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1505 - Der blinde Blutsauger

1505 - Der blinde Blutsauger

Titel: 1505 - Der blinde Blutsauger
Autoren: Jason Dark
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nickte. »Sie haben dann von ihren besonderen Vorlieben erfahren.«
    »Richtig. Die Menschen sind eben so. Warum sollten Blinde eine Ausnahme bilden?«
    »Haben Sie Eve stets abgeholt, oder haben Sie das Ihren Leuten überlassen?«
    »Ich holte sie immer persönlich ab.«
    »Was sagten die Kunden?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Ich präzisierte meine Frage. »Wie gingen sie damit um, dass sie von einer blinden Frau bedient wurden?«
    Er wartete mit seiner Antwort. »Ich habe nie Klagen gehört, das muss ich gestehen. Es wird auch oft mit Masken gearbeitet. Möglicherweise haben sie nicht bemerkt, dass Eve blind ist. Auch daran habe ich des Öfteren gedacht.«
    »Und als Vampirin ist sie im Heim nie in Erscheinung getreten?«
    »Nein. Sie ist es auch noch nicht lange. Erst seit drei Tagen und drei Nächten.«
    »Vermisst man sie nicht?«
    Corti schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht, denn ich konnte alles regeln. Ich habe mit den Verantwortlichen gesprochen und ihnen erklärt, dass sie bei mir bleiben will. Ja, man war damit einverstanden, denn man weiß ja, dass von mir die regelmäßigen Summen fließen. Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden.«
    Es war alles logisch, so wie er es uns erklärt hatte, aber es blieb doch ein Phänomen.
    Suko fragte: »Wer leitet dieses Blindenheim?«
    »Es ist eine Frau. Stella Doyle.«
    Der Name sagte uns nichts.
    Suko fragte weiter. »Und wo finden wir das Blindenheim?«
    »Auch hier in Kensington. Es ist ein altes Haus. Gegründet wurde es von einem ebenfalls blinden Lord, der zugleich ein Fabrikant war. Das lieg schon lange zurück. Das Gebäude kann man nicht abreißen, weil es auf einem ebenfalls geschenkten Grund und Boden steht.«
    »Okay, das ist schon mal etwas.« Suko lächelte bissig. »Jetzt müssen wir nur herausfinden, wie Eve zu einem Vampir geworden ist. Und wo dies passierte.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Besuchte sie außer Ihnen noch jemand?«
    »Nicht, dass ich wüsste, und hier ist sie bestimmt nicht von einem Vampir überfallen worden.«
    »Dann käme nur das Heim infrage.«
    Corti hob die Schultern. Das konnte Ablehnung und Zustimmung zugleich bedeuten.
    »Was sagst du, John?«
    »Wir werden das Heim noch genauer unter die Lupe nehmen, das steht fest.«
    »Eben. Aber zuvor haben wir noch eine Aufgabe zu erledigen.« Er nickte in Richtung Käfig.
    Auch Alfonso Corti war die Bewegung aufgefallen. Er zog die richtigen Schlüsse.
    »Ja, bitte, befreien Sie mich von Eve. Ich selbst schaffe es nicht. Deshalb habe ich Sie ja kommen lassen. Ich weiß nicht, wohin mit ihr. Ehrlich nicht. Ich kann sie doch nicht hier im Käfig lassen wie ein Ausstellungsobjekt.«
    »Bestimmt nicht«, sagte ich. »Ich habe nicht vergessen, dass Sie den Namen van Helsing erwähnten. Demnach können wir davon ausgehen, dass Sie sich etwas auskennen.«
    »Nein, das ist zu viel gesagt. Eher nicht. Ich weiß nur, dass dieser Dracula im Film gepfählt wurde. Das ist alles. Aber so etwas kann ich nicht.«
    »Das brauchen Sie auch nicht«, beruhigte ich ihn, »denn das werden wir übernehmen.«
    Er zuckte leicht zusammen und wurde bleich. »Ja, das müssen Sie wohl tun.«
    »Und Sie haben damit rechnen müssen, dass es so endet«, sagte Suko.
    »Sonst stünden wir nicht hier.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Suko warf mir einen fragenden Blick zu. »Sollen wir losen, oder willst du es erledigen?«
    »Ja, ohne Kugel.«
    »Okay. Ich könnte natürlich auch die Peitsche nehmen…«
    »Nein, lass mal.« Ich hatte da meine eigenen Gedanken und Vorstellungen.
    »Das Kreuz?«
    Ich nickte.
    Suko trat vom Käfig weg, um mir freie Bahn zu lassen. Corti stellte ihm eine Frage, die er nur kurz beantwortete. Ich wusste nicht, worum es dabei ging. Es war auch egal. Ich konzentrierte mich auf die Blutsaugerin, deren Gier vorhanden sein musste, denn noch war sie nicht zum ersten Biss gekommen.
    Sie spürte mich.
    Noch standen wir uns gegenüber. Sie innerhalb des Käfigs, ich davor.
    Ich schaute durch die Zwischenräume, um mich erst mal an diese Gestalt zu gewöhnen. Schon oft hatte ich es mit Vampiren zu tun gehabt.
    Ich kannte ihre Reaktionen. Ich wusste, wie sie handelten, wenn die Gier sie überfiel. Dieses Gefühl malte sich dann in ihren Augen ab, was hier nicht der Fall sein konnte, denn Eve war blind.
    Aber sie roch mich. Sie witterte mein Blut.
    Das Kreuz hing nicht mehr vor meiner Brust, ich hielt es hinter meinem Rücken verborgen.
    Ich wollte sie locken und flüsterte: »Eve, ich sehe dich. Ich weiß
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