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1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild
Autoren: Jason Dark
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runzelte die Stirn. »Aber Sie saßen doch im Zuchthaus.«
    »Ja, verdammt. Man schickte es mir in den Knast.«
    Der Pfarrer schwieg. Er drückte eine Hand gegen seine Stirn, als wollte er so seine Gedanken ordnen. Schließlich deutete er ein Nicken an. »Ja, ich weiß, dass der Grabstein leer ist. Das müssen Sie mir nicht extra sagen. Wenn Sie mich fragen, wer die Aufnahme entfernt hat, dann kann ich nur sagen, dass ich es nicht weiß.«
    »Und Sie können es sich auch nicht denken?«, erkundigte ich mich.
    Der Geistliche atmete schwer. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Ich will niemanden verdächtigen, aber einen Verdacht hätte ich schon.«
    »Dann sprechen Sie ihn aus!«, schrie Jackson.
    Ich winkte ab. »Ruhig«, ermahnte ich ihn. »Bleiben Sie nur ganz ruhig.«
    »Sandra Shannon hat sehr an ihrer Tochter gehangen, und sie hat stark unter ihrem Ableben gelitten. Ich könnte mir deshalb vorstellen, dass sie Ihnen dieses Leichenbild geschickt hat, nachdem sie es entfernte. Den Grund kenne ich nicht.«
    Ich sah, dass Ebby Jackson wieder das Wort ergreifen wollte. Dabei war sein Kopf hochrot angelaufen. Er stand wirklich unter starkem Stress.
    »Nicht«, sagte ich nur, denn ich wollte nicht, dass er die falschen Worte aussprach.
    »Gut, sagen Sie es, Mr Sinclair.«
    »Was wollen Sie sagen?«, fragte der Pfarrer.
    »Es geht um das Bild. Man könnte es als lebendes Foto bezeichnen, denn ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass dieses Foto auf eine gewisse Weise lebte. Es war von dem Geist der Toten erfüllt. Man hat ihren Körper begraben können, Archer, aber der Geist war damit nicht vernichtet. Verstehen Sie nun, was ich meine? Ihr Geist lebt. Er findet keine Ruhe, und wenn sie so auf den Teufel fixiert war, können wir davon ausgehen, dass er ihn unter Kontrolle hält. Und er ist keine Einbildung. Erst vor einer halben Stunde noch habe ich ihn in der Kirche auf der Kanzel erlebt, als Sie mit ihm kämpften.«
    »Aber Sie haben ihn nicht gesehen - oder?«
    »Das ist richtig, Mr Archer. Oder nur halb gesehen. Durch mein Kreuz wusste ich, wo er sich befand. Er hätte Sie vielleicht getötet, aber ich konnte ihn abwehren.«
    Der Geistliche strich mit den Handflächen über seine Wangen. Dabei hörten wir ihn stöhnen. Es war für ihn so etwas wie ein Tief schlag gewesen, denn jetzt musste er einsehen, dass all seine Vorgaben nichts gebracht hatten.
    »Wir hörten ihre Stimme«, fuhr ich fort. »Und sie kam uns vor wie ein Hilferuf. Deshalb sind wir überhaupt hier. Können Sie das nachvollziehen, Mr Archer?«
    »Nur schwer«, gab er zu.
    »Es ist aber so. Amys Geist braucht Hilfe. Vielleicht war das, was Sie getan haben, Mr Archer, genau das Falsche.«
    »Ja, das könnte stimmen«, murmelte er vor sich hin, um dann zusammenzuzucken. »Aber was hätte ich denn tun sollen? Was denn?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ich weiß gar nichts mehr. Ich habe so gehandelt, wie es mir mein Gefühl sagte. Und jetzt bin ich überfragt, das muss ich ehrlich zugeben.«
    Viel besser sah es bei mir auch nicht aus. Ich fragte mich natürlich, wie es weitergehen sollte, aber einen konkreten Gedanken konnte ich nicht vorweisen.
    Ebby Jackson nahm mir praktisch das Wort aus dem Mund. »Wir müssen ihn finden«, sagte er. »Damit meine ich natürlich den Geist. Ja, nur ihn und nichts anderes.«
    »Wie wollen Sie denn einen Geist finden?«, fragte der Pfarrer. »Sie sind uns Menschen über. Einen Mann oder eine Frau kann man jagen. Aber einen Geist, das ist…«
    »Mr Sinclair wird auch der Geisterjäger genannt«, sagte Jackson.
    Archer wunderte sich und schaute mich überrascht an. »Stimmt das wirklich?«
    Ich winkte ab. »Es ist mehr scherzhaft gemeint. Aber es stimmt, ich kenne mich ein wenig aus.«
    »Und wo könnte der Geist stecken? Er ist unsichtbar. Das sind Geister doch immer - oder?«
    »Das kann man so sagen.«
    »Bitte, dann sehe ich keine Chance. Es wird umgekehrt sein, Mr Sinclair, der Geist wird zu uns kommen, verstehen Sie? Und dagegen müssen wir uns wehren.«
    »Wie würden Sie es tun?«
    Archer schüttelte den Kopf. In dieser Bewegung lag schon ein Schuss Verzweiflung. »Ich weiß nicht, was ich dagegen unternehmen kann. Ich sehe keine Chance. Dieser Geist hat die Kirchenmauern überwunden. Das Böse hat in unserem Gotteshaus Einzug gehalten. Es hat uns demonstriert, wie mächtig es ist. Und da habe ich Angst bekommen. Wenn dieser verdammte Geist es will, kann er unseren Ort hier terrorisieren.«
    »Das könnte
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