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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge
Autoren: Jason Dark
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sie ihn zerbrechen. Sie stand sicherlich noch unter Schock.
    Er beschrieb ihr den Jungen.
    Ich schlenderte auf die beiden zu, behielt dabei meine Umgebung aber im Blick.
    »Ja, den habe ich gesehen.«
    »Wunderbar. Und können Sie uns auch sagen, wohin er gelaufen ist?«
    Sie nickte. »Zum Rummel rüber.«
    »Und weiter?«
    »Nichts mehr, leider.«
    »Danke, Sie haben uns trotzdem sehr geholfen.«
    »Bitte, nichts für ungut.«
    Ich war schon auf dem Weg und ging mit langen Schritten. Suko hatte mich schnell eingeholt.
    »Hast du die gleiche Idee wie ich?«, fragte er.
    »Kann sein.«
    »Welche denn?«
    »Ich denke da an eine Familienzusammenführung.«
    »Genau daran habe ich auch gedacht…«
    Imre Kovec stand auf dem Fleck und starrte auf die Kühlerschnauze. Er hatte das Gefühl, neben sich zu stehen, und erst langsam kehrte er zurück in die Realität.
    Der Truck stand. Er war im letzten Moment zum Stehen gekommen, und Imre hatte bereits seinen heißen Atem gespürt. Ein Meter weiter nur, und es hätte ihn erwischt.
    Und jetzt?
    Sein Vater war nicht mehr da. Er hatte sich zurückgezogen. Er hatte auch keinen Kontakt mit seinem Sohn aufgenommen, und deshalb fühlte Imre eine Leere in sich.
    Er drehte sich trotzdem um. John Sinclair und Suko waren bereits in das Fahrerhaus geklettert, und eigentlich hätte er bei ihnen bleiben müssen.
    Aber durch seinen Kopf schössen plötzlich andere Ideen. Er dachte an etwas Bestimmtes, denn man konnte es drehen und wenden, der Fall war für ihn noch nicht beendet. Er kannte seinen Vater zwar nicht, doch er wusste, welch böser Mensch er war. Er hatte sich der Hölle verschrieben oder wem auch immer, und Imre wurde klar, dass seine Mutter vielleicht die Wut des Vaters zu spüren bekommen würde.
    Das wollte der Junge auf keinen Fall. Er liebte seine Mutter über alles. Er wollte weiterhin mit ihr leben und mit ihr von Jahrmarkt zu Jahrmarkt ziehen.
    Ohne dass er sich selbst einen Anstoß gegeben hätte, lief er schneller.
    Der Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    Er hätte jetzt gern Kontakt zu seinem Vater gehabt, doch der meldete sich nicht.
    Die Strecke kam ihm plötzlich viel weiter vor als beim Hinweg. Er zitterte auch, und seine Beine bewegten sich dabei wie von selbst.
    Auf dem Rummel war nichts mehr wie sonst. Was passiert war, hatte sich blitzschnell herumgesprochen, und keiner der Anwesenden tat noch etwas. Sie blieben auf ihren Plätzen stehen oder hocken, und ihre Gesichter glichen denen von blassen Puppen.
    Endlich sah er den Wohnwagen mit dem Vorzelt vor sich. Die Plane war geschlossen. Die letzten Schritte lief Imre langsamer. Er spürte das Zittern in seinen Knien und holte einige Male tief Luft, um sich wieder zu fangen.
    Dann war er so weit.
    Er zog die Planenhälften auseinander.
    Es war noch düster im Zelt, aber der Junge sah alles genau. Und was er sah, war schrecklich…
    Zuerst lenkte ihn die Stimme seines Vaters ab, die er jetzt normal hörte und nicht nur in seinem Kopf.
    »Komm näher, Söhnchen, komm ruhig näher. Nur so kannst du das Leben kennen lernen.«
    Imre gehorchte. Er wollte seinen Vater gar nicht sehen, die Mutter war ihm wichtiger.
    Sie lag auf dem Rücken und wimmerte vor sich hin. Ihre Kleidung war zerrissen. Dazwischen glänzte die nackte Haut, und der Junge sah, dass sie an einigen Stellen blutete. Dort musste ihr der Kerl Wunden zugefügt haben. Imre sah auch den Dolch in der Hand des Mannes und die am unteren Ende blutige Klinge.
    »Sie wollte dich nicht loslassen, mein Sohn. Sie wollte dich mit ihrem Leben verteidigen. Das hat sie wirklich ernst gemeint, aber ich habe ihr ihre Grenzen aufgezeigt. Und sie stellt sich noch immer gegen mich. Gut, sie hat es nicht anders gewollt. Außerdem bist du jetzt da. Da kann ich ihr die Kehle durchschneiden.«
    Das einem zwölfjährigen Jungen ins Gesicht zu sagen war unmenschlich. Aber Imre rannte nicht schreiend weg. Eine innere Stimme befahl ihm, durchzuhalten und in dem Zelt zu bleiben.
    Er fasste die gespenstische Gestalt seines Vaters genau ins Auge und ließ sich auch durch den eisigen Blick nicht beirren.
    »Wer bist du?«, fragte er.
    »Ich bin dein Vater!«
    »Ja, auch. Aber das meine ich nicht. Wer bist du wirklich? Du - du bist kein richtiger Mensch.«
    De Lacre grinste. »Doch, das bin ich schon. Oder fast. Ich bin nur einen anderen Weg gegangen. Ich habe mich von den Templern gelöst, aber nicht von Baphomet, dem großen Götzen. Ich habe mit ihm einen Pakt geschlossen, und er gab
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