste.
    »Den Ort oder die Menschen?«
    »Beides.«
    »Sie fällen ein hartes Urteil.«
    »Ich bin hier nie akzeptiert worden. Nie, nie, nie!« Er wurde wieder ruhiger und atmete tief durch. »Fahren Sie noch weiter bis zur nächsten
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